Für Ford sieht es in Europa weiterhin kritisch aus. Während in Saarlouis die Produktion im vierten Quartal eingestellt werden soll, hängt die Zukunft des Kölner Werks davon ab, wie sich der Absatz des Explorer entwickelt. Auf dem Elektroauto liegt große Hoffnung, jedoch wurden die Erwartungen bislang nicht erfüllt.
Ende November hatte Arbeitsdirektor Marcus Wassenberg nicht nur einen Abbau von 2900 Stellen bis 2027 angekündigt, sondern auch eine längere Kurzarbeitsphase. Für das gesamte Jahr 2025 rechnet man im Kölner Werk nicht mit einer Rückkehr zur alten Produktionskapazität. Die Tagesrate wurde bereits deutlich von 630 auf 480 Autos verringert.
Damit der Standort Köln weiterhin eine Chance hat, müssten dort wenigstens 80.000 Einheiten pro Jahr gefertigt werden. In der Branche gilt eine Auslastung von mindestens 20 Prozent als Voraussetzung für eine kostendeckende Fertigung. Laut Angaben aus dem Unternehmensumfeld liegt die Auslastung im Werk in Köln, das eine Kapazität von 200.000 Einheiten pro Jahr hat, aktuell bei unter 20 Prozent.
Bis Ende November hatte Ford in Europa 286.943 Autos verkauft, was einem Minus von 14 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. In Deutschland war der Absatz mit 92.793 Autos um 14,8 Prozent gesunken. Besonders schwach bleibt die Nachfrage nach den beiden Elektroautos Explorer und Capri, die als einzige Modelle in Köln gefertigt werden.
Vom Explorer, der seit Juli 2024 in Deutschland erhältlich ist, wurden seit der Markteinführung lediglich 2609 Modelle zugelassen. Bis Ende November wurden vom Capri nur 152 Einheiten zugelassen, was jedoch nicht verwundert, da das elektrische SUV-Coupé erst Anfang dieses Jahres in alle Showräume kommt. Bisher wurden größtenteils Vorführwagen von Händlern zugelassen.
Die Automobilwoche sieht einen Grund für Fords Krise darin, dass der Hersteller kein Elektroauto im Preissegment eines günstigen „Elektro-Fiestas“ anbietet. Diesen fordert die Kölner Belegschaft seit langem, bisher verhallten diese Rufe jedoch ungehört. Modelle wie der Explorer liegen in Preissegmenten, in denen Ford bisher nur seine größten Modelle und Sportwagen angeboten hat. Die meisten Kunden entscheiden sich jedoch für günstige Modelle. Per Ende November kamen etwa der Focus und der Kuga jeweils auf mehr als 20.000 Einheiten.
Ford habe in der Vergangenheit immer wieder einmal versucht, sich höher zu positionieren, habe jedoch keine dauerhafte Wertsteigerung der Marke erreichen können, erklärt die Automobilwoche weiter. Es brauche vor allem Zeit, um sich mit Elektro-Modellen höher zu positionieren, doch diese habe Ford in Europa nicht.
Konkurrenz hat Ford vor allem durch Marken, die das günstigere Preissegment bedienen. Dazu gehört etwa Renault mit dem R5 und bald mit dem R4, die beide unter 25.000 Euro angeboten werden. Der Citroen e-C3 und der Leapmotor T03 von Stellantis sind noch günstiger erhältlich.
Quelle: Automobilwoche – Strategischer Fehler? Warum das Kölner Ford-Werk in Nöten ist