Wenn Startups zur Bereitstellung menschlicher Mobilität heute laufen lernen, dann ist ihnen dabei ein elektrischer Antrieb anzuraten. Denn ganz ohne einen Solchen gelingt selbst den renommiertesten Autoherstellern ein Weitermachen längst nicht mehr. Und diese in Sachen Ökologie und Glaubwürdigkeit zu übertrumpfen, dürfte gerade in Deutschland beste Chancen aufweisen, dies lässt sich zumindest aus der Erfolgsgeschichte der e.GO Mobile ableiten.
[toc]
Mittlerweile hat sie eine Tochtergesellschaft gegründet und befindet sich vor einer Expansion, von dem Anbieter der Verbrenner-Marken nur träumen können.
Theorie und Wirtschaft als Ursprung der e.GO Mobile AG
Ein ungewöhnlicher Werdegang hob das Unternehmen aus der Traufe. Die Akteure stammen aus der fachspezifischen Szene, mehr noch, aus der Theorie und Wissenschaft. So einfach lässt sich die Historie der nunmehrigen Aktiengesellschaft erzählen, wenngleich sich die Anfänge ein wenig mit Zufall assoziieren lassen würden: Ein Umzug des Werkzeugmaschinenlabors (WZL) des Forschungsinstituts der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule in Aachen soll die Gründungsidee wesentlich begünstigt haben.
Das heutige Unternehmen ist ein Ableger dieser Hochschule. Es wird von Günther Schuh geleitet, der als Mitbegründer von StreetScooter schon einen hohen Bekanntheitsgrad erlangte.
Von Aachen in die Welt
Im Juli 2018 wurde das Werk in Aachen eröffnet. Mit einer Fläche von 16 000 m² wurde die Kapazität von jährlich 10 000 Fahrzeugen pro Schicht geschaffen. Der Showroom am Standort wurde wenige Monate später ergänzt durch 2 Popup-Stores in Bonn und Neus.
Damit sind kurzfristige Verkaufsräume gemeint, die in freistehenden Lagerräumlichkeiten den Produzenten und dessen Erzeugnisse lokal und „live“ präsentieren sollten. Ein kluger Schachzug für Newcomer – keine hohe Investition, keine langfristige Verbindlichkeit. Aber bestens geeignet um seinen innovativen Eyecatchern die gebührende Bekanntheit und Aufmerksamkeit zu verschaffen.
Bisherige Produktionen der e.GO Mobile AG
-
GO Kart
Beim ersten Erzeugnis handelte es sich um ein Freizeitgefährt für Erwachsene: das e.GO Kart. Es schafft eine Reichweite von 25 km und eine Geschwindigkeit von 25 km/h. Das Produkt hat sich bestens an seinem spezifischen Markt etabliert und ist selbstverständlich für den Betrieb auf der Straße zugelassen.
-
e.GO Mover
Dahinter verbirgt sich ein Elektrostadtbus mit einer erlaubten Anzahl von bis zu 15 Personen und konnte schon seit Oktober 2017 vorbestellt werden. Die Serienproduktion startet im Jahr 2019. Dabei besteht eine Kooperation mit dem Technologiekonzern ZF Friedrichshafen bzw. seinem Tochterunternehmen, der Zukunft Ventures GmbH, und Nividia.
Es wurde hierzu unter deren Beteiligung die e.Go Moove GmbH gegründet. Ziel der Zusammenarbeit ist dabei, einen vollständig autonom fahrenden E-Stadtbus anbieten zu können. Als oberste Prioritäten werden Langlebigkeit, Wirtschaftlichkeit und Effizienz genannt. Auch der Sitz der GmbH befindet sich in Aachen.
-
e.GO Life
In aller Munde ist heute das Stadtauto e.GO Life, welches ebenfalls schon seit 2017 vorbestellt werden konnte. Lange dauert es nicht mehr: Im April 2019 startet die Serienproduktion. Sein Preis beträgt derzeit ohne Extras 15.900 €. Hier kam es zu einer Verzögerung aufgrund der Dieselaffäre – das Unternehmen reagierte mit einer Änderung mancher Zulieferer.
-
e.Go Wallbox
Sozusagen ein Lade-Starterkit für Zuhause, mit dem die Ladevorgänge nur halb so lange dauern, wird auch aus Gründen der Praktikabilität mitgeliefert. Außerdem macht auch hier die Optik Sachvernunft zum fühlbaren Vergnügen.
-
e.GO Life Concept Sport – Blick in die Zukunft
Beim genauen Hinschauen entdeckt man noch mehr: Da wäre einmal der e.GO Life Concept Sport, sozusagen als Specal Edition des e.GO Life. Er wird mit seinem Sportfahrwerk eine höhere Leistung erbringen können als das Stadtauto.
Genauere Details darüber werden erst bekannt gegeben – Schuhs vielversprechenden Angaben zufolge wird mit diesem Modell insbesondere der Spaßfaktor des dynamischen Fahrens umgesetzt.
Zukunft des Unternehmens
Ob Versionen oder Visionen: Die e.Go Mobile macht kein Geheimnis aus ihrem geplanten Expansionskurs. So wurde längst an weiteren Modellen getüftelt. Etwa am e.Go Lux, der im März 2019 auf der Automesse in Genf vorgestellt wird.
Dabei handelt es sich um einen beinahe futuristisch anmutenden Bus für den Privatverbraucher. Seine Ausstattung kann individuell gewählt werden. Wir sprechen dabei von einem Gefährt, welches seinen Innenraum als Konferenzzimmer oder rollende Wohnoase nutzbar macht.
Die Vorbereitung für die lange erwarteten Auslieferungen laufen mit Jahresbeginn 2019 ohnehin auf Hochtouren. 2018 gab Schuh die Verdoppelung der in Planung befindlichen Stückzahlen bekannt: So können in einer 2. Schicht weitere 10.000 Stück produziert und so die auszuliefernden Fahrzeuge verdoppelt werden. Bei dringlichem Bedarf könne man auch eine 3. Schicht organisieren. Wenige Jahre später sollen allerdings dann nicht weniger als vier weitere Werke in Betrieb gehen.
Umsätze in Milliardenhöhe
2023 sollen es schon jährlich 100.000 Autos sein. Derart ambitionierte Ankündigungen müssen schon auf soliden Beinen stehen. Ob das realistisch erscheint, bedarf eines tieferen Blickes: Schuh betrachtet die richtige Preisfindung als größe Herausforderung – denn sie bestimmt die Nachfrage.
Der hausinternen Philosophie, demnach elektrisch betriebener Individualverkehr dem Verbraucher nicht mehr kosten darf als Verbrenner, ist man mit den Anschaffungskosten von e.Go Life und seinen knapp 16.000 € treu geblieben. Nebenbei gesagt: Der Newcomer wird damit Akzente am Markt setzen, die auch die Preispolitik der Konkurrenz durcheinander wirbeln dürfte.
Wie sich der bisherige Verlauf realisieren ließ, lässt Schuh ebenfalls klar durchblicken: Durch den Verkauf von Street Scooter an die Deutsche Post wurden ausreichende Mittel lukriert, um die Startphase der Herstellung zu sichern. Und das ohne Fremdkapital. Und bereits die erste Generation der Elektrofahrzeuge wird Gewinn abwerfen.
Die Einbringung seiner Innovationen und Schaffung von Arbeitsplätzen schaffen dem Betrieb weitreichende Beliebtheit und Sympathie. Nebenbei betreibt das Startup schon seit 2015 zugunsten der Volleyball Bundesliga-Mannschaft der PTSV Aachen, den „Ladies in Black“, aktives Sponsoring. Schon die Beobachtung der weiteren Entwicklung ist auf jeden Fall interessant und bisher zumindest beachtenswert.