Leasingkunden stehen aufgrund des Preisverfalls bei Elektroautos vor wachsenden Herausforderungen. Trotz großzügiger Rabatte bei Stromern sind die Leasingraten im Vergleich zu konventionellen Verbrennern höher, erklärt Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer laut Medienberichten in einer Studie des Bochumer Center Automotive Research (CAR). Dieser Umstand liege an den schwer kalkulierbaren Restwerten der Elektroautos, die in einigen Jahren zurückgegeben werden.
Die Studie zeige, dass Käufer im Durchschnitt mit einem Rabatt von knapp 16 Prozent rechnen können. Insgesamt wurden die Preise von 53 verschiedenen Modellen verschiedener Autohersteller untersucht. Derzeit biete der vollelektrische Dacia Spring den höchsten Rabatt von 44 Prozent, gefolgt von chinesischen Herstellern, die auf den europäischen Markt drängen und Rabatte von 20 bis 30 Prozent anbieten. Volkswagen gewähre Rabatte von bis zu 19 Prozent für die ID.-Modelle. Dudenhöffer führt das nachlassende Interesse an Elektroautos nach dem Wegfall staatlicher Kaufprämien als Grund an und betont, dass den Autobauern nur die Wahl bleibe, sich in den Rabattwettbewerb einzubeziehen. Ansonsten müssten sie die Elektroautos “einmotten“, wird der Experte auf Business Insider zitiert.
Eine detaillierte Analyse zeige jedoch, dass Leasingraten für Elektroautos über längere Laufzeiten deutlich höher sind. Dies lege nahe, dass Leasinganbieter bei E-Autos einen erheblichen Wertverlust erwarten und entsprechend höhere Raten festlegen, um ihr Risiko zu minimieren. Die Kürzung staatlicher Prämien hat das Elektroauto für Leasinggesellschaften, Vermieter und Firmenkunden zu einem Problem werden lassen, heißt es. “Der Wertverlust beim späteren Verkauf als Gebrauchtwagen ist zum Teil dramatisch. Es scheint, je höher die Rabatte, umso größer der Vertrauensverlust und die Furcht vor einem Wertverlust”, so Dudenhöffer.
Das Bochumer Center Automotive Research (CAR) habe unabhängig von den Automobilherstellern die Angebote der Leasinganbieter untersucht. Laut der Studie koste ein elektrischer VW ID.3 nach Abzug aller Rabatte beim Barkauf derzeit etwa zwölf Prozent mehr als ein VW Tiguan mit Benzinmotor. Doch über einen Zeitraum von 48 Monaten steigen die Kosten im Leasing sogar um 23 Prozent, wie es in der Studie heißt. Beim Opel Corsa liege der Barpreis für die Elektroversion fast 70 Prozent über dem des Benziner-Schwestermodells. Über die gleiche Leasingdauer von 48 Monaten betrage der Aufpreis sogar 142 Prozent.
Leasing als günstige und risikofreie Alternative zu Krediten
Im Jahr 2023 verzeichnete das Leasing noch einen starken Aufschwung mit einem deutlich gesteigerten Interesse an Leasingfahrzeugen, wie das Onlineportal Leasingmarkt berichtet. Der Anteil an reinen E-Autos im Leasing lag trotz Streichung der Elektroförderung für Gewerbekunden wie im Vorjahr bei rund 29 Prozent. Die verbesserte Verfügbarkeit von Fahrzeugen nach Monaten mit instabilen Lieferketten führte zu einem Preisdruck im Handel, was attraktive Leasingkonditionen zur Folge hatte. Die Leasingfaktoren sanken im Laufe des Jahres um mehr als 20 Prozent, wodurch sehr ansprechende Angebote verfügbar waren.
Die Nachfrage nach Leasingfahrzeugen war enorm, was sich in einer deutlichen Zunahme der Vertragsanfragen auf Plattformen widerspiegelte. Zwei wesentliche Trends zeichneten sich ab: Gebrauchtwagenleasing und Privatleasing. Mehr als ein Drittel der Leasingnehmer entschied sich für das Leasing von Gebrauchtwagen, während der Anteil der Privatkunden mit 60 Prozent einen absoluten Rekord erreichte. Besonders in Krisenzeiten und angesichts hoher Fahrzeugkaufpreise bevorzugten Privatpersonen vermehrt das Leasing als günstige, risikofreie und kurzfristige Alternative zu teuren Autokrediten. Zusätzlich beobachtete man gegen Ende 2023 eine Jahresendrallye im Leasinggeschäft mit Elektroautos, bedingt durch die damals bevorstehende Reduzierung des Umweltbonus .
Es gibt sie trotzdem noch: Günstige Elektroautos im Leasing
Der typische Leasingvertrag wies eine Laufzeit von 36 Monaten auf und beinhaltete 10.000 Inklusivkilometer. Im Durchschnitt zahlte der deutsche Leasingnehmer eine Leasingrate von 306 Euro – und somit sieben Euro mehr als im Vorjahr. Dabei betrug der Bruttolistenpreis des Fahrzeugs rund 45.715 Euro. Das ergibt einen durchschnittlichen Leasingfaktor von 0,67 (2022: 0,75).
Auch wenn sich die Situation nun geändert hat, gibt es sie noch: gute Schnäppchen. Bemüht man die Internetsuche, so lässt sich feststellen, dass man noch immer für unter 100 Euro pro Monat Elektroauto fahren kann (Stand: 21. Februar). Wie bereits anfangs erwähnt bietet der vollelektrische Dacia Spring den höchsten Rabatt von 44 Prozent, so dass das Autohaus König das Modell Extreme Electric aktuell für 99 Euro pro Monat mit einer Laufzeit von 54 Monaten samt einer jährlichen Laufleistung von 5000 Kilometern anbietet. Dazu gibt es sogar noch eine gratis Wallbox, für die Montage und Inbetriebnahme muss der Leasingnehmer allerdings selbst aufkommen.
Kein anderes Elektroauto lässt sich derzeit so günstig leasen, doch gibt es noch weitere Modelle, die nicht viel mehr kosten. Für unter 150 Euro lassen sich aktuell der Renault Twingo E-Tech, Fiat 500e, Renault Zoe, Smart ForTwo und Ora Funky Cat finden – mal gebraucht, mal neu. Einmalige Zahlungen wie Überführungskosten kommen zumeist oben drauf.
Quellen: Business Insider – Geringe Nachfrage und Preisverfall für E-Autos treiben Leasingraten in die Höhe / Leasingmarkt – Leasing-Rückspiegel 2023