Nur 0,9% aller jemals ausgelieferten Tesla Model 3 sind in Deutschland zum Verkauf auf der Webseite Mobile.de aufgeführt, aber 51% aller jemals ausgelieferten Daimler EQCs. Ein gebrauchter Tesla ist in dieser Stichprobe seltener verfügbar als jeder andere angebotene Elektrowagen in Deutschland, zu dem unteren anderem die deutschen Hersteller Audi, BMW, Daimler und Porsche gehören.
Was Gebrauchtwagenverkäufe über Autos verraten
In diesem Artikel geht es darum, warum der Gebrauchtwagenverkauf eines Elektroautos alles über das Auto selbst verrät. Man muss kein Experte sein oder einen Abschluss in Statistik haben, um dem Gedanken folgen zu können, dass, wenn prozentual deutlich mehr gebrauchte Fahrzeuge zum Kauf zur Verfügung stehen, viele Besitzer sie aus einem guten Grund verkaufen. Der Grund und die Motivation zum Verkauf sind vielseitig, aber am Ende des Tages kommt es nur darauf an, wie viele das loswerden wollen, wofür sie noch vor wenigen Monaten mit einem hohen Preis ein neues Produkt bezahlt haben.
Jeder, der den Kauf eines neuen Fahrzeugs in Betracht zieht, möchte in der Regel das neueste und beste Produkt erwerben und zahlt dafür den Preis um unter anderem derjenige mit dem neuesten Auto in der Nachbarschaft zu sein. Das ist fast schon eine Garantie dafür, eine Zeit lang von vielen Seiten Aufmerksamkeit zu erhalten, gemischt mit dem Image und der Anerkennung es sich offenbar leisten zu können, dass der Neuwert sehr schnell fällt. Der Wert eines neuen Autos sinkt im ersten Jahr so schnell, wie es nie wieder passieren wird. Das ist eine bekannte Tatsache und keine Überraschung, aber es ist nur für die Vergangenheit bekannt und gilt nicht mehr für alle Autos in der Zukunft da ein Tesla erstaunliche Wiederverkaufswerte hat.
Von außen betrachtet sieht es nach einem wirklich schlechten Geschäft aus, ein neues Auto zu kaufen da man ein gebrauchtes Fahrzeug nach einem Jahr oft mit einem hohen Rabatt bekommen kann, während es noch nicht einmal einen hohen Kilometerstand hat und deshalb noch als fast neu angesehen werden kann. Aber wenn viele auf dem Verkäufermarkt aktiv sind und der Preis niedrig ist, kann man sich durchaus fragen, warum alle bisherigen Käufer verkaufen und ob sie etwas wissen, was nicht jeder weiß.
In diesem Artikel geht es nicht darum zu beantworten, welcher Elektrowagen für Sie geeignet sein könnte und ein guter Kauf ist, sondern es geht darum aufgrund von Daten zu bewerten, wie oft Besitzer von Modellen wie Audi e-tron, Porsche Taycan, Jaguar I-PACE, Daimler EQC, Tesla Model S, X und 3, neben anderen diese wiederverkaufen möchten.
Gebrauchte E-Autos im Fokus: März 2020
Hierzu setze ich alle Anfang März 2020 verkauften Gebrauchtfahrzeuge auf der Plattform Mobile.de ins Verhältnis zu allen jemals verkauften Fahrzeugen dieses speziellen Modells.
Mir ist wichtig zu erwähnen das auf mobile.de auch viele Fahrzeuge zu finden sind die von Händlern angeboten werden was das Angebot natürlich erhöht jedoch nur aufzeigt das egal welchen Kilometerstand diese haben, sie sich aktuell im Angebot befinden und noch keinen Käufer gefunden haben. Im Gegensatz zu Tesla die zum Zeitpunkt der Datenerhebung nur sehr wenige gebrauchte Fahrzeuge auf ihrer Webseite anboten war die Situation bei den deutschen Händlern nicht nur auf mobile.de, sondern auch im Lagerbestand eine gänzlich andere.
Wenn Sie Ihr Auto verkaufen, das Sie erst vor ein paar Monaten gekauft haben, haben Sie vermutlich einen guten Grund dafür. Wenn Sie das Auto, das Sie vor 5 Jahren gekauft haben, nicht verkaufen, werden Sie auch einen guten Grund dafür haben. In den letzten Jahren habe ich die vorliegende Datenerhebung immer mal wieder durchgeführt und konnte über die Zeit eine eindeutige Tendenz nachweisen die sich in der nachfolgenden Grafik ablesen lässt.
Der größte Automarkt und die größte Volkswirtschaft in Europa wird als Beispiel genommen welche zufällig auch das Heimatland von Audi, BMW, Daimler, Porsche und VW in Deutschland ist. Die Loyalität der Deutschen zu ihren geliebten deutschen Marken ist hoch und wir alle können davon ausgehen, dass diese Loyalität sie dazu bewegen wird, ihre deutschen Automarken eher länger als kürzer zu halten es sei denn sie haben einen guten Grund dies nicht zu tun.
Die erstaunlichen Ergebnisse sind, dass 51% aller Daimler EQC, 33% aller Porsche Taycan und 17% aller Audi e-tron Modelle in Deutschland zum Zeitpunkt der Erhebung gebraucht verkauft werden, aber nur 0,9% aller Tesla Model 3, 3% aller Model X und 4,4% aller Model S, die jemals in Deutschland verkauft wurden.
Dies ist umso beeindruckender, als die Tesla-Modelle S und X seit 2014 (Model S) und 2016 (Model X) in Deutschland geliefert werden, weshalb die Tesla-Modelle teilweise bis zu 4-6 Jahre alt sind, was normalerweise ein guter Grund ist, sie wieder zu verkaufen; während EQC, e-tron und Taycan erst seit einigen Monaten verkauft werden und brandneu sind, weshalb man erwarten würde, dass die Leute sie mindestens ein halbes oder ein Jahr lang behalten, aber die Daten beweisen, dass dies schlichtweg nicht der Fall ist.
Dasselbe gilt für die reine Menge der verkauften Fahrzeuge. Das Model 3 ist in verkauften Einheiten das viertbeste verkaufte Elektroauto in Deutschland überhaupt, und man kann erwarten, dass das Auto nicht mehr nur an reine Tesla-Fans verkauft wird, sondern an viele andere, die Mängel weniger stark akzeptieren und es deshalb auch schnell verkaufen werden, wenn ihnen etwas nicht gefällt, sei es die viel zitierte Verarbeitungsqualität oder der Service. Offensichtlich, wie die Zahlen belegen, ist dies bei Tesla in Deutschland nicht der Fall, so dass selbst Leute, die kritischer sind als zu Beginn der Einführung des jeweiligen Modells, es selbst nach Jahren nicht verkaufen wollen.
Selbst wenn man alle heute verfügbaren neuen Tesla Model 3 von ihrer Webseite zu den verfügbaren Gebrauchtwagen hinzufügt, beträgt die Quote der in Deutschland verfügbaren Tesla Fahrzeuge insgesamt nur 1,1%. Wenn man aber die Tausende von Fahrzeugen bei Händlern bei denen neue Elektroautos in Deutschland erhältlich sind hinzufügt wird die prozentuale Lücke zwischen Tesla und allen anderen Herstellern noch größer. Gebrauchte Model 3 waren auf der Tesla-Webseite zum Zeitpunkt der Erhebung überhaupt nicht verfügbar.
Mit anderen Worten, unabhängig davon, wie man die Berechnung durchführt und die Händler als Neu- oder Gebrauchtwagen betrachtet, ist es eine unbestreitbare Tatsache, dass alle Tesla-Modelle in Deutschland in einem wesentlich geringeren Umfang als andere Marken erhältlich sind und dass obwohl sie mengenmäßig zu den Bestsellern gehören und im Durchschnitt wesentlich älter sind.
Gebrauchtwagenverkauf und Wiederverkaufswert korrelieren miteinander, dass bedeutet das Fahrzeuge die selten auf dem Gebrauchtwagenmarkt zu erhalten sind einen hohen Werterhalt haben. Da es sich bei einem Tesla um ein Auto mit hohem Wiederverkaufswert handelt, ist das gesamte investierte kapital im Vergleich zu anderen Autos, zu denen sowohl Verbrenner als auch Elektroautos gehören, am besten erhalten.
Dies kann ein Grund neben anderen sein, wie z.b. eine hohe Kundenzufriedenheit, ein funktionierendes globales Schnell-Ladungsnetzwerk, ein führendes Fahrerassistenzsystem, gute Service-Erfahrungen, niedrige Wartungs- und Servicekosten und kontinuierliche Verbesserungen mit Over-the-Air-Software-Updates, die Ihren Tesla auf einen aktuellen Stand halten und verbessern. Eine Software Anforderung mit der bekanntermaßen Hersteller wie z.B. VW bei dem ID.3 große Probleme haben.
Es kann aber auch darauf hinweisen, dass es bei den anderen in Deutschland verkauften Elektroautos negativ gesehene Aspekte gibt, sei es bei internationalen Marken wie Zoe oder Leaf oder nationalen Marken von Audi, BMW, Daimler oder Porsche. Diverse Kriterien kommen hierfür in den Betracht wie z.B. Reichweite, Effizienz oder Ladeinfrastruktur.
Letztendlich entscheidet der Verbraucher mit seinem hart verdienten Geld, was ein Auto wirklich wert ist und seit Verkaufsbeginn wird der Wert aller 3 verfügbaren Modelle von Tesla in Deutschland als der höchste Wert eingestuft, den man erhalten kann.
Alle in den Zahlen gezeigten Fahrzeuge von Tesla wurden in den USA produziert und was Fertigungsqualität, Verarbeitung und das Preis-Leistung Verhältnis angeht haben diese in Deutschland historisch einen schlechten Ruf.
Wenn die Tesla Gigafactory in Berlin-Brandenburg im Juli 2021 sein erstes Model 3 und später das Model Y in Deutschland, mit Deutschen Mitarbeitern und deutscher Fertigungstechnologie herstellen wird, ist davon auszugehen das aktuelle Hinderungsgründe einen Tesla zu erwerben sinken werden. Zukünftig kann deshalb eher erwartet werden das die gezeigten Zahlen tendenziell entweder so bleiben oder sich noch positiver entwickeln.
Berechnungsmethode und Datenquelle
Alle Zulassungsdaten stammen von der offiziellen KBA.de-Webseite und umfassen alle jemals in Deutschland verkauften Fahrzeuge dieser Marke und dieses Modells kumuliert über alle Jahre hinweg. Die Fahrzeuge im Verkauf stammen von Mobile.de vom Anfang März 2020. Einer Website, auf der sowohl private Eigentümer als auch Händler ihre Fahrzeuge verkaufen können. Eine zweite, lokal häufig genutzte Webseite ist autoscout.de, die in der Regel etwa die gleichen Fahrzeuge auflistet, aber in dieser Statistik nicht berücksichtigt wird, um potentielle Doppelzählungen zu vermeiden.
Dass Tesla keine Händler, sondern ein Direktvertriebsmodell hat und einige etablierte Händler auch neue Elektroautos auf Mobile.de anbieten, spielt in der Kalkulation keine Rolle, da versucht wird, diese Fahrzeuge unabhängig vom Kilometerstand auf dem Kilometerzähler zum Zeitpunkt des Abrufs der Daten von der Webseite zu verkaufen. Die im Artikel erwähnte Einbeziehung der Neufahrzeuge zeigt deutlich, dass der Unterschied vom im Angebot befindlichen Tesla Fahrzeugen zu allen anderen Marken signifikant ist.
Da Tesla im März keine Gebrauchtwagen auf seiner Webseite anbot und nur 26 neue z. B. Model 3 in Deutschland im Verkauf hatte, aber viele, wenn nicht alle anderen Autohersteller sowohl Neuwagen als auch viele Gebrauchtwagen bei ihren Händlern haben, die nicht bei mobile.de gelistet sind, sind die Annahmen für diese Statistik eher konservativ zu bewerten. Rechnet man alle Neuwagenverkäufe für Tesla zusammen, so beträgt der Anteil der verfügbaren Gebraucht- und Neuwagen aus dem Model 3 nur 1,1%, während er für alle anderen Automobilhersteller mit Autos, die bei den Händlern stehen, wesentlich höher ist.
Der dargestellte Anteil an Gebrauchtwagenverkäufen sollte als Hinweis betrachtet werden, da einige Gebrauchtwagen nur über andere Webseiten wie autoscout.de oder sogar über private Kontakte verkauft werden und nicht auf mobile.de erfasst werden, was die Zahlen aller Modelle noch weiter erhöht, aber nicht verringert. Das gilt für alle gelisteten Elektroautos einschließlich der Modelle von Tesla. Die Daten wurden in den ersten Tagen vom März 2020 bezogen und beinhalten somit den kompletten Datensatz von Februar 2020 in die Vergangenheit.
Dieser Artikel ist im März 2020 auf der US Webseite www.cleantechnica.com erschienen und wurde in der heutigen deutschen Version mit aktuellen Zahlen, Inhalten und Informationen angepasst. Weitere Inhalte des Autors finden Sie unter https://www.patreon.com/AlexVoigt und YouTube.com