Volvo hat im zweiten Quartal 2025 eine Wertminderung von rund einer Milliarde Euro vorgenommen. Der Schritt betrifft die Erwartungen an die Modelle EX90 und ES90. Laut Unternehmensangaben handelt es sich dabei nicht um einen zahlungswirksamen Vorgang, sondern um eine bilanzielle Anpassung. Auslöser sind unter anderem Verzögerungen beim Start des Elektro-SUV EX90 und neue Zölle in den USA.
Die ersten EX90-Modelle laufen zwar bereits seit Juni 2024 im Werk in den Vereinigten Staaten vom Band. Dennoch musste Volvo den ursprünglich für Spätsommer geplanten Marktstart verschieben. Der Grund dafür liegt in schwerwiegenden Softwareproblemen, die zusätzliche Entwicklungsarbeit notwendig machten. Erst im Frühjahr 2025 war das Modell reif für den Markt.
Finanzchef Fredrik Hansson verwies auf verschiedene Ursachen für die nun korrigierten Absatz- und Rentabilitätsprognosen. Dazu zählen neben dem verspäteten Start des EX90 auch strategische Investitionen und die neuen Handelshemmnisse. Die Kombination dieser Faktoren führte zu deutlich geringeren Gewinnmargen über den gesamten Lebenszyklus der beiden Modelle als zunächst angenommen.
Auch beim ES90, einer neuen elektrischen Limousine, rechnet Volvo mit Einbußen. Dieses Auto wird in China gebaut, was durch die aktuellen US-Zölle problematisch ist. Der ES90 kann dort laut Volvo aktuell nicht mit Gewinn verkauft werden. In Europa ist die Lage ebenfalls angespannt: Die Margen stehen laut dem Unternehmen auch hier unter Druck.
Insgesamt ergibt sich daraus eine Wertberichtigung in Höhe von 11,4 Milliarden Schwedischen Kronen, was rund einer Milliarde Euro entspricht. Davon entfallen etwa vier Milliarden Kronen (ca. 353 Mio. Euro) auf die Produktionskosten. Der Rest betrifft vor allem den Bereich Forschung und Entwicklung. Unterm Strich belastet der Schritt das Konzernergebnis mit etwa neun Milliarden Kronen (ca. 795 Mio. Euro).
Trotz dieser Rückschläge sieht Volvo in der neuen Plattform, auf der EX90 und ES90 basieren, eine wichtige technologische Grundlage für kommende Modelle. Die dabei entwickelten Systeme, etwa im Bereich Computerarchitektur und elektrischer Antriebe, sollen künftig bei mehreren Baureihen zum Einsatz kommen.
Ein Beispiel dafür ist der für 2026 geplante EX60. Dieses neue Elektro-SUV basiert auf einer weiterentwickelten Plattform und wird laut Volvo kosteneffizienter sein als die bisherigen Modelle. Bei der Produktion setzt der Hersteller erstmals auf das sogenannte Mega Casting. Dabei wird ein großer Teil der Karosserie in einem einzigen Arbeitsschritt gefertigt – eine Technik, die auch andere Hersteller wie Tesla und Volkswagen bereits nutzen.
Ein weiterer technischer Fortschritt zeigt sich bei der Integration der Batterie. Anstatt wie bisher große Akkupakete einzubauen, verteilt Volvo die Energiespeicher in kleinere Einheiten und integriert sie direkt in tragende Karosseriestrukturen. Diese sogenannte Cell-to-Body-Bauweise spart Material und soll Gewicht reduzieren. Zusätzlich setzt Volvo beim EX60 auf neu entwickelte Elektromotoren, die intern gefertigt werden. Ziel ist es, langfristig unabhängiger von Zulieferern zu werden und die Steuerung über die komplette Entwicklungskette zu verbessern.
Trotz der hohen Wertberichtigung bleibt Volvo also zuversichtlich. Das Unternehmen betrachtet die aktuelle Entwicklung als Teil eines größeren Wandels hin zu einer softwaregesteuerten, elektrischen Produktwelt. Der Weg dorthin ist zwar kostenintensiv, soll sich laut Konzern langfristig aber auszahlen.
Quelle: Volvo – Pressemitteilung vom 14.07.2025 / Automobilwoche – Volvo: US-Zölle und verspätete Auslieferung kosten eine Milliarde Euro