Als Ola Källenius Anfang Dezember im Werk Sindelfingen Schoko-Nikoläuse verteilte, sollte das ein Zeichen der Nähe sein. Der Vorstandschef von Mercedes-Benz zeigte sich im roten Pullover gut gelaunt, sprach mit Beschäftigten und knüpfte an eine inzwischen etablierte Nikolausaktion an. Nach außen wirkte der Auftritt verbindlich. Intern jedoch fällt das Stimmungsbild deutlich nüchterner aus, wie das Manager Magazin berichtet.
Grundlage dafür ist eine konzernweite Mitarbeiterbefragung, die im Herbst durchgeführt wurde. Die Auswertung, über die aus Unternehmenskreisen berichtet wird, zeigt in mehreren zentralen Punkten Ergebnisse unterhalb des Vergleichsniveaus anderer Unternehmen. In Kategorien wie allgemeine Zufriedenheit, Ausstattung am Arbeitsplatz oder Identifikation mit der Mission des Konzerns erreichte Mercedes überwiegend mittlere bis schwache Bewertungen. Ein Aufsichtsrat kommentierte die Resultate intern mit dem Hinweis, dass Motivation derzeit das drängendste Thema sei.
Das Unternehmen selbst bewertet die Umfrage anders. Mercedes verweist darauf, dass sich die Ergebnisse im Vergleich zur Befragung aus dem Jahr 2023 nicht verschlechtert hätten. Gerade angesichts tiefgreifender Veränderungen im Konzern sei die Gesamtzufriedenheit weiterhin hoch. Gleichzeitig bleibt festzuhalten, dass die Stimmung im Branchenvergleich weniger positiv ausfällt und damit in eine Phase fällt, in der der wirtschaftliche Druck weiter zunimmt.
Vorgezogene Sparziele erhöhen den Druck bei Mercedes
Denn parallel zu den Umfrageergebnissen verschärft der Vorstand den Sparkurs. Das Anfang 2025 gestartete Effizienzprogramm „Next Level Performance“ sah ursprünglich eine nachhaltige Reduktion der Kosten um fünf Milliarden Euro bis Ende 2027 vor. Inzwischen wurde dieser Zeitrahmen verkürzt. Nach Informationen aus dem Umfeld des Unternehmens soll das Fixkostenziel bereits Ende 2026 erreicht werden. Für die Organisation bedeutet das, dass die gleichen Einsparungen in deutlich kürzerer Zeit umgesetzt werden müssen.
Die angespannte Lage wird durch eine unsichere Planung zusätzlich erschwert. Interne Prognosen für das Jahr 2026 gelten als überholt. Erwartet werden ein stabiler Umsatz sowie ein Absatz auf dem Niveau des laufenden Jahres. Mehr als rund 1,8 Millionen verkaufte Autos stehen derzeit nicht im Raum. Hinzu kommen externe Faktoren wie handelspolitische Unsicherheiten, die belastbare Annahmen weiter erschweren.
Auch beim Personalabbau zeigt sich, dass die gesetzten Ziele bislang nicht erreicht werden. Rund 4500 Beschäftigte haben ein Abfindungsangebot angenommen. Unternehmensintern war mit einer deutlich höheren Zahl gerechnet worden. Um die operative Umsatzrendite im Autogeschäft bei den für 2025 erwarteten vier bis sechs Prozent zu halten, steigt damit der Druck, an anderer Stelle weiter zu sparen.
Ein Schwerpunkt liegt auf der internationalen Produktionsstruktur. Die Fertigung in Südafrika wird reduziert. Das Werk im mexikanischen Aguascalientes verliert seine Rolle als Produktionsstandort. Dort endet die Herstellung eines kompakten SUV im Frühjahr, das Modell GLB soll künftig in Ungarn gebaut werden. Mercedes bestätigte offiziell, dass die Produktion des GLB in Mexiko ausläuft. Für die deutschen Standorte sieht der Aufsichtsrat derzeit keinen akuten Handlungsbedarf, betont jedoch zugleich, dass diese Einschätzung nicht als langfristige Zusage zu verstehen ist.
Weitere Einsparungen bei variablen Kosten geplant
Zusätzlich zu den Fixkosten sollen auch die variablen Ausgaben sinken. Finanzvorstand Harald Wilhelm hat ein weiteres Einsparziel von 2,5 Milliarden Euro ausgegeben. Eine zentrale Rolle kommt dabei Entwicklungsvorstand Jörg Burzer zu, der auch für den Einkauf verantwortlich ist. Er hat seine Organisation aufgefordert, neue Strategien für die wichtigsten Lieferanten zu erarbeiten. Beteiligte gehen allerdings davon aus, dass konkrete Effekte frühestens zur Jahresmitte sichtbar werden.
Damit verschärft Mercedes seinen Sparkurs in einer Phase, in der die interne Stimmung bereits angespannt ist. Ob es gelingt, Kostenziele, wirtschaftliche Stabilität und Motivation der Belegschaft in Einklang zu bringen, dürfte sich erst im weiteren Verlauf des kommenden Jahres zeigen.
Quelle: Manager-Magazin – Warum Mercedes schon wieder Milliarden sucht







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