Viele offene Fragen bei potentiellen E-Auto-Käufern lassen die Elektromobilität-Ziele in vielen Nationen in weite Ferne rücken. Der Plan der Bundesregierung, Deutschland bis 2020 zum „Leitmarkt für Elektromobilität“ zu machen, wird so nicht aufgehen.
Unter den potentiellen Käufern von Elektroautos herrscht Sorge und Ungewissheit. Vielen ist der Fall der brennenden Batterie im Chevrolet Volt einige Wochen nach einem Crashtest der US-Sicherheitsbehörde NHTSA im Mai 2011 zu Ohren gekommen. Diese Probleme verzögerten auch die Auslieferung des Opel Ampera. In 2012 ereignete sich – wieder Ende Mai – im SĂĽden Chinas eine Tragödie, als nach einem Unfall drei Fahrgäste in einem Elektrotaxi des chinesischen Herstellers BYD verbrannten.
Neben diesen Negativ-Schlagzeilen fragen sich die E-Auto-Käufer der ersten Stunde zudem, wie dicht das Netz öffentlicher Ladestationen künftig sein wird, ob die begrenzte Reichweite der Elektroautos für den Alltag ausreicht und wie schnell und hoch der Wertverlust solcher Stromer ist.
Dritter Fortschrittsbericht der Nationalen Plattform Elektromobilität
Das Ziel Deutschlands, bis zum Jahr 2020 zu einem „Leitmarkt fĂĽr Elektromobilität“ zu machen, ist ernsthaft in Gefahr. Zu diesem Zwischenergebnis kam auch die Nationale Plattform Elektromobilität (NPE) in ihrem dritten Fortschrittsbericht (Link zur offiziellen Pressemitteilung vom 20.06.2012) zum Stand der Elektromobilität in Deutschland, der am 20. Juni der Bundesregierung ĂĽbergeben wurde. Bis 2020 werden es wohl nur 600.000 E-Autos sein und eben nicht die angestrebte Million – wenn nicht mit staatlichen Kaufanreizen gegengesteuert werde. So steht es in dem Bericht.
Elektroauto-Index: Mai 2012
Sind die Ziele der Bundesregierung überhaupt erfüllbar? In Deutschland wurden im vierten Quartal 2011 lediglich 649 Elektroautos verkauft. „Zu viele Fragen sind aus Käufersicht noch ungelöst“, sagt Autoexperte Christian Malorny von McKinsey. „Solange der Großteil der Bevölkerung mehr Fragen als Antworten zu diesem Thema hat, wird die E-Mobilität keine signifikanten Sprünge machen.“

Im internationalen Vergleich sind laut der aktuellen Analyse in den nächsten Jahren die kleinsten Sprünge in Deutschland zu erwarten. Das ist unter anderem im aktuellen Elektroauto-Index Evi (Electric Vehicle Index) erkennbar, den die Unternehmensberatung McKinsey vierteljährlich erstellt.
Erstmals seit zwei Jahren geht die Prognose, welchen Anteil Elektroautos am gesamten Autoabsatz haben, in einem der untersuchten zwölf Länder zurück. Und dieses Land heißt Deutschland. Während McKinsey bei der Berechnung des vorangegangenen Index im ersten Jahresquartal noch einen Elektroauto-Anteil von 0,8 Prozent im Jahr 2017 vorhersagte, sind es nun nur noch 0,7 Prozent. Das hieße, dass 2017 nur rund 20.000 Elektroautos in Deutschland verkauft würden. Große Hoffnung, zum Leitmarkt für Elektromobilität zu werden, können sich eher andere Nationen machen: In Japan wird der Anteil von E-Autos an den neu zugelassenen Fahrzeugen 2017 zehn Mal größer sein als in Deutschland.
Wie in der Grafik zu sehen ist, konnten Großbritannien und Spanien gut zulegen. Die USA gehören zu den Verlierern, was zum Beispiel an den eingangs genannten Negativberichten liegen mag. Deutschland kann den dritten Platz neben Frankreich halten, da eine große Auswahl an Elektroautos aus deutscher Produktion stammt. Der Elektroauto-Index misst nämlich neben der Nachfrage auch das Angebot der Autoindustrie eines Landes. Trost für die deutschen Hersteller: 2017 werden sie rund 250.000 Elektroautos produzieren, von denen ein Großteil exportiert wird. Allein Japan wird mit einem Anteil von gut zehn Prozent (830.000 Fahrzeuge) noch einen höheren Anteil von E-Autos an der nationalen Fahrzeugproduktion haben.