Xpeng G6 Performance: Das kann das neue Lade-Monster

Xpeng G6 Performance: Das kann das neue Lade-Monster
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Daniel Krenzer

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  —  Lesedauer 6 min

Erst seit etwa anderthalb Jahren ist der chinesische Automobilhersteller Xpeng auf dem deutschen Markt vertreten, und schon wurden nicht nur mehr als 3000 Elektroautos an Kunden hierzulande ausgeliefert. Vom Xpeng G9 und G6 gibt es sogar bereits die ersten Facelifts. Denn die Modelle, die bereits in der Vorgängerversion in Deutschland technisch für Furore sorgten, sind in China bereits in die Jahre gekommen. Und während bei der vergangenen IAA Mobility die deutschen Hersteller Mercedes und BMW stolz präsentierten, dass ihre Ladeleistungen nun mit China Schritt halten können, legte Xpeng gewaltig einen drauf und verdoppelte die Ladeleistung seiner beiden E-SUV nahezu noch einmal – und das mit LFP-Akkus, die als eigentlich weniger schnell ladefähig gelten als die umwelttechnisch problematischeren NMC-Akkus.

Unser Autor kennt den bisherigen Xpeng G6 gut, schließlich hat er sich selbst für ein Leasing eines Standard Range der bisherigen Version entschieden. Diesmal zum Test vorgefahren ist ein neuer Xpeng G6 in der Allrad-Version Performance. Im Testbericht wollen wir der Frage nachgehen, was sich alles im Vergleich zum Vorgänger verbessert hat. Denn während sich die alte und neue Version optisch sehr ähnlich geblieben sind, hat sich im Innenleben doch einiges verändert.

Zunächst ein paar allgemeine Daten: Der neue G6 ist knapp 4,76 Meter lang, bietet etwa 570 Liter Kofferraumvolumen im Normalzustand und schafft 202 km/h in der Spitze. Der Performance schafft den Sprint auf Tempo 100 in 4,1 Sekunden.

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Was ist im neuen Xpeng G6 anders als im alten?

Ladeleistung: Schon der bisherige G6 war mit gut 280 kW maximaler Ladeleistung ein Lade-Monster, doch mit 451 kW in der Spitze legt das Facelift da noch einmal eine gewaltige Schippe drauf – vorausgesetzt man findet eine passende Ladestation dafür. Wir konnten das Potential im Test nicht voll ausschöpfen, doch an einer 300-kW-Ladesäule war der mit 18 Prozent und vorkonditionierter Batterie angeschlossene Testwagen nach Sekunden bei knapp diesen 300 kW und hielt diese sehr lange, sodass der Ladevorgang nach einer Wickel- und Umziehpause mit Kleinkind pünktlich zur Rückkehr automatisch beendet wurde, da 100 Prozent erreicht waren. Das Auto lädt also mitunter schneller, als einem eigentlich lieb ist. Unter optimalen Bedingungen dauert der Ladevorgang des netto etwa 81 kWh großen Akkus von 10 bis 80 Prozent gerade einmal zwölf Minuten.

Trotz der enormen Ladeleistungen gewährt Xpeng acht Jahre Garantie auf den Akku. Das wird auch durch eine geschickte Software-Steuerung erreicht. Wir haben es uns nicht nehmen lassen, die Ladeperformance auf ihre Vernunft zu testen und haben (besser nicht so oft nachmachen!) den G6 bei 74 Prozent Restakku kalt an eine 400-kW-Ladestation gesteckt. Und siehe da: Bis 90 Prozent betrug die Ladeleistung nur etwa 25 bis 35 kW, ehe sie noch einmal mit wärmerem Akku anzog. Die Software schont also sehr vernünftig den Akku, und als Fahrer lädt man eben am besten mit vorkonditionierter Batterie – oder über Nacht in Ruhe mit gemütlichen 11 kW an der Wallbox.

Außendesign: Außen gibt es nur kleine Abweichungen zum bisherigen Design. Die Lichtleiste an der Front ist nun komplett durchgängig, das Logo ist dafür nach oben auf die Motorhaube umgezogen. Am Heck gibt es einen zusätzlichen Spoiler, der schwarze Bogen um die Radkästen ist nun einer Lackierung in Wagenfarbe gewichen. Den Standard Range gibt es nun zudem auch mit 18-Zoll-Rädern statt 20 Zoll.

Innenraum: Mehr hat sich im Innenraum getan. Das Infotainment-Display ist leicht angewachsen und misst nun knapp 16 Zoll, die Lüftungen haben nun manuell verstellbare Regler, was die Steuerung des Luftflusses während der Fahrt erheblich vereinfacht. Zudem gibt es eine Ambientebeleuchtung mit Farbauswahl, mehr weiche Oberflächen und Designelemente in Holzoptik. Die Ablagen sollen etwas größer geworden sein, was im direkten Vergleich aber nicht allzu stark auffiel. Die Massagefunktion auf den Vordersitzen, die bereits aus dem G9 bekannt war, ist nun auch im kleineren SUV serienmäßig vorhanden. Zudem ist der Rückspiegel digital.

Fahrverhalten: Die Federung ist im Facelift mehr an europäische Bedürfnisse angepasst worden. Der G6 wirkt nicht mehr so hart gefedert und fühlt sich auf der Autobahn noch etwas stabiler an. Auch die Schalldämmung wurde verbessert. Zudem fühlt sich die Lenkung etwas besser an als im Vorgänger. Die Leistungsentfaltung zwischen altem Standard Range und neuem Allrad-G6 ist nur schwer vergleichbar.

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Was sind die Pluspunkte des Xpeng G6?

Modernes Bedienungskonzept: Der Xpeng G6 ist ein hochmodernes Elektroauto, das nahezu alles mitbringt, was sich zukunftsgewandte Autofahrer wünschen. Die Steuerung erfolgt vor allem über das zentrale Display sowie über Sprachsteuerung, ein paar wenige Lenkrad-Regler gibt es dennoch. Viele Einstellungen lassen sich zudem per App vornehmen und dabei eigene Abhängigkeiten programmieren, zum Beispiel dass immer beim Unterschreiten einer bestimmten Temperatur der Innenraum kurz aufgeheizt werden soll. Zudem lässt sich das Fahrzeug per Handy ein- und ausparken und sich die Klimaanlage aus der Ferne ansteuern.

Üppiges Ausstattungsniveau: Wer sich für einen Xpeng interessiert, muss sich nicht durch einen umfangreichen Ausstattungskatalog durchklicken, in dem bei jedem Extra der Preis ansteigt. Es gibt genau eine üppig ausgestattete Version, deren Farbe sich noch auswählen lässt und die Frage nach der Anhängerkupplung geklärt werden muss – fertig.

Starkes Preis-Leistungs-Verhältnis: Das wohl stärkste Argument ist, dass der umfangreich ausgestattete G6 dann auf einem Preisniveau landet, bei dem bei vielen europäischen Hersteller erst die Einstiegsvarianten losgehen. Für das gleiche Geld gibt es bei Xpeng also deutlich mehr an Extras. Freilich gibt es deutsche Hersteller, die abgesehen von der Ladetechnik in Sachen Fahrwerk und Assistenz mitunter noch bessere Elektroautos bauen, allerdings zu einem deutlich höheren Preis. An dem hat sich übrigens im Vergleich zur vorhergehenden Version trotz all der Verbesserungen nichts geändert – außer dass der Preis beim Standard Range nun „nur“ noch die 18-Zöller statt 20-Zöller beinhaltet.

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Was sind die Minuspunkte des Xpeng G6?

Schwächen in der Assistenz: Wie bereits in unserem Langzeittest beschrieben, haben die Assistenten ein paar kleinere Schwächen. Vor allem die Verkehrszeichenerkennung bei Kopplung an den Tempomaten ist immer wieder ein Ärgernis. Doch entweder lässt man entsprechende Helferlein in bestimmten Situationen einfach aus oder man gewöhnt sich daran, sein Fahrzeug in gewissen Situationen oder an bestimmten Stellen immer wieder überstimmen zu müssen.

Ladeplanung mit Schwächen: Die Ladeplanung funktioniert an sich ganz ordentlich und besser als bei einigen Mitbewerbern, doch es gibt Luft nach oben. So berücksichtigt die Kalkulation des voraussichtlichen Ladestandes am Ziel offenbar keine Topographie. Außerdem plant die Software mitunter etwas übervorsichtig Ladestopps ein, die sich am Ziel nachträglich als gar nicht notwendig erweisen. Ein wenig mitdenken als Fahrer schadet da also nicht.

Fazit

Der Xpeng G6 ist eines der derzeit am schnellsten wieder aufladbaren Elektroautos auf dem Markt. Wie weit man damit dann kommt, ist auch stark von der Fahrweise abhängig. Während unser Autor mit seinem „alten“ Standard Range kombiniert mit 18 kWh klarkommt, benötigte der neue Performance mit großem Akku und etwas agilerer Fahrweise bei kalten Temperaturen knapp 24 kWh. Nach etwa 350 Kilometern begibt man sich somit lieber mal an eine Ladesäule, doch mit warmem Akku und passender Leistung reicht ein Stopp von nur zwölf Minuten aus, um danach wieder 250 Kilometer weiterfahren zu können. Die Preise für den Standard Range beginnen bei 43.600 Euro, beim Performance startet die Liste bei 51.600 Euro.

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Daniel Krenzer

Daniel Krenzer

Daniel Krenzer ist als studierter Verkehrsgeograf und gelernter Redakteur seit mehr als zehn Jahren auch als journalistischer Autotester mit Fokus auf alternative Antriebe aktiv und hat sich zudem 2022 zum IHK-zertifizierten Berater für E-Mobilität und alternative Antriebe ausbilden lassen.

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