VW-Chef Schäfer: „Unsere Zukunft ist elektrisch“

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Volkswagen

Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 4 min

Volkswagen steht vor einer entscheidenden Phase seiner Elektromobilitätsstrategie. Im Gespräch mit Press-Inform gab Thomas Schäfer, Markenchef von VW, Einblick in die Pläne des Konzerns und erläutert, wie Volkswagen die Herausforderungen der Transformation meistern will. Bekanntermaßen plant das Unternehmen sein neues Einstiegsmodell, den ID. Every1, 2027 auf den Markt zu bringen. Laut Schäfer sei dies genau der richtige Zeitpunkt: „Dann, wenn wir technologisch das beste Paket liefern, zum Beispiel in Sachen Batteriekosten und Softwarearchitektur – und dann, wenn in dem Segment genug Menschen dazu bereit sind, ein E-Auto zu fahren.“

Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Preisgestaltung des ID. Every1, der rund 20.000 Euro kosten soll – eine Herausforderung, die selbst asiatische Hersteller als schwierig ansehen. Schäfer betont, dass Volkswagen aufgrund seiner breiten Modellpalette und effizienten Produktionsstandorte in der Lage sei, Technologien kostengünstig zu skalieren: „Wenn wir hochwertige Technologien für alle unsere Fahrzeuge entwickeln, dann wird die Technologie für das einzelne Auto günstiger.“ 

Dennoch wird der ID. Every1 nicht in Deutschland produziert werden, sondern an einem kostengünstigeren europäischen Standort. „Kleine Fahrzeuge sind kostenseitig immer anspruchsvoller als große, egal ob Elektro oder Verbrenner,“ so Schäfer. Dennoch verspricht VW ein Modell mit vollwertiger AC- und DC-Lademöglichkeit, anders als etwa der Renault R5, bei dem besonders flottes DC-Laden der Version mit großem Akku vorbehalten ist.

VW ID.-Familie bekommt Zuwachs im Einstiegssegment

Noch vor dem ID. Every1 bringt VW die Serienversion des ID. 2all für unter 25.000 Euro auf den Markt. Eine Kannibalisierung sieht Schäfer nicht, da sich beide Modelle klar voneinander abgrenzen: „Während die Serienversion des ID. Every1 primär für den urbanen Einsatzzweck konzipiert ist, wird die Serienversion des ID. 2all ein Auto sein, das zwar so kompakt ist wie ein Polo, aber so viel Platz wie ein Golf und technische Lösungen aus höheren Segmenten bietet.“

Ein entscheidender Faktor für den Preis ist die Batterie. VW setzt beim ID. Every1 auf kostengünstige LFP-Zellen, die durch die Einheitszellenstrategie der Volkswagen-Tochter PowerCo weiter verbilligt werden sollen. Obwohl sinkende Batteriekosten oft als unsichere Variable gelten, bleibt Schäfer optimistisch: „Wir setzen auf eine Mischung aus zugekauften und selbst hergestellten Batteriezellen.“

Ein weiteres technisches Detail: Die Plattform des ID. Every1 setzt auf Frontantrieb und ermöglicht dadurch eine bessere Raumnutzung. „So ist der Kofferraum der Serienversion des ID. 2all größer als der des Golf – weil der Antrieb nun vorne ist,“ so Schäfer. Volkswagen plant zudem eine ganze Modellfamilie auf dieser Basis. Neben ID. Every1, ID. 2all und einer sportlichen GTI-Version soll ein SUV hinzukommen. Auch die Schwestermarken Cupra und Skoda werden eigene Ableger mit dem Raval und dem Epiq erhalten.

Europa müsse sich für lokale Produktion stark machen

In Bezug auf die Verbrennerstrategie sieht Schäfer Flexibilität als Schlüssel. Ob VW bis 2033 oder 2035 noch Verbrenner in der EU anbietet, sei zweitrangig: „Wir haben das komplette Portfolio seit dem vergangenen Jahr erneuert, die Modelle können wir, wenn die Kunden das wollen, auch noch zwei Jahre länger anbieten. Entscheidend wird der Weg der Transformation bis dahin sein.“ Zur Wettbewerbsfähigkeit des Standortes Europa äußert sich Schäfer positiv über die jüngsten Signale der EU-Kommission, sieht aber Handlungsbedarf: „Wichtig für den Standort Europa ist, dass wir gemeinsam den Pfad zu einer wettbewerbsfähigen Industrienation hinbekommen: weg von Strafen und hin zur Förderung.“

Schließlich geht Schäfer auf die Produktionskosten in Deutschland ein. Während ein vollständiger Produktionsabzug nicht in Frage kommt, sieht er Einsparpotenzial durch Vereinbarungen mit Gewerkschaften und dem Betriebsrat: „Wir wollen den Beweis antreten, dass man auch in Deutschland wettbewerbsfähig Autos bauen kann.“

Volkswagen selbst sieht sich bereits heute als wettbewerbsfähig: „Wir gewinnen hier sowohl mit den Verbrennern als auch den Elektroautos.“ Der ID.7 etwa ist das erste Auto überhaupt, das vom ADAC mit der Note „sehr gut“ bewertet wurde, und der Golf habe das Goldene Lenkrad gewonnen. Bis 2030 will VW wieder als führender Volumenhersteller gelten, was aktuell Toyota für sich beansprucht: „Ab dem nächsten Jahr gehen wir voll in die Offensive und bringen bis 2027 neun neue Modelle.“

Eine Abspaltung von Marken innerhalb der Brand Group Core, zu der VW, Skoda, Cupra und Seat gehören, schließt Schäfer aus. Vielmehr nutze VW Synergieeffekte zwischen den Marken, um Kosten zu senken und effizienter zu wirtschaften. Die Herausforderungen auf dem globalen Markt waren ebenfalls ein Thema. Schäfer räumt ein, dass China als Absatzmarkt schwieriger geworden sei, bleibt aber zuversichtlich: „Das Ziel ist klar: Wir wollen der größte internationale Hersteller in China bleiben.“ VW setze verstärkt auf lokale Entwicklung und Produktion, um mit den heimischen Herstellern mithalten zu können.

Quelle: press:inform – Interview per Mail

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

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Stefan:

Verbrenner sind Wählscheiben Telefone…BEVs Smartphones. Oder wie ich es umschreibe: Röhrenfernseher vs OLED TV

Rene:

Mein Gedankengang dazu für alle die nicht auf Elektro wechseln wollen. Der Unterschied zwischen Verbrenner und Elektro ist in etwa ein Tastentelefon zum heutigen Smartphone, damit ist doch alles klar wer benützt dann noch heute eines mit Tasten.

Daniel W.:

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VW-Chef Schäfer: „Unsere Zukunft ist elektrisch“
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Dem stimme ich zu – die große Frage ist nur, ob die Zukunft von VW auch noch „Made in Germany“ sein wird.

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