Es ist ungezählt, wie oft die Brennstoffzelle bereits totgesagt wurde und dann doch wieder auferstand – bisher jedoch ohne nennenswerten Erfolg, denn auf den Straßen ist sie nicht zu sehen. Was diesmal mehr denn je überrascht: Obwohl die Elektrowelle immer mehr Fahrt aufnimmt und immense Kosten bindet, hält eine Handvoll scheinbar unverbesserlicher Marken beim Thema Wasserstoff auch für Pkw und Motorräder fest.
BMW überraschte mit seiner Ankündigung, dass es vom kommenden X5, der Mitte 2026 seine Publikumspremiere feiert, auch eine Variante mit Brennstoffzelle geben werde. Die wurde mehrfach auch für den aktuellen X5 der Baureihe G05 angekündigt, doch über eine Kleinstserie – eher für die Erprobung – kam der BMW iX5 Hydrogen nicht heraus. Das soll beim Nachfolger anders werden, wie BMW bei der Japan Mobility Show vor einigen Wochen verlautbaren ließ. „Mit der Einführung des neuen BMW X5 in fünf Antriebsvarianten demonstrieren wir einmal mehr unsere Führungsrolle als Technologie-Pionier. Wasserstoff spielt eine wesentliche Rolle bei der globalen Dekarbonisierung. Deshalb treiben wir die Technologie weiter voran”, sagt BMW-Entwicklungsvorstand Joachim Post.
Der neue BMW X5, unverändert produziert im größten BMW-Werk in Spartanburg, South Carolina, wird zum Marktstart im kommenden Jahr als Verbrennerversion auf die internationalen Märkte rollen. Dabei wird das Angebot an Benzinern, Dieseln und Plug-in-Hybriden ab 2027 zunächst um eine Elektroversion iX5 und dann sogar eine Brennstoffzellenvariante namens iX5 Hydrogen erweitert. Die Antriebstechnologie des iX5 Hydrogen basiert auf der dritten Generation des Brennstoffzellensystems, das BMW aktuell in Zusammenarbeit mit Toyota entwickelt.
Im Vergleich zum aktuellen Kleinserienmodell soll das neue System mit seiner kompakteren Bauweise deutlich effizienter arbeiten, um den Antrieb auf das Niveau von Verbrennern oder Elektroantrieben zu heben. 2028 soll der iX5 Hydrogen in Serie gehen; erste Prototypen sind bereits unterwegs – mit Antriebskomponenten aus dem BMW-Technologie-Werk in Landshut. „Der neue BMW iX5 Hydrogen wird ein echter BMW – Vorreiter seiner Technologie mit dem typischen BMW-Fahrvergnügen“, so Michael Rath, Leiter des Bereichs Wasserstofffahrzeuge bei den Bayern. Für Diskussionen sorgte dabei in der vergangenen Woche eine Fördermaßnahme von Land und Bund für BMW in Höhe von 273 Millionen Euro für den Bereich Wasserstoff.
Doch BMW ist nicht einzige, der neben der großen Elektrowelle auf Wasserstoff und die Brennstoffzelle setzt. Hyundai präsentierte auf dem Heimatmarkt in Südkorea jüngst den neuen Nexo, ein Mittelklasse-SUV mit Brennstoffzellenantrieb. Der hat in seiner neuesten Generation nicht nur ein völlig anderes Design, sondern auch eine neue Technik bekommen. Er bietet nunmehr 150 kW / 204 PS, ein Plus um gut 40 PS im Vergleich zum Vorgänger, was auf einem effizienteren Brennstoffzellenelement und einer leistungsfähigeren Elektronik beruht. Neben der Kraft aus der Brennstoffzelle ruft der Nexo auch 80 kW / 109 PS an Zusatzleistung aus einer 2,6 kWh großen Batterie ab, um Leistungsspitzen abzufedern und als Pufferung für die Brennstoffzelle zu dienen. Insgesamt schafft der neue Hyundai Nexo mit einer Tankfüllung Wasserstoff über 820 km – mehr schafft kein anderer. In rund fünf Minuten ist der Tank wieder prall gefüllt.

Bei der Sicherheit des Nexo 2026 wurde rund um den Wasserstoffantrieb aufgerüstet: noch feiner arbeitende Tankventile, neue Leckdetektoren für den Tank und ein erweiterter Feuerschutz. Die Entwicklungen waren weniger reale Notwendigkeit als vielmehr vertrauensbildende Maßnahmen, um die Skepsis vieler Menschen bei der Wasserstofftechnologie abzubauen. Zudem wurde die Brennstoffzelle effizienter als beim Vorgänger – auch wenn ihr Wirkungsgrad bei 60 Prozent verharrte. Trotzdem wuchs die Reichweite, obwohl der Wasserstofftank nur geringfügig beim Volumen zulegt, weil sich der unter Druck stehende Wasserstoff nun gleichmäßiger verteilt. Anfang kommenden Jahres rollt er auch in Deutschland auf den Markt – zu einem Preis von 68.000 Euro.
Eine Trendwende bei Brennstoffzellenautos ist schwer vorstellbar
Ob das eine Trendwende bei den Brennstoffzellenautos bringt? Schwer vorstellbar, denn das Kilogramm Wasserstoff kostet hierzulande bis zu 15 Euro. Einmal volltanken macht also rund 100 Euro. Noch problematischer bleibt das löcherige Tankstellennetz. Von den einstmals rund 100 Zapfstellen gibt es gegenwärtig in Deutschland nur noch etwa 80, ein weiterer Ausbau des Netzes ist Zukunftsmusik. Das zeigt auch ein Blick ins benachbarte Ausland: In Österreich wurden in diesem Frühjahr alle vier existierenden Wasserstofftankstellen vom Netz genommen. Warum also Brennstoffzellen? „Weil Hyundai an diese Technologie glaubt und die Kompetenz auf diesem Gebiet besitzt“, stellt Hyundai-Entwicklungs-Vorstand Manfred Harrer klar.
Einen anderen Ausblick in eine Brennstoffzellenzukunft zeigt die Kawasaki HySE. Das Triebwerk des Zweirads ist ein modifizierter Kawasaki-Vierzylinder mit 998 Kubikzentimetern Hubraum und einer Leistung von maximal 100 kW / 136 PS, der für die Wasserstoffverbrennung ausgelegt ist. Der gasförmige Wasserstoff lagert in 350-bar-Hochdrucktanks, die wie klassische Seitentaschen aussehen. Für die Kühlung und die Sicherheit sorgen doppelwandige Leitungssysteme, Temperatursensoren und eine Wasserstoffleck-Erkennung. Wer lieber vier Räder nutzen möchte, steigt auf den Kawasaki HySE Teryx H2 Prototype, einen wasserstoffbetriebenen Side-by-Side-Offroader um.
Etwas ruhiger ist es im Hause Toyota um die Brennstoffzelle geworden. Im Frühjahr 2024 eröffnete der größte Autohersteller der Welt in Kalifornien ein neues Hydrogen Headquarter, um seine Entwicklungen auch abseits der japanischen Zentrale voranzutreiben. „Toyota entwickelt seit mehr als drei Jahrzehnten Wasserstoff- und Brennstoffzellenlösungen. Wir werden diese skalierbare, emissionsfreie Technologie als Teil unseres elektrifizierten Portfolios weiter vorantreiben“, so der Toyota-Nordamerika-CEO Ted Ogawa, „mit der Umbenennung des Standorts in North American Hydrogen Headquarters unterstreichen wir unsere Führungsrolle bei der Entwicklung von Brennstoffzellen, die die CO2-Emissionen real senken.“
Das neue Technikzentrum ist Teil einer umfassenden Umstrukturierung, denn mit seiner Hydrogen Factory hat Toyota bereits 2023 eine neue Abteilung am Stammsitz in Japan geschaffen, um alle wasserstoffbezogenen Arbeiten zu bündeln sowie Entwicklung und Fertigung von Brennstoffzellen zu beschleunigen. Auch für Europa ist eine „Hydrogen Factory“ geplant, um das Geschäft anzukurbeln und die Verbreitung von Wasserstoff-Ökosystemen zu fördern.

Eines der nächsten Modelle, das Toyota nach dem Mirai mit einer Brennstoffzelle auf den Markt bringen will, ist der Pick-up Hilux, der als Prototyp – produziert im britischen Werk Burnaston – seit zwei Jahren Erfahrungen für den Serieneinsatz sammelt. Unter der Haube arbeitet der Brennstoffzellenantrieb aus dem Mirai, der im 5,33 Meter langen Pick-up eine Reichweite von 600 Kilometern realisieren soll. Der Wasserstoff wird in drei Hochdrucktanks mit jeweils 2,6 Kilogramm Fassungsvermögen gespeichert, die im Leiterrahmen-Fahrgestell verbaut sind. Die Polymerelektrolytbrennstoffzelle enthält 330 Zellen und ist direkt über der Vorderachse angeordnet. Der Hilux mit Brennstoffzellenantrieb wird über einen Elektromotor über die Hinterachse angetrieben. Das Aggregat liefert eine Leistung von 134 kW / 182 PS. Ob das reicht, damit die Brennstoffzelle doch noch ihren Platz im realen Straßenverkehr bekommt?
Text: Wolfgang Hörner und Stefan Grundhoff, Press-Inform







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