Fahrbericht Mini Countryman SE All4: Ein Starker mit Schwächen

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Press-Inform / Daniel Kraus

Stefan Grundhoff
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  —  Lesedauer 3 min

Mini setzt in seiner neuen Generation hausintern auf einen neuen Dreiklang. Neben dem Kernmodell des Cooper – wahlweise mit Verbrenner oder als Elektroversion zu bekommen – gibt es den neuen Aceman und als Topmodell darüber den Countryman. Hier hat der geneigte Kunde ebenfalls die Wahl, von welcher Antriebsart er sich in Zukunft chauffieren lassen will. Anzunehmen, dass sich viele Interessenten für die Elektroversion des Countryman entscheiden, die in zwei Versionen mit 150 kW (204 PS) und 230 kW (313 PS) zu bekommen ist.

Die stärkere Version verfügt dabei über den gleichen Antrieb wie der BMW iX2 xDrive30, den wir ebenfalls bereits Probe gefahren sind. Die beiden Motoren an Vorder- und Hinterachse leisten zusammen 230 kW (313 PS) und ein maximales Drehmoment von knapp 500 Nm. Genug, um am Steuer jede Menge Fahrspaß zu empfinden.

Von unten heraus hat der mit einer Länge von 4,43 Metern alles andere als kleine Spaßmacher jede Menge Tatendrang und ein betont strammes Antriebspaket. Das Geräuschniveau ist angenehm gering, der Drang nach vorn umso größer.

Innen ist es aufgeräumt und puristisch wie man es von Mini kennt. Neu sind die Textilelemente in Armaturenbrett und Türen, die Wohlfühlcharme verbreiten sollen. Doch anständige Instrumente hinter dem griffigen Lenkrad fehlen. Es gibt nur das zugegeben gestochen scharfe, aber allzu unübersichtliche Centerdisplay in der Mitte des Armaturenbretts. Das ist rundlich im typischen Mini-Retro-Stil, und bietet als Informationsuntertasse in jeder der zahlreichen Darstellungsmodi jedoch etwas zu viele Inhalte. Sitzheizung, Klimatisierung, Tempo, Drehzahl, Tankvolumen, Fahrprogramm und Entertainment – das ist längst nicht alles.

Mini Countryman SE All4 Cockpit
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Mit der visuellen Ideenexplosion könnte man sich deutlich besser arrangieren, wenn dabei nicht die normalen Instrumente unter die Räder gekommen wären oder es zumindest ein vernünftiges Head-Up-Display gäbe. Doch hier räkelt sich eine wenig wertige Hartplastikscheibe aus dem Armaturenbrett und gibt auf überschaubarem Raum einige zentrale Informationen. Für ein Fahrzeug wie ein Mini, der nicht nur wegen seines Preises allemal premium sein will, einfach zu wenig.

Dagegen sind die Sitze bequem und das Platzangebot in dem mindestens 49.500 Euro teuren Crossover zumindest für vier Personen ordentlich. Doch auch hier fehlen Premiumattribute wie Ledersitze oder eine Sitzheizung im Fond. Hier schreibt Mini seinen geneigten Fans etwas zu viel vor und bietet eben deutlich weniger als mancher auch deutlich günstigere Konkurrent. Das Ladevolumen von 460 bis 1450 Liter lässt sich nicht nur durch das Umklappen der Rücksitze, sondern auch die um 13 Zentimeter in der Länge verschiebbare Rückbank beeinflussen.

Dass so mancher Makel im Innern der Fahrfreude keinen Abbruch tut, lässt sich allerdings wenig verhehlen. Dass straffe Gesamtpaket mit direkter Anfederung und einer präzisen Rückmeldung von der Fahrbahn gefällt und passt gut. Wird es dem ein oder anderen Kunden zu stramm sein? Vielleicht, aber Mini will eben anders sein und da passt das Paket, um sich abzugrenzen.

Mini Countryman SE All4 Laden
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Beim Thema Akku und Laden schwächelt der Mini Countryman SE All4, denn das 66 kWh große Akkupaket im Unterboden zwischen den Achsen reicht für eine Normreichweite von maximal 433 Kilometern. Bei mehreren eingeschalteten Verbrauchern, flottem Tempo oder kalten Temperaturen bedeutet das eine Reichweite, die sich schnell Richtung 300 Kilometer herabregelt. Das ist als größtes verfügbares Akkupaket zu knapp und wird durch eine seine mäßige Ladeleistung von gerade einmal 130 kWh nochmals unterstrichen. Das ist für ein neues Elektroauto des Jahres 2024 einfach zu wenig, denn hier bieten anderen selbst ohne 800-Volt-Technik bereits 150 bis 200 Kilowatt.

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Stefan Grundhoff

Stefan Grundhoff

Stefan Grundhoff ist seit frühester Kindheit ausgemachter Autofan. Die Begeisterung für den Journalismus kam etwas später, ist mittlerweile aber genau so tief verwurzelt. Nach Jahren des freien Journalismus gründete der Jurist 1994 das Pressebüro press-inform und 1998 die Beratungsfirma press-inform consult.

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