Der BYD Atto 2 soll mit seinem Plug-in-Hybridantrieb eine Gesamtreichweite von 1000 Kilometern schaffen und damit eine echte Alternative für Dieselfahrer in der Kompaktklasse sein. Basis ist der bekannte DM-i-Antriebsstrang, der auch im Seal 6 zum Einsatz kommt.
Eines muss man den Chinesen lassen: Sie lernen schnell aus ihren Versäumnissen. Ein gutes Beispiel ist BYD. Nachdem es mit den reinrassigen Elektroautos in Deutschland noch nicht so wie erwartet läuft, schwenkt der Autobauer aus Shenzhen um und bringt nun Plug-in-Hybride ins Herz Europas. Nach dem Seal 6 erhält auch das kompakte SUV Atto 2 diesen Antriebsstrang, bei dem ein Verbrenner und ein Elektromotor zusammenarbeiten. Allerdings betonen die Chinesen immer wieder, dass man die Hybriden als Brückentechnologie betrachtet, um die kritischen Deutschen an die pure Elektromobilität heranzuführen.
DM-i-Antrieb priorisiert elektrisches Fahren im Alltag
DM-i steht für „Dual Mode – intelligent“; eine Hybridarchitektur, die je nach Bedarf zwischen rein elektrischer, serieller oder paralleler Funktionsweise wechseln kann. Eben unter der eben genannten Prämisse, dass der Atto 2 hauptsächlich rein elektrisch unterwegs sein soll. Deshalb hat die E-Maschine mit 145 kW / 197 PS und einem Drehmoment von 300 Newtonmetern genug Kraft, um allein für flotten Vortrieb zu sorgen. Während der 1,5‑Liter-Vierzylinder‑Motor mit 72 kW / 98 PS und dem Atkinson-Zyklus sowie einem Wirkungsgrad von 43 Prozent die Rolle des Steigbügelhalters einnimmt.
Die primäre Antriebsquelle ist der Elektromotor, der von einer LFP-Blade-Batterie (Lithium-Eisenphosphat) mit einer Netto-Kapazität von 18 Kilowattstunden gespeist wird. Der Verbrenner springt hauptsächlich zum Laden beziehungsweise zur Unterstützung bei höherer Last an.


Diese klare Rollenverteilung wird auch auf der Straße deutlich. Denn der Atto 2 fährt sich die meiste Zeit wie ein Elektroauto – sehr entspannt. Nur wenn man die Systemleistung von 156 kW / 212 PS mit einem beherzten Tritt auf das Gaspedal abrufen will, wird das Vorankommen zäher. Der Ottomotor meldet sich hörbar und der Vortrieb verliert an Verve. Kitzelt man alles aus dem Atto 2 PHEV heraus, erreicht der Crossover nach 7,5 Sekunden Landstraßentempo und ist bis zu 180 km/h schnell. BYD gibt den Verbrauch mit 5,1 l/100 km und 1,8 kWh/100 km an. Bei unserer Testfahrt waren es laut Bordcomputer 6,1 l/100 km beziehungsweise 2,0 kWh/100 km.
Das bringt uns zum nächsten Pfund, mit dem der chinesische Autobauer wuchert. Angeblich soll der BYD Atto 2 als Plug-in-Hybrid eine Gesamtreichweite von 1000 Kilometern erreichen. Das würde ihn zu einer echten Alternative für Dieselfahrer machen. Mit einem Akkuladestand von 27 Prozent lag die Gesamtreichweite bei 901 Kilometern – beachtlich. Das zeigt, dass der BYD-Ansatz, den Verbrenner die meiste Zeit zum Range-Extender zu degradieren, funktioniert und man mit dem BYD Atto 2 DM-i entspannt unterwegs ist. Dazu trägt auch das komfortabel abgestimmte Fahrwerk bei. Die leichtgängige Lenkung ist ebenfalls mehr auf Komfort denn auf Sportlichkeit getrimmt. Gefallen können die Sitze, deren Beinauflage zwar weiterhin kurz ausfällt, aber mehr Seitenhalt bieten als andere BYD-Modelle.

Zwei Varianten mit klaren Unterschieden bei Technik
Allerdings muss man sich dafür die Boost-Variante für mindestens 38.990 Euro leisten. Denn nur diese ist mit der größeren Batterie ausgestattet. Die kleinere Active-Variante hat eine Batterie mit einer Nennkapazität von 7,8 kWh und bietet damit eine Reichweite von 40 km. Auch die Motorleistung ist mit 122 kW / 166 PS nicht zwingend für Autofahrer geeignet, die gerne flotter unterwegs sind. Dabei ist die Ladeleistung an der Wallbox bei der kleineren Batterie mit 3,3 kW ziemlich bescheiden und auch die 6,6 kW des Topmodells sind wenig berauschend. Damit sind die Energiespeicher in drei Stunden von 15 auf 80 Prozent gefüllt. In der Top-Version lassen sich zudem über V2L Haushaltsgeräte mit Strom versorgen.


Ein weiteres Plus des BYD Atto 2 ist das großzügige Platzangebot. Trotz einer Länge von 4,33 Metern lässt es sich auch im Fond bequem sitzen, während der Kofferraum ein Fassungsvermögen von 425 bis 1335 Litern bietet. Im Innenraum spielt der BYD-Crossover seine Stärken aus. Die Verarbeitung ist gut, und die Materialien wirken wertig. Das bei der Boost-Variante serienmäßige Panorama-Glasdach gefällt uns, denn es lässt in der grauen Winterzeit zusätzliches Licht in die Fahrgastzelle.
Innen folgt der Atto 2 DM-i dem bekannten BYD-Ambiente, wie man es bereits vom Seal 6 DM-i kennt. Das Ambiente ist luftig mit einigen Ablagen. Vor dem Fahrer befindet sich ein 8,8-Zoll-Display, in der Mitte dominiert der 12,8-Zoll-Touchscreen. Auch die Bedienlogik unterscheidet sich nicht von der anderer BYD-Modelle wie dem Seal 6. Also bleibt die Menüführung bisweilen etwas verschachtelt. Eine Gestensteuerung und ein KI-Sprachassistent sollen die Bedienung erleichtern.
Die Serienausstattung passt. Bereits in der Basis sind vier USB-Typ-C-Ladeanschlüsse, Parksensoren hinten mit Rückfahrkamera, adaptive Geschwindigkeitsregelung und ein digitaler Schlüssel, der den Zugang zum Auto über ein Smartphone oder ein tragbares Gerät ermöglicht, ab Werk verbaut. Bei Boost kommen noch 17-Zoll-Alufelgen, Parksensoren vorn, eine 360-Grad-Kamera, beheizbare und elektrische Vordersitze, ein beheizbares Lenkrad, getönte Scheiben hinten, ein Panoramadach mit elektrisch verstellbarer Sonnenblende sowie eine Smartphone-Ablage zum kabellosen Laden mit 50 Watt hinzu. Marktstart ist im Januar.







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