Seit 13 Jahren leitet Torsten Müller-Ötvös die Geschicke der edlen britischen BMW-Tochter Rolls-Royce, gegen Ende des Jahres verabschiedet sich der 63-jährige Deutsche in den wohlverdienten (Un-)Ruhestand. Der Welt gab er noch ein Abschiedsinterview, in dem er betont, wie gut die Elektromobilität zur Marke passe. “Im Jahr 2030 verkaufen wir den letzten Verbrenner. An dieser Planung hat sich nichts geändert, auch nicht durch die Entscheidung von Premierminister Rishi Sunak, den Verbrennerausstieg auf 2035 zu verschieben”, führte er aus.
Für die Entscheidungen von Rolls-Royce relevant seien da nicht politische Entscheidungen, sondern was man für die Marke selbst als richtig erachtet. Und dies sei eindeutig die komplette Elektrifizierung der Marke. “Der elektrische Antrieb passt fantastisch zu Rolls-Royce, das sieht man an der positiven Resonanz des Spectre”, führte Müller-Ötvös aus und verweist auf die derzeitige Lieferzeiten des ersten elektrischen Modells: “Wenn Sie heute einen Spectre ordern, werden Sie ihn Ende des ersten Quartals 2025 bekommen.” Die Verbrennermodelle seien derzeit nach etwa einem Jahr verfügbar.
Spectre lockt viele Neukunden an
Interessant ist, dass der Spectre für 40 Prozent der Kunden das erste Fahrzeug von Rolls-Royce sei, während dieser Wert bei den Verbrennermodellen lediglich bei 20 Prozent liege. Rolls-Royce erschließt sich also im großen Stil neue Kunden – nicht trotz, sondern wegen des Wechsels auf die Elektromobilität. Und immer mehr Kunden würden betonen, dass der Kauf von Verbrennerfahrzeugen für sie gar nicht mehr infrage käme. “Unsere Kunden sind jünger geworden, das Durchschnittsalter ist von 56 Jahren auf 43 Jahre gesunken, und der Anteil weiblicher Kunden liegt heute bei 15 Prozent“, erläutert der Deutsche zudem.
Dass das autonome Fahren für Rolls-Royce zum größeren Thema werden könnte, zweifelt der scheidende Chef indes an. Viele Kunden hätten einen Chauffeur. “Der springt ein, wenn sie abends vom Restaurant nicht mehr selbst nach Hause fahren wollen. Aber er ist nicht nur ein Fahrer, sondern in vielen Fällen der persönliche Assistent des Familienoberhaupts“, erklärt Müller-Ötvös. Man könne ihn also nicht so einfach durch Technik ersetzen. “Selbst wenn unsere Autos automatisiert fahren würden, wäre der Assistent noch dabei, um auf der Fahrt beispielsweise geschäftliche Dinge zu besprechen. Momentan steht automatisiertes Fahren auf der Wunschliste unserer Kunden weit unten“, erklärt der 63-Jährige. Für den klassischen Dienstwagen sei das ein interessanteres Thema, wenn der Fahrer perspektivisch auch auf der Fahrt arbeiten kann.
Mehr, aber nicht nur Freizeit
Es sich nur zuhause gemütlich machen will Müller-Ötvös indes auch nach Erreichen der BMW-internen Altersgrenze nicht. “Ich werde aktiv neue Projekte starten und vorantreiben und definitiv nicht aufhören zu arbeiten. Ich freue mich jetzt aber auch darauf, wieder mehr Zeit für schöne Dinge im privaten Bereich zu haben”, sagte er. Aus den strategischen Entscheidungen bei Rolls-Royce werde er sich aber heraushalten.
Quelle: Welt – “Rolls-Royce-Chef: Wir lassen uns nicht von politischen Entscheidungen treiben“