Fahrbericht Renault 5 Electric: Das E-Auto des Jahres?

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Renault

Wolfgang Gomoll
Wolfgang Gomoll
  —  Lesedauer 5 min

Großer Name, riesige Erwartungen. Der Renault 5 E-Tech Electric startet mit viel Vorschusslorbeeren ins Zeitalter der Elektromobilität. Zurecht. Die Neuauflage des Klassikers ist ähnlich pfiffig wie der Vorfahre und macht dabei auch noch Spaß zu fahren.

Wir waren schon millionenteuren Hyper-Sportwagen unterwegs, in Einzelstücken oder in neu aufgelegten Klassikern. Aber in keinem Auto ist uns eine derart große Begeisterungswelle entgegengebrandet, wie im Renault 5 E-Tech Electric. Egal wo wir mit dem quietschgelben Stromer auf den Straßen von Nizza aufgetaucht sind, sahen wir lachende Gesichter. Und wenn wir für jeden nach oben gereckten Daumen einen Fünf-Euro-Schein bekommen hätten, wäre unser Portemonnaie prall gefüllt gewesen. Klar, für die Franzosen ist der Renault R5 eine Herzensangelegenheit, er ist Teil der automobilen Geschichte, auf die die Grande Nation heute noch stolz ist.

Der Renault 5 kam 1972 auf den Markt und eroberte flugs die Herzen von Millionen Autofahrern in ganz Europa. Bis zu seiner Einstellung Ende 1996 entschieden sich mehr als neun Millionen Autofahrer für den Kleinwagen der Rombusmarke. Der R5 war und ist Kult. Jetzt lassen die Franzosen den beliebten Klassiker wieder auferstehen und schaffen das, was viele versuchen. Ein Elektroauto zu kreieren, das Emotionen weckt, das einfach Spaß macht. Ja, für uns ist der kleine gallische Stromer das E-Mobil des Jahres und sticht sogar seinen Landsmann Citroën ë-C3 aus. Während VW und andere etablierte Autobauer es nicht schaffen, einen Elektro-Menschenfänger auf die Räder zu stellen, fliegen dem Renault 5 E-Tech Electric die Herzen zu.

Dabei ist die Technik des E-Kleinwagens kein Hexenwerk. Die neue AmpR-Small-Plattform auf der der Kleinwagen basiert, ist im Grunde eine Weiterentwicklung der bekannten CMF-B-Architektur (Common Module Family) der Renault-Nissan-Allianz. Die Vorderachse stammt vom Renault Capture und hinten haben die Techniker dem Stromer eine Multilink-Achse verpasst. „Die brauchen wir, damit die Batterie Platz hat“, erklärt Renaults oberster Produktplaner Guido Haak. Zwei NMC-Akkus stehen zur Wahl: Einer mit 40 Kilowattstunden Kapazität und maximal 312 Kilometern Reichweite. In der von uns gefahrenen Top-Version Iconic Five 150 Comfort Range waren Energiespeicher mit einer Kapazität von 52 kWh verbaut. Damit soll der Renault 5 E-Tech Electric bis zu 410 Kilometer weit kommen.

Alles keine Rekordwerte. Auch die Ladezeiten hauen einen nicht vom Hocker: Die großen Akkus laden bei Gleichstrom mit maximal 100 kW (die kleinen mit 80 kW). So ist die Batterie in einer halben Stunde von 15 auf 80 Prozent gefüllt. An einem AC-Punkt sind es maximal 11 kW. Dann dauert dieses Stromtanken etwas mehr als drei Stunden.

Bei den Antrieben ist es ähnlich. Drei Varianten stehen zur Auswahl: Los geht es ab Januar nächsten Jahres mit 110 kW / 150 PS, später folgen dann die Versionen 70 kW / 95 PS und 88 kW / 120 PS. Auch das sind keine Daten, die die Automobilwelt in ihren Grundfesten erschüttern. Genauso wenig wie die Fahrleistungen: Die 110 kW / 150 beschleunigen den 1524 Kilogramm schweren Renault 5 E-Tech Electric in acht Sekunden von null auf 100 und bei 150 km/h wirft die Elektronik den Anker. Ist aber alles völlig ausreichend, um auf allen Straßen flott unterwegs zu sein.

Renault-5-E-Auto-Cockpit
Press-Inform / Photo Yannick Brossard / DPPI

Was die Zahlen nicht ausdrücken, ist die harmonische Abstimmung des Fahrwerks. Der Renault 5 E-Tech Electric ist kein bloßes Fortbewegungsmittel, um von A nach B zu kommen, wie so mancher chinesische E-Kleinwagen, der deutlich günstiger ist. Der Franzose macht auch in Kurven richtig Spaß und die Karosserie ist gut angebunden. Das Fahrwerk vermittelt ebenso wie das gesamte Auto eine beruhigende Verbindlichkeit, ohne gewaltsam auf Komfort getrimmt zu sein. Auch der Verbrauch stimmt. Nach unserer Testfahrt meldete der Bordcomputer 12,9 kWh / 100 km, Renault gibt 15,2 kW / 100 km an.

Pfiffige Details machen den Renault 5 E-Tech Electric sympathisch

Es sind die pfiffigen Details, die den Renault 5 E-Tech Electric so sympathisch machen. Dazu gehören der kleine Heckflügel und das Gitter auf der Fronthaube. Eigentlich wollten die französischen Techniker dort die Ladesteckdose unterbringen, doch das erwies sich schnell als unpraktisch, weil das Kabel ständig an der Frontschürze scheuerte. Also zeigt nun eine LED-Anzeige der Zahl Fünf unter dem Gitter mit einzelnen Segmenten den Ladestand an und leuchtet auf, sobald sich der Fahrer dem Auto nähert. Der Filou zwinkert dann sogar mit den LED-Scheinwerferaugen.

Auch die Proportionen mit den kurzen Überhängen zitieren die erfolgreiche R5-Historie. Mit einer Länge von 3,92 Metern und 18 Zoll großen Rädern steht der Kleinwagen stämmig da. Dass bei einem solchen Auto mit einem Radstand von 2,54 Metern nicht überall opulente Platzverhältnisse herrschen, ist logisch. Vorne haben Erwachsene genug Platz, dahinter wird es schon deutlich enger, eine Fahrt von München nach Hamburg möchte man als ausgewachsener Mitteleuropäer im Fond des Renaults nicht zurücklegen. Dazu kommt noch das Kofferraumvolumen von 326 Litern, legt man die Lehnen der Rückbank um, werden 1106 Liter daraus. Allerdings ist der Boden nicht eben und steigt an. Zudem muss man das Gepäck über die Kante wuchten.

Renault-5-E-Tech-Electric-Test
Press-Inform / Yannick Brossard / DPPI

Beim Interieur mit dem 10,1-Zoll-Touchscreen und dem 10-Zoll-Instrumenten-Display bleiben ebenfalls wenig Wünsche offen. Auch nicht, was den bei Renault wohl unvermeidlichen Radio-Fernbedienungshebel angeht. Ansonsten ist die Handhabung des Infotainments eingängig. Das Interieur wirkt zumindest bei der von uns bewegten Top-Version alles andere als billig, zumal die Franzosen möglichst viel Recyclingmaterialien verwenden.

Mit einem Preis von 34.400 Euro ist diese Version des Renault 5 E-Tech Electric teurer als zum Beispiel ein Leapmotor T03, der den reinen Mobilitätsauftrag ebenso erfüllt. Auch der VW ID.3 ist momentan für eine kurze Zeit für weniger als 30.000 Euro zu haben. Aber der Renault macht einfach Spaß. Und ja, es wird eine Einstiegsversion des Renault 5 E-Tech Electric für rund 25.000 Euro geben. Allerdings ist da das DC-Schnellladen außen vor und der Strom fließt mit maximal 11 kW.

Renault-5-E-Tech-Leistung-Reichweite
Press-Inform / Yannick Brossard / DPPI
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Wolfgang Gomoll

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Wolfgang Gomoll beschäftigt sich mit dem Thema Elektromobilität und Elektroautos und verfasst für press:inform spannende Einblicke aus der E-Szene. Auf Elektroauto-News.net teilt er diese mit uns. Teils exklusiv!
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Christian:

Ab 25k kein DC und 100kw Peak. So sehr ich das Fahrzeug nach der Zoe gern fahren würde. Das geht gar nicht. Ein Fahrzeug was nicht vollwertig ist. Macht keinen Sinn.

Wallrider:

Ich bin deutlich zu jung, um ein Retro Fealing bei dem Auto zu haben, finde es optisch aber richtig ansprechend und bin begeistert.
Endlich mal kein langweiliges Auto, was gleich aussieht.
Habe es in der 400 km Variante vorbestellt und freue mich drauf.
Qualität, Ausstattung und besonders wohl auch die Software überzeugen, VW bekommt ja noch nicht mal Bluetooth unfallfrei hin, und das im aktuellen Audi A6…

Paul Ottron:

Die Meinungen sind verschieden.
Meine Frau und ich fahren auch mal 11 Stunden „durch“
etwa aus Mittelitalien oder der Slowakei
nach Süddeutschland
und machen nur jeweils wenige Minuten Pause zwischendurch. Passt scho.

Pedro G.:

Ab 2027

Pedro G.:

Nächstes Jahr möglich ?

Pedro G.:

Ende 2026 Anfang 2027 vorher wird die STLA Small nicht kommen ? !
Wurde doch gerade der Peugeot E-405 auf der CMP2 präsentiert !

Tom 1:

@ ID. 1+

Niko8888:

Kleiner Akku, geringer Verbrauch, hohe Ladegeschwindigkeit auch im Winter: damit hätte man dann einen erstwagentauglichen und potentiell bezahlbaren Kleinwagen

Wäre schön, wenn der 40kwh R5 das bringen würde, sonst ist er halt nicht mehr als ein hübscherer Kona, den es schon seit Jahren gibt

Albert Blort:

Ich hatte eigentlich gehofft, dass es ihn optional auch mit mehr kWh geben würde (bis zu 60+..).
Jetzt ruhen meine entsprechenden Erwartungen auf Stellantis und deren auf STLA Small basierenden künftigen Fahrzeugen – toi toi. Denn ich brauche einen Kleinen, der gelegentlich auch Langstrecke unkompliziert absolvieren kann. Bin auch bereit, dann entsprechend zu zahlen für den 65 kWh Akku etwa.

egon_meier:

Auf jeden Fall. Hat ein bisschen gedauert aber gegenüberdem was die Minderleister des Wettbewerbs fabrizieren – ich meine damit ausdrücklich auch Tesla – passt das schon.

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