Ist der Kostenvorteil von E-Autos bald dahin?

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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 4 min

Wer sich ein Elektroauto zulegen will, sollte dies noch in diesem Jahr machen, wenn ihm die Gesamtbetriebskosten besonders wichtig sind, empfiehlt die Strategieberatung PwC. Denn wenn ab Januar 2024 der Umweltbonus auf 4500 Euro sinkt (3000 Euro vom Bund und 1500 Euro vom Hersteller), liegen Verbrenner bei der Total Cost of Ownership (TCO) mit E-Autos in etwa gleichauf, wie PwC berechnet hat. Und läuft der Umweltbonus Ende 2025 komplett aus, soll der Kostenvorteil von E-Autos endgültig dahin sein.

Momentan ist es noch so, dass Elektroautos klar günstiger sind. Über eine Nutzungsdauer von vier Jahren und bei 15.000 km pro Jahr schlägt ein Opel Corsa-e aktuell mit 26.000 Euro zu Buche. Der Corsa-Verbrenner hingegen kommt auf 29.000 Euro. Der Kostenvorteil hängt neben der staatlichen Förderung auch mit den deutlich günstigeren Treibstoffkosten zusammen: Laut PwC zahlen E-Fahrer:innen für ihren Fahrstrom je nach Nutzungsprofil mit privater Wallbox oder öffentlichem Schnelllader aktuell zwischen 75 bis 109 Euro pro Monat. Ein durchschnittlicher Verbrenner schluckt im Schnitt 166 Euro Benzin oder Diesel, selbst ein sparsamer Neuwagen liegt mit 126 Euro noch deutlich über den Treibstoffkosten eines E-Autos.

Wandel zur E-Mobilität hält trotz hoher Energiepreise ungebremst an

Aktuell wächst der Markt für Elektroautos mit hohem Tempo, allerdings hat sich das Wachstum im letzten Quartal des Jahres 2022 etwas abgeschwächt. Das zeigen die Ergebnisse des aktuellen Electric Vehicle Sales Review von PwC Autofacts und Strategy&, der Strategieberatung von PwC, in dem die Neuzulassungszahlen in weltweit 14 ausgewählten Märkten ausgewertet werden. Während im dritten Quartal 2022 weltweit 74,7 Prozent mehr reinelektrische Fahrzeuge (Battery Electric Vehicle, BEV) zugelassen worden waren als im Vorjahreszeitraum, lag das Wachstum im vierten Quartal bei nur noch 55,6 Prozent. Grund dafür waren vor allem ein deutlicher Dämpfer in China sowie geringere Absätze in den USA.

Insgesamt aber hält der Wandel zur E-Mobilität trotz hoher Energiepreise ungebremst an. Im vergangenen Jahr wurden weltweit 70 Prozent mehr BEV verkauft als noch 2021. In Europa lag das Plus bei rund 27,6 Prozent, in China bei 84,5 Prozent, in den USA sogar bei 87,6 Prozent.

Aussicht auf sinkende Förderprämien lösen Mini-Boom in Deutschland aus

Entgegen dem globalen Trend zogen die Verkäufe von Elektrofahrzeugen in Deutschland im vierten Quartal kräftig an. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum stieg der Absatz von BEV um 66,1 Prozent. Bei Plug-in-Hybriden (PHEV) lag das Plus sogar bei 73,5 Prozent, während Hybride einen Zugewinn von 26,7 Prozent verzeichnen konnten. Aufgrund dieses Schlusssprints lag der Marktanteil von elektrischen Fahrzeugen im vierten Quartal mit knapp 60 Prozent zum ersten Mal über dem von Verbrennern. Die schwächeren ersten Quartale wurden dadurch etwas ausgeglichen.

Hauptgrund für die Erholung sind sinkende sowie auslaufende Kaufprämien. Während der Staat für BEV mit einem Nettolistenpreis bis 40.000 Euro seit Anfang 2023 nur noch 4500 statt 6000 Euro Prämie zahlt, ist die Förderung für PHEV Ende 2022 vollständig ausgelaufen. Die Steueranreize für Plug-in-Hybride als Dienstwagen – 0,5 Prozent statt 1 Prozent geldwerter Vorteil – bleiben jedoch bestehen, sodass diese Fahrzeugklasse für die Flotten von Unternehmen weiterhin kommerziell sehr attraktiv bleiben wird.

Wir beobachten derzeit, wie die Transformation der Mobilität das nächste Level erreicht und erwachsen wird. Trotz hoher Energiepreise und sinkender und auslaufender Prämien in Deutschland aber auch in anderen Ländern wie China oder Frankreich bleibt das Tempo des Wandels hoch und die Elektromobilität auf Kurs“, sagt Felix Kuhnert, Partner und Automotive Leader bei PwC Deutschland. „Die Dauerhaftigkeit des Wandels zeigt sich zum Beispiel daran, dass Elektrofahrzeuge herkömmliche Verbrenner selbst bei den aktuellen Energiepreisen in den Gesamtkosten schlagen. Außerdem haben die Verbraucher:innen die Vorteile der Elektroautos inzwischen so verinnerlicht, dass sie in Zukunft vielfach auch ohne Kaufanreize zu E-Autos greifen werden.“

Obwohl die hohen Energiepreise kaum Einfluss auf den Wandel der Branche ausüben, bleiben viele geopolitischen Risiken durch den Krieg in der Ukraine bestehen. „Um in dieser neuen Realität zu bestehen, müssen die europäischen Hersteller ihre Wertschöpfungskette ausbauen – und dabei vor allem die Entwicklung und Fertigung von Batterien sowie die Gewinnung der dafür notwendigen Rohstoffe in Europa vorantreiben“, sagt Jörn Neuhausen, Director und Leiter Elektromobilität bei Strategy& Deutschland. Wer in Zukunft eine ‚Licence to operate‘ behalten will, müsse sich mehr und tiefer engagieren als einfach nur Batteriezellen von Zellhersteller zu kaufen und diese in das eigene Fahrzeug zu integrieren: „Die europäischen Hersteller sollten gerade jetzt der Versuchung widerstehen, die Zellen nur zu spezifizieren, sondern sollten stattdessen mit voller Kraft eigene Lösungen und Innovationen vorantreiben, um weiterhin wettbewerbsfähig und unabhängig am Markt auftreten zu können“. Dies umfasse hinsichtlich Liefer- und Preissicherheiten bei den Batteriezellen auch eine eigene Positionierung in der Wertschöpfungskette, besonders im Bereich Mining and Refining, wenn möglich im europäischen Umfeld, rät Neuhausen.

Quelle: Automobilwoche – Ab 2024 Elektroautos teurer als Verbrenner / Strategy& – Pressemitteilung vom 07.02.2023

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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Wolfbrecht Gösebert:

„Wow, dein Absolutismus ist bemerkenswert.“

Lies sorgfältiger!:

brainDotExe schrieb:

„Ich persönlich kenne niemanden, der sich ein Elektroauto (rein) aus Gründen des Umweltschutzes angeschafft hat.“

vs.
ich schrieb:

„[das] läßt […] einen klaren Rückschluß auf die Art von Leuten zu, mit denen Du Dich umgibst!

Merke: Inhaltliche Aussagen zu „der Art von Leuten“ habe ich nicht gemacht!

Muß ich ja auch nicht … er hat sich selber dazu geäußert, sein Fazit:

„[Der] neumodische linksgrüne politische Trend, der sich vor allem bei der jüngeren Generation (U20) in den letzten Jahren gebildet hat, ist zum Glück in meinen ländlichen Wahlkreis noch nicht durchgedrungen […] bei uns im Dorf kommt die CDU auch über 70%).“

Kommentiere ich nicht, das ist in meinen Augen „selbsterklärend“ :)

adson:

0,25€/kWh im Windpark gibts schon!

brainDotExe:

Das ist ja gerade das Problem – warum kann die Politik diesen Überschuss-Strom nicht günstig an Bürger und Kommunen für öffentliche Gebäude für Wärmepumpen und Batteriespeicher abgeben?

Die Politik kann dazu relativ wenig beisteuern. Der Strommarkt ist größtenteils privatisiert.
Man kann höchstens die Steuern senken/aussetzen und/oder Netzabgaben reformieren.

10 kWh Batteriespeicher dürften ca. 6.000 Euro kosten, bei 10 – 15 Jahren Haltbarkeit wären es 400 – 600 Euro im Jahr und bei 3.000 kWh Jahresverbrauch Speicherkosten von 13,33 – 20 Cent/kWh.

Das haben schon einige Leute durchgerechnet. Ein Batteriespeicher rechnet sich, wenn er die Grenze von ca. 300€/kWh unterschreitet. Sprich weniger als 3000€ für 10 kWh kostet.

3000 kWh im Jahr bedeuten bei einem 10 kWh Speicher 330 Vollzyklen, da man max. 90% der Kapazität nutzt. Das ist illusorisch.
Gehe mal eher von 200-250 Vollzyklen aus.

Der Überschuss-Strom dürfte 10 – 16,67 Cent/kWh kosten, um auf 30 Cent/kWh zu kommen.

Es gibt heutzutage bereits dynamische Stromtarife, bei welchen in Zeiten mit viel Überschuss im Netz der Preis lediglich aus Steuern und Abgaben besteht. Da kommst du dann auf ca. 15 Cent/kWh.
Im PV Forum haben sich auch schon einige Leute eine Steuerung für ihren Speicher gebaut um zu genau solchen Zeiten zu laden.

Es ist also bereits möglich, es ist nur der Wille (und das technische Verständnis der Leute) woran es scheitert.

Die Energiewende bieten viele Möglichkeiten den Strom- und Energiebedarf günstig und umweltfreundlich im Land selber zu decken, die Politiker müssen es nur wollen und auch umsetzen – aber darauf warten wir nun schon seit Jahrzehnten vergeblich

Wie an andere Stelle schon angemerkt, die Energiewende wurde von Anfang an so gestaltet dass die Stromerzeugung dezentral und auch durch den Bürger selbst erfolgen kann.
Ich sehe immernoch viele Dächer ohne PV Anlage. Der Politik hier die alleinige Schuld zu geben ist falsch. Erst mal an die eigene Nase packen.

Selbst als Mieter hat man inzwischen die Möglichkeit ein Balkonkraftwerk zu betreiben.

Hilf dir selbst, so hilft dir Gott!

Daniel W.:

… da mittags und in Windreichen perioden noch mehr Überschuss produziert wird, der aber nicht günstig dem verbraucher zur verfügung stehen wird, sondern mit gewaltigen Ausgleichskosten quasi verschenkt wird.

Das ist ja gerade das Problem – warum kann die Politik diesen Überschuss-Strom nicht günstig an Bürger und Kommunen für öffentliche Gebäude für Wärmepumpen und Batteriespeicher abgeben?

Die Wärmepumpen und Wassertank in den Häusern wären günstige Speichermöglichkeiten für überschüssigen Ökostrom. Dazu noch E-Autos und Batteriespeicher für Wohnungen ohne PV-Anlage und man hätte einen Riesenspeicher, der den Leuten und Kommunen viel Geld spart.

10 kWh Batteriespeicher dürften ca. 6.000 Euro kosten, bei 10 – 15 Jahren Haltbarkeit wären es 400 – 600 Euro im Jahr und bei 3.000 kWh Jahresverbrauch Speicherkosten von 13,33 – 20 Cent/kWh. Der Überschuss-Strom dürfte 10 – 16,67 Cent/kWh kosten, um auf 30 Cent/kWh zu kommen.

Die Energiewende bieten viele Möglichkeiten den Strom- und Energiebedarf günstig und umweltfreundlich im Land selber zu decken, die Politiker müssen es nur wollen und auch umsetzen – aber darauf warten wir nun schon seit Jahrzehnten vergeblich, lieber wird den Lobbyisten der großen Energiekonzerne in den Hinter gekrochen und die Energiewende ganz massiv behindert.

Manfred T.:

@ Daniel: Ich denke ihr Ansatz, dass die Strompreise durch den Ausbau der „Erneuerbaren“ wesentlich billiger wird, ist sehr naiv. der Ausbau forciert die Ineffektität des Stromangebotes , da mittags und in Windreichen perioden noch mehr Überschuss produziert wird, der aber nicht günstig dem verbraucher zur verfügung stehen wird, sondern mit gewaltigen Ausgleichskosten quasi verschenkt wird. daher nicht unter 35cent/kwh als kalkgrundlage verwenden.

brainDotExe:

Mit so ziemlich ganz normalen Leuten. Viele davon kenne ich seit der Grundschule, wenn nicht sogar dem Kindergarten.

Dieser neumodische linksgrüne politische Trend, der sich vor allem bei der jüngeren Generation (U20) in den letzten Jahren gebildet hat, ist zum Glück in meinen ländlichen Wahlkreis noch nicht durchgedrungen (CDU > SPD und FDP > Grüne, bei uns im Dorf kommt die CDU auch über 70%).

Michael Neißendorfer:

Lieber Kommentator,

den Vorwurf, dass wir uns hier auf BILD-Niveau befinden, wollen wir so nicht stehen lassen. Die Überschrift gibt (sogar noch mit offenem Ausgang formuliert) lediglich das Ergebnis einer Studie wieder. Und zur Entwicklung der E-Mobilität und dem Selbstverständnis des Journalimus im Allgemeinen gehört es, auch andere und kritische Sichtweisen zuzulassen und sie in den Diskurs einzubringen. Ob der Kostenvorteil tatsächlich bald dahin ist, wird die Zukunft zeigen. Und glauben Sie uns: „Verbrennerlobby-Wunschüberschriften“ werden Sie bei uns nicht lesen. Auch wenn Sie meinen, hier eine gefunden zu haben. Im übrigen würde die BILD oder die Verbrennerlobby nie schreiben, dass E-Autos aktuell überhaupt einen Kostenvorteil haben. Und Ihre Wunschüberschriften finden Sie an vielen anderen Stellen bei uns auf der Seite. Viel Spaß beim Stöbern.

Schöne Grüße aus der Redaktion

Michael

Christoph:

Wow, dein Absolutismus ist bemerkenswert. Sei es drum. Kann jemand / du eine Statistik oder repräsentative Umfrage raussuchen, die einen der beiden Standpunkte untermauert?

PS: Auch für mich stand der Umweltschutz nur an zweiter Stelle.
PPS: wenn Umweltschutz an erster Stelle stehen würde, müsste man das „System Automobil“ hinterfragen. Aber das tut – egal welche Autolobby – nicht.

Wolfbrecht Gösebert:

„Ich persönlich kenne niemanden, der sich ein Elektroauto (rein) aus Gründen des Umweltschutzes angeschafft hat.“

Nun, das wundert mich absolut nicht – allerdings läßt das eben vielmehr einen klaren Rückschluß auf die Art von Leuten zu, mit denen Du Dich umgibst!

Wolfbrecht Gösebert:

„zwei originale Columbia Elektroautos (Baujahr 1900 und 1904 [sind] immer noch fahrbereit“

Jaaa – aber nur, weil sie halt noch rein elektro-mechanisch funktionieren!

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