Kaufratgeber: Luxus-E-Autos mit drastischem Wertverlust

Cover Image for Kaufratgeber: Luxus-E-Autos mit drastischem Wertverlust
Copyright ©

Porsche

Stefan Grundhoff
Stefan Grundhoff
  —  Lesedauer 5 min

Porsche Taycan, Audi e-tron oder Mercedes EQS – gerade die Elektroautos der Luxusklasse erleiden im ersten Jahr nach der Neuzulassung drastische Wertverluste von bis zu 50 Prozent. Daher kann es sich lohnen, statt des Neuwagens mit Stecker zu einem jungen Gebrauchten zu greifen. Das gilt aber auch für günstigere Einsteigermodelle.

Fröhliche Autohändler sieht man in diesen Zeiten eher selten. Die Verkaufszahlen könnten gerade bei den Elektroautos trotz stattlicher Neuwagenrabatte seit vielen Monaten deutlich besser sein. Seitdem die Kaufprämie gestrichen wurde, ist die Nachfrage bei vielen Modellen eingebrochen und die Verkaufsräume der Händler stehen voller denn je. Vorbei sind jene Zeiten, in denen der geneigte Elektrokunde mehrere Monate auf seinen Traumwagen mit Stecker warten musste.

Doch auf den europäischen Straßen sind immer mehr Elektromodelle unterwegs und durch Leasing, Finanzierung oder Langzeitmiete kommen viele noch junge Fahrzeuge schneller, als es ihnen lieb ist, zurück zum Händler. Hier stehen sich insbesondere die Fahrzeuge der Ober- und Luxusklasse auf den Verkaufsflächen die Reifen platt, denn die Nachfrage ist überschaubar.

Für die Interessenten, die auf der Suche nach einem Elektroautos sind, könnten die Zeiten daher kaum besser sein, denn die Rabatte der Jahreswagen kennen kaum mehr irdische Grenzen. So lassen sich Autos, die einen Neupreis von deutlich über 100.000 oder gar 150.000 Euro hatten, nach ein bis eineinhalb Jahren nicht selten für rund die Hälfte des Neupreises bekommen. Bei der Ausstattung lassen die Modelle kaum mehr Wünsche offen und die meisten jungen Gebrauchten lassen sich nicht allein kaufen, sondern auch günstig leasen oder finanzieren. Eine echte Alternative zum Neuwagenkauf und eine imageträchtige Alternative zum an sich ins Auge gefassten Mittelklassemodell. Doch der große Preisverfall trifft nicht allein die Luxusmodelle, sondern auch viele Volumenmodelle.

Audi e-tron GT

Der Audi e-tron GT ist eine der sportlichsten Möglichkeiten, elegant mit einem Elektroauto unterwegs zu sein. Schickes Design, schnelle Ladetechnik und exzellentes Fahrverhalten – trotzdem stürzen die Gebrauchtwagenpreise ins Bodenlose. Egal ob normaler e-tron GT oder die noch sportlichere RS-Version. Gebrauchtwagenhändler bieten das viertürige Coupé mit Laufleistungen zwischen 5000 und 10.000 Kilometern nach ein bis eineinhalb Jahren bereits zwischen 68.000 und 90.000 Euro an – das ist mitunter weniger als die Hälfte des Neupreises.

BMW iX

Nicht anders sieht die Situation bei BMW aus. Wer einen elektrischen Luxus-SUV mit Allradantrieb, Edelausstattung und reichlich Fahrspaß sucht, sollte nicht nur bei den Neuwagen schauen, sondern sich eher einen Jahres- oder Vorführwagen in die Garage holen. Nicht nur die Basisversion des BMW iX xDrive 40 mit 240 kW / 326 PS und kaum mehr als 5000 Kilometern, ein Jahr alt und gehobener Ausstattung wird bereits unter 50.000 Euro angeboten – mehr als 40 Prozent Wertverfall im Vergleich zum Neupreis. Die aktuell anstehende Modellpflege setzt die Preise nochmals unter Druck.

Mercedes EQS

Auch der Mercedes EQS ist in seinen unterschiedlichen Antriebsversionen weder als Neu- noch als Gebrauchtwagen begehrt. Viel Luxuslimousine für überschaubares Geld gibt es bei den Versionen 450, 450+ und 580 – am besten sollte ein Allradantrieb an Bord sein. Ein sehr gut ausgestatteter Mercedes EQS 450+ mit ebenfalls unter 5000 Kilometern und knapp 18 Monate alt ist problemlos für unter 65.000 Euro zu bekommen. Viele Händler bieten auch günstige Leasingkonditionen an, damit die Autos überhaupt unter die Leute kommen. Mehr elektrische Elektronoblesse für weniger Geld geht auf der Langstrecke kaum.

Porsche Taycan

Technisch ist der Porsche Taycan weitgehend mit dem Audi e-tron GT identisch. Doch beliebter ist er deswegen weder als Neu- noch als Gebrauchtwagen. Gerade die besonders leistungsstarken Versionen mit Preisen jenseits der 150.000 Euro haben einen massiven Preisverfall. Ein exzellent ausgestatteter Porsche Taycan Turbo S kostet als Neuwagen schnell 200.000 Euro. Nach gerade einmal einem Jahr liegen die Gebrauchtwagenpreise mit 10.000 bis 20.000 Kilometern oftmals um die 100.000 Euro. Das sind gerade einmal 50 Prozent des Neupreises.

Fiat 500e

Imposant sparen lässt sich jedoch nicht nur in den Luxussegmenten, sondern auch den Einsteigern. Anfangs kostete der Fiat 500e als Neuwagen mehr als 36.000 Euro. Doch der einstige Bestseller ist mittlerweile trotz unbestrittener Qualitäten zum schicken Ladehüter geworden. Zunächst wurde der Basispreis auf 30.000 und dann auf rund 25.000 Euro gesenkt. Mittlerweile sind die realen Verkaufspreise nochmals stattlich gepurzelt. Ein neuer Fiat 500e mit Tageszulassung und ohne echte Kilometer ist bereits unter 20.000 Euro zu bekommen – ohne Wartezeit und mit solider Ausstattung inklusive Navigation und dem praktischen Winterpaket.

Opel Corsa Electric

Auch beim Opel Corsa lassen sich echte Schnäppchen machen. Die Technik ist identisch mit dem Peugeot e-208, und so macht neben dem Design der Preis die Musik. 100 kW / 136 PS reichen für flotten Vortrieb und die Batterie für mehr als 250 km Reichweite. Vermeintliche Neufahrzeuge ohne Laufleistung mit einigen Monaten Zulassung starten deutlich unter 25.000 Euro. So muss man sich allein Farbe und Innenausstattung aussuchen, denn das Angebot ist größer denn je.

Peugeot e-208

Bei einem Kleinwagen wie dem Peugeot e-208 heißt es genau hinschauen. Denn hier gibt es zwar günstige Preise für junge Gebrauchtwagen, doch auch die neuen Modelle werden bei den Händlern häufig mit stattlichen Rabatten offeriert. Tages- oder Monatszulassungen starten bereits bei unter 25.000 Euro und haben allesamt weniger als 100 Kilometer abgespult.

Skoda Enyaq

Auch die volumenstarken Mittelklasse-Crossover wie der Skoda Enyaq sind alles andere als preisstabil. Auch wenn der Preisverfall nicht derart gigantisch wie bei den Luxusmodellen ist, sind auch hier echte Schnäppchen zu machen. Zudem gibt es keinerlei Wartezeiten. Einsteigen und losfahren. Gerade die Enyaq-Versionen mit kleinem Akkupaket (iV50 / iV60) und überschaubaren Reichweiten sind alles andere als begehrt. Mit weniger als 5000 gefahrenen Kilometern und weniger als ein Jahr alt kostet ein mittelprächtig ausgestatteter Elektro-SUV von Skoda kaum mehr als 30.000 Euro. Gerade die jüngste Modellpflege setzt die Preise der jungen Gebrauchten nochmals unter Druck.

VW ID.3

Auch der kompakte VW ID.3 – einst als elektrischer Golf gefeiert – tut sich bei den Kunden unverändert schwer. Die Technik ist abgesehen von dem recht müden Ladetempo solide und so lassen sich hier einige Schnäppchen machen – wahlweise mit 125 oder 150 Kilowatt-Antrieb und verschiedenen Akkugrößen. Weniger als ein Jahr alt und deutlich unter 10.000 Kilometer gelaufen bedeuten nahezu Neuwagenzustand und trotzdem günstige Preise. Doch aufpassen: Beim ID.3 werden derzeit auch Neuwagen ohne Zulassung bereits für unter 30.000 Euro angeboten. Daher genau darauf achten, welches Angebot das wirklich günstigere ist.

Worthy not set for this post
Stefan Grundhoff

Stefan Grundhoff

Stefan Grundhoff ist Firmeninhaber und Geschäftsführer von press-inform und press-inform consult. Er ist seit frühester Kindheit ausgemachter Autofan. Die Begeisterung für den Journalismus kam etwas später, ist mittlerweile aber genau so tief verwurzelt. Nach Jahren des freien Journalismus gründete der Jurist 1994 das Pressebüro press-inform und 1998 die Beratungsfirma press-inform consult.
Sidebar ads

Artikel teilen:

Schreib einen Kommentar und misch dich ein! 🚗⚡👇


MMM:

So. Da sich Markus bisher nicht mit den Schnäppchenseiten gemeldet hat, habe ich mich mal selbst auf die Suche begeben.
Autoscout24, Heycar, Auto-de, Autobörse-de, 12Gebrauchtwagen, Autounkle, Carwow, Kleinanzeigen ;-) ….

Nix. Im Grunde die gleichen Autos zu den gleichen Preisen, mit kleinen Variationen.
Was gibt es noch? Wo gibt es die „Marktpreise“?

MMM:

Ok:
Wenn die Preise bei den Portalen so überzogen sind, bin ich für „problemlose Beschaffungsquellen“ dankbar.
Ich hätte ja nichts gegen ein billiges Luxus-BEV.

Pedro G.:

Alle E-Autos der ersten Generation haben nach Drei Jahren
einen Wertverlust von mindestens 50% oder mehr,
egal was Diese gekostet haben !

egon_meier:

„Ist der Artikel aus der Bild Zeitung ? Ein Blick in die Gebrauchtbörsen widerspricht fast allem, was im Artikel geschrieben wurde.“
Inwiefern?

markus:

Sorry, aber die Preise bei „mobile.de“ als Marktpreise heranzuziehen ist genauso absurd, wie den „Focus“ als Wirtschaftsmagazin zu lesen.
Hier dürfte man allenfalls mit einer Bezahlversion die Modelle berücksichtigen, die schon die durchschnittliche Händlerstandzeit hinter sich haben.
Die im Blog dargestellte Situation entspricht der Realität und ist auch nicht neu.
Wir haben im letzten Jahr ein gebrauchtes Geschäftsfahrzeug nach 4 Monaten und noch nicht mal 2000 km mit 31% Preisnachlass gekauft. Der Zustand war wie neu. Obendrauf gab‘s noch 5 Jahre Garantie. Und der Knaller: Für das Eintausch-Fahrzeug, ein 1,5 Jahre altes E-Fahrzeug, haben wir einen Traumpreis bekommen.
Den Händlern steht das Wasser bis zum Hals. Dort greift man deswegen schon zu solchen Geschäftsmodellen, die kein Privatmann nachvollziehen kann. Man könnte es auch „Schönrechnen“ nennen.

Stefan:

Ist der Artikel aus der Bild Zeitung ? Ein Blick in die Gebrauchtbörsen widerspricht fast allem, was im Artikel geschrieben wurde.

Niko8888:

Der Bericht ist irreführend
2022 hatten viele Hersteller Mondpreise bei den Listenpreisen aufgerufen und die 6.000€ Förderung vorher voll auf den Preis „aufgeschlagen“. Autos wurden dann massenhaft (zb Fiat 500e) über günstige Leasingraten in den Markt gedrückt.

Aber selbst jetzt werden die Leasing Rückläufer trotz Überangebot nicht sonderlich günstig angeboten wenn man bedenkt, dass dort damals ja 6.000€ Förderung im Listenpreise eingepreist war, den man gedanklich abziehen muss.

egon_meier:

Dass BEV rasant an Wert verlieren ist auf Grund der gewaltigen zahl von Leasing-Rückläuvfern klar. Verbrenner haben bei weitem nicht eine so hohe Leasing-Quote und bei einige Typen läuft es eben nicht so …
ABer Luxus hat schon immer einen großen Wertverfall.
3 Dinge fallen mir nur ins Auge:
Fiat 500 … „trotz unbestrittener Qualitäten…“ .. eben weil diese nirgendwo vorhanden sind und nur die Optik glänzt läuft da gar nichts mehr.
Enyaq … da gibt es – es wir im Artikel angedeutet – Schnäppchen nur bei den iV50 und iV60. Die 80er sind im Verhältnis dazu sehr rar und durchaus mit angemessenen (höheren) Preisvorstellungen ausgestattet.
ID.3 … es rächt sich, dass die Leasing-Anfangsmodell alle nur relativ kleinen Akku hatten. Da gilt das gleiche Problem wie beim Enyaq

Reichweite ist eben nur durch mehr Reichweite zu ersetzen.
Deshalb läuft bei mir eben der iv80 und irgendwann kommt als zweitwagen ein Guter Gebrauchter vom dem Typ. Darf ruhig 200Tkm haben – Hauptsache gutes Akku-Zertifikat. Da freut mich das fette Angebot.

Gastschreiber:

Nun, bei dem Fahrzeug würde ich mir tatsächlich Gedanken machen, ob alles mit rechten Dingen zuging. 3 Jahre und 6000km ist ungewöhnlich, die technischen Daten passen auch kaum zusammen, ein vollausgestatteter ProS lag bei fast 60.000€.

Spiritogre:

Ich habe mein Auto damals mit 13k Kilometern, knapp zwei Jahre alt für 22k anstelle 48k gekauft. Das ist doch völlig normal.

Ähnliche Artikel

Cover Image for Langzeittest: So gut ist ein VW ID.3 nach 160.000 Kilometern

Langzeittest: So gut ist ein VW ID.3 nach 160.000 Kilometern

Daniel Krenzer  —  

Von einem Fall für die Garantie ist der Akku aus dem „Elektro-Golf“ von 2020 noch Welten entfernt. Fast egal also, dass sie bereits abgelaufen ist.

Cover Image for Strommix: Erneuerbare bei 54 Prozent im ersten Halbjahr

Strommix: Erneuerbare bei 54 Prozent im ersten Halbjahr

Sebastian Henßler  —  

Im ersten Halbjahr 2025 stammten 54 Prozent des Stromverbrauchs aus Erneuerbaren – trotz wetterbedingter Einbußen bei Wind- und Wasserkraftanlagen.

Cover Image for Alle Daten und Fakten zum neuen Mercedes-Benz CLA Shooting Brake

Alle Daten und Fakten zum neuen Mercedes-Benz CLA Shooting Brake

Michael Neißendorfer  —  

Der neue CLA Shooting Brake ist der erste elektrische Mercedes‑Benz mit Kombi-Heck und soll 2026 erhältlich sein. Alle Daten und Fakten.

Cover Image for Bidirektionales Laden: Jeder Dritte ist bereit – jetzt kommt es auf Umsetzung und Vertrauen an

Bidirektionales Laden: Jeder Dritte ist bereit – jetzt kommt es auf Umsetzung und Vertrauen an

Michael Neißendorfer  —  

Das Interesse an V2H und V2G ist da – doch für den Marktdurchbruch braucht es überzeugende Angebote und belastbares Vertrauen.

Cover Image for Kia preist Kompaktstromer EV4 bei 37.590 Euro ein

Kia preist Kompaktstromer EV4 bei 37.590 Euro ein

Michael Neißendorfer  —  

Kia erweitert sein Angebot in der Kompaktklasse durch zwei weitere Elektroautos: das Schrägheckmodell EV4 sowie dessen Limousinen-Variante EV4 Fastback.

Cover Image for Die neue Bundesregierung nimmt Klimaschutz nicht ernst genug

Die neue Bundesregierung nimmt Klimaschutz nicht ernst genug

Daniel Krenzer  —  

Der Unfug von Stammtischen und sozialen Netzwerken hält immer mehr Einzug in die Aussagen von CDU-Bundespolitikern, bedauert unser Autor.