Volvo möchte die Lieferzeiten für das kompakte Elektroauto EX30 innerhalb Europas spürbar verkürzen. Bisher warteten Kund:innen in Ländern wie Deutschland oder Schweden zum Teil bis zu acht Monate auf ihr bestelltes Modell, wie die Automobilwoche zu verstehen gibt. Derzeit gibt der deutsche Konfigurator eine Wartezeit von rund einem halben Jahr an – schneller geht es nur, wenn das Auto bereits fertig produziert ist.
Um diese Verzögerungen künftig zu vermeiden, hat Volvo im vergangenen Frühjahr einen wichtigen Schritt vollzogen. Statt wie bisher in China, entsteht der EX30 nun im belgischen Werk in Gent. Die Produktion auf europäischem Boden soll die Lieferketten stabilisieren und den Bestellprozess beschleunigen. CEO Hakan Samuelsson betonte im Sommer, dass durch die Verlagerung nach Belgien mit kürzeren Wartezeiten gerechnet werden könne. Die Produktion in Gent soll bis Ende des Jahres vollständig hochgefahren sein.
Volvo rechnet damit, dass sich die Lieferzeit dann auf rund 90 Tage verkürzen lässt. Das wäre eine spürbare Verbesserung – und notwendig, um wieder mehr EX30 in Europa verkaufen zu können. Denn die Kombination aus langen Wartezeiten und Produktionsumstellung hat in den vergangenen Monaten Spuren hinterlassen: Im ersten Halbjahr dieses Jahres gingen die Neuzulassungen des Modells in Europa um 40 Prozent zurück.
Volvo EX30: Vom Topseller auf Rang 12 in Europa
Im vergangenen Jahr zählte der EX30 noch zu den drei meistverkauften E-Autos in Europa. Aktuell liegt er nur noch auf Platz zwölf. Die Ursachen für den Rückgang liegen nicht nur in der Logistik. Auch politische Entscheidungen spielen eine Rolle. Elektroautos aus China unterliegen seit kurzem höheren Einfuhrzöllen in der EU. Für die schwedische Marke Volvo, die zum chinesischen Konzern Geely gehört, ist der Zollsatz von zehn auf fast 29 Prozent gestiegen.
Der Konzern sah sich dadurch gezwungen, die Fertigung für Europa neu auszurichten. Ein Import des EX30 aus China sei wirtschaftlich nicht mehr machbar gewesen, so Samuelsson. Infolgedessen war der Verkauf kaum noch mit Gewinn möglich. Auch finanziell schlug sich das nieder: Der operative Verlust im zweiten Quartal belief sich auf rund eine Milliarde US-Dollar. Parallel sank der weltweite Absatz im ersten Halbjahr um neun Prozent. Mit der Umstellung auf Belgien reagiert Volvo auf diese Herausforderungen. Ziel ist es, wieder an die Verkaufszahlen vor Einführung der Zölle anzuknüpfen.
Um diese Option häufiger anbieten zu können, will Volvo die Lagerhaltung ausbauen. Laut Europa-Chef Arek Nowinski ist das besonders bei erschwinglichen Modellen entscheidend. Je günstiger ein Auto sei, desto mehr müsse vorproduziert werden, um spontane Käufe zu ermöglichen. Auch in den USA verfolgt Volvo ähnliche Pläne. Dort setzt man verstärkt auf den EX30 – ebenfalls aus europäischer Fertigung. Hintergrund sind hohe Importzölle auf chinesische Autos. Für europäische Modelle liegt dieser bei 15 Prozent, während für chinesische Elektroautos ein Strafzoll von über 140 Prozent fällig würde. Volvo verzichtet deshalb vollständig auf Exporte aus China in die USA.
Das Modell EX40, ein weiteres Elektroauto der Marke, soll ab 2026 in den Vereinigten Staaten erhältlich sein. Auch dieses wird künftig in Belgien gebaut. Der elektrische EC40 wurde in den USA dagegen bereits aus dem Programm genommen.
Quelle: Automobilwoche – Produktion in Belgien statt in China: Volvo will die Lieferzeit des EX30 halbieren