Deutschland baut Spitzenposition als Top-Standort der Elektroauto-Produktion aus

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Michael Neißendorfer
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  —  Lesedauer 4 min

Der europäische Zulassungsboom von Elektroautos im Jahr 2020 resultiert vor allem aus der Entwicklung des Kontinents zu einem Top-Produktionsstandort für diese Fahrzeuge. Die Fertigung von E-Autos in Europa hat sich 2020 gegenüber dem Vorjahr mehr als verdoppelt. Deutsche Automobilhersteller sowie Automobilwerke in Deutschland spielen dabei zunehmend eine dominierende Rolle. Fast jeder dritte in Europa gebaute batterieelektrische Pkw kam 2020 aus einem deutschen Fertigungsstandort. In 2021 soll es nahezu jeder zweite sein. Das zeigt das E-Mobility Dashboard 2020 des Chemnitz Automotive Institute (CATI), in dem die Experten neben detaillierten Daten zur E-Auto-Herstellung in Europa im Jahr 2020 auch einen Ausblick auf die Produktion 2021 geben.

Mehr als 600.000 batterieelektrische Pkw (Battery Electric Vehicles, BEV) wurden 2020 an europäischen Standorten produziert – ein Plus von rund 325.000 Fahrzeugen gegenüber 2019. Mit etwa 190.000 Fahrzeugen kam dabei nahezu ein Drittel der gesamten europäischen BEV-Produktion aus Deutschland; 2019 waren es lediglich 75.600 Fahrzeuge. „Damit wurde Deutschland 2020 erstmals zum Top-Standort für die Fertigung von E-Pkw in Europa“, erläutern Prof. Dr. Werner Olle und Dr. Daniel Plorin von CATI. Diese Entwicklung resultiere maßgeblich aus den Volumenzuwächsen an den VW-Standorten Zwickau und Dresden, der Porsche-Fabrik Stuttgart und dem Mercedes-Benz-Werk Bremen mit Modellen, die erst Ende 2019 bzw. Ende 2020 angelaufen sind. Dazu zählen insbesondere ID.3 und ID.4, Taycan und EQA. Hervorzuheben sei außerdem, dass sich von den aktuell 25 europäischen BEV-Produktionsstandorten sieben in Deutschland befinden. Neben Deutschland gehören Frankreich, die Slowakei, Großbritannien und Belgien zu den fünf europäischen Top-Produktionsländern von batterieelektrischen Pkw.

Europas größte Standorte im E-Fahrzeugbau waren 2020 das französische Renault-Werk in Flins, die deutschen VW-Werke Zwickau, Bratislava und die Gläserne Manufaktur Dresden, das Audi-Werk im belgischen Brüssel, das tschechische Hyundai-Werk in Nosovice, die Nissan-Fabrik im britischen Sunderland, das PSA-Werk im slowakischen Trnava, Porsche Stuttgart und BMW Leipzig. Damit befinden sich vier deutsche Standorte unter den Top 10.

Elektroauto-Produktion-Deutschland-Europa
CATI

Auch bei den Volumenanteilen der Automobilhersteller konstatieren die Automotive-Experten von CATI 2020 wesentliche Umgewichtungen: „Der VW-Konzern wird mit der Produktion von nahezu 230.00 batterieelektrischen Pkw über alle seine Marken hinweg erstmals Europameister und erreicht einen Anteil von 38 Prozent an der BEV-Produktion in Europa, gefolgt von Renault-Nissan mit 24 Prozent und dem PSA-Konzern mit zwölf Prozent. Bei den Einzelmarken übernimmt die Marke Volkswagen Pkw die Produktionsführerschaft mit deutlichem Abstand zur Marke Renault“, so Prof. Olle und Dr. Plorin.

Bezogen auf die BEV-Fahrzeugmodelle mit den höchsten Produktionszahlen führt der Renault Zoé vor drei Modellen des VW-Konzerns (ID.3, Audi e-tron, e-Golf), dem Hyundai Kona Elektro, dem Nissan Leaf und dem Peugeot e-208. Prof. Olle und Dr. Plorin verweisen darauf, dass die Reihenfolge im Produktions-Ranking nicht durchgängig identisch sei mit dem Ranking bei den Zulassungen in Europa, da einige Modelle insbesondere aus dem Premium-Bereich über hohe Exportanteile in außereuropäische Märkte verfügen. Dies sei besonders gravierend beim Porsche Taycan, der bei den Produktionszahlen noch vor dem BMW i3 und den Smart-Modellen liegt. Während 29.450 Taycan in Stuttgart produziert wurden, belaufen sich die Neuzulassungen in Europa auf 12.000 Fahrzeuge.

Produktionsstandort Deutschland baut seine Spitzenstellung aus

Im laufenden Jahr 2021 sollen in Europa weitere deutliche Zuwächse bei der Produktion von batterieelektrischen Pkw eintreten, prognostizieren die Fachleute von CATI. Sie erwarten einen Anstieg auf insgesamt nahezu einer Million BEV, davon etwa 40 Prozent aus Standorten in Deutschland. Diese Größenordnung von rund 400.000 Fahrzeugen könne, so Olle und Plorin, in Abhängigkeit vom Anlauf des Tesla-Werkes in Grünheide noch übertroffen werden. „Auf jeden Fall baut der Produktionsstandort Deutschland seine Spitzenstellung weiter aus“, so die Experten.

Eine herausragende Rolle spiele dabei das Autoland Sachsen. Aus den E-Auto-Fabriken von Volkswagen in Zwickau und Dresden sowie von BMW in Leipzig kamen bereits 2020 insgesamt 140.000 batterieelektrische Pkw, fast drei Viertel der deutschen E-Pkw-Fertigung. Damit liegt Sachsen im europäischen Standort-Ranking deutlich vor der französischen Automobilregion Ile-de-France rund um Paris, u.a. mit den Werken Flins (Renault) und Poissy (PSA). Für 2021 wird eine Verdoppelung der E-Produktion auf 280.000 Fahrzeuge prognostiziert, die vor allem aus dem weiteren Hochlauf des VW-Werkes Zwickau resultiere. Die Fabrik soll in diesem Jahr zum größten Fertigungsstandort für Elektroautos in Europa wachsen – zumindest so lange, bis Tesla in Grünheide mit der Produktion startet.

Quelle: CATI – Pressemitteilung vom 07.04.2021

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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Flo:

Kleine Ergänzung zur munterern Diskussion hier. Man werfe im Zweifel einen Blick auf den Verfasser der Daten bzw. Studie und dessen Partner. Dann kann man auch verstehen wie die Inhalte zustandekommen. LOL
http://cati.institute/netzwerkpartner/

DerNeue:

Kenn ich – lustig ist nur dass sie das genau machen und anderen vorwerfen…

Markus Doessegger:

Danke vielmals für das Video.

Dieselben Beobachtungen habe ich schon 2015 gemacht, als ich 1 Woche in Bejing war. Massenhaft Elektroscooters.

Als ich 2016 mit meinem Roadster durch China von Guangzhou aus via Xi‘ an entlang der Seidenstrasse nach Kazakhstan gefahren bin, durfte ich den Enthusiasmus der Chinesen erfahren.

Es muss sich in den vergangenen 4 Jahren recht viel getan haben, was der ganzen Branche nur gut tut.

Markus Doessegger:

Wie soll jemand der Tesla Befürworter/Owner ist Missgunst gegenüber insbesondere den anderen Europäischen Autoherstellern hegen? Dazu sehe ich absolut keine Veranlassung. Das müssen Sie schon präzisieren.

DerNeue:

Das stimmt doch aber gar nicht, dein erster Post ging in eine ganz andere Richtung.

Wir kann man denn nur so wenig selbstreflektiert sein….

Jakob Sperling:

CNN, 31.1.21:
„Tesla’s dirty little secret: Its net profit doesn’t come from selling cars.“…
2020 Reingewinn: 721 Mio. $
2020 Zertifikats-Einnahmen: 1.6 Mia. $
Zertifikats-Einnahmen letzte 5 Jahre: 3.3 Mia. $

Markus Doessegger:

Bravo, Sie haben das gleicht beim ersten Mal schon völlig richtig erkannt.

Das fordern andere und ich schon seit langer Zeit. Was wir zu lesen bekommen sind immer nur Graphen von Europa und/oder Deutschland mit BEV/Hybriden gemischt. Da sieht das Resultat immer gleich aus. Der Rest aus China, Tesla und Anderen erscheinen da fast nie und wenn dann nur als Zwerge und, was nicht verwunderlich ist, Europa und Deutschland immer als Weltmeister.

Es sugeriert dem Betrachter, dass all die Autofirmen, manche sogar riesige Konglomerate von einem halben Dutzend anderen seit Langem schon bestehenden Firmen, welche schon fast ein ganzes Jahrhundert Zeit gehabt haben weltweit Ihre Fabriken zu bauen, in ganz kurzer Zeit wieder eine uneinholbare Übermacht geschaffen haben.

Vorschlag:
Man könnte die bisherigen Graphen genau so stehen lassen, zusätzlich aber Ihrem Wunsch ebenfalls nachkommen.

DerNeue:

Na dann lesen und verstehen Sie doch mal die Quartalszahlen. Da steht doch alles deutlich drin…

Markus Doessegger:

absolutely. XPeng gefällte mir besonders gut.

steinpilz:

https://youtu.be/mvVqZb26x4o
ein interessanter Beitrag von einem Rechtsanwalt in China. da sieht wo der Weg hingeht.

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