Bei Tesla steht eine richtungsweisende Entscheidung an. Am 6. November sollen die Aktionäre über ein neues Vergütungspaket für CEO Elon Musk abstimmen. Das Paket hätte einen Gesamtwert von rund einer Billion Dollar (ca. 859 Milliarden Euro) und soll den Gründer langfristig an das Unternehmen binden. Tesla-Aufsichtsratschefin Robyn Denholm appellierte in einem Brief an die Anteilseigner, dem Vorschlag zuzustimmen, wie Reuters berichtet. Ohne die Zustimmung drohe, so Denholm, ein Verlust der zentralen Führungsfigur des Elektroautoherstellers.
In ihrem Schreiben bezeichnete sie Musks Beitrag für Tesla als „entscheidend für die Entwicklung und den Erfolg des Unternehmens“. Der Manager habe den Wandel von Tesla zu einem führenden Akteur im Bereich der Künstlichen Intelligenz und des autonomen Fahrens maßgeblich vorangetrieben. Das geplante Gehaltspaket sei darauf ausgelegt, Musk für mindestens weitere siebeneinhalb Jahre in seiner Rolle zu halten. „Elon hat eine einzigartige Fähigkeit, Vision und Umsetzung zu verbinden“, heißt es in dem Schreiben, das an die Aktionäre ging.
Die Debatte um Musks Vergütung ist nicht neu. Schon 2018 hatte Tesla ein Paket verabschiedet, das zu den größten in der Geschichte der US-Wirtschaft zählte. Ein Gericht im US-Bundesstaat Delaware erklärte es im Januar jedoch für ungültig. Begründet wurde dies mit mangelnder Unabhängigkeit des Aufsichtsrats. Nach Ansicht des Gerichts seien die Verhandlungen von Personen geführt worden, die Musk zu nahestanden. Diese Entscheidung zwingt Tesla nun, das Vergütungssystem neu zu strukturieren und zur Abstimmung zu stellen.
Tesla würde ohne Musk wohl an Innovationskraft verlieren
Befürworter argumentieren, dass Tesla ohne Musk seine Innovationskraft verlieren könnte. Sie verweisen auf die enge Verbindung zwischen seiner Führung und dem Aufstieg des Unternehmens. Der Unternehmer gilt als treibende Kraft hinter Projekten wie dem Supercharger-Netzwerk, der Entwicklung eigener Batteriezellen und der Integration von Software in Teslas Produktstrategie. „Musk ist kein austauschbarer CEO“, erklärte Denholm. „Seine Vision ist ein entscheidender Faktor für die Marktstellung von Tesla.“
Kritiker hingegen sehen in der geplanten Vergütung eine übermäßige Konzentration von Macht und Reichtum. Sie bezweifeln, dass ein derart umfangreiches Paket im Interesse der Aktionäre liegt. Einige institutionelle Investoren fordern eine stärkere Kontrolle und eine klarere Trennung zwischen Management und Aufsichtsrat. Zudem wird befürchtet, dass die an das Aktienwachstum geknüpften Bedingungen übermäßige Risiken fördern könnten.
Auch die Frage nach Musks Zeitmanagement spielt eine Rolle. Neben Tesla führt er mehrere andere Unternehmen, darunter SpaceX, Neuralink und X. Beobachter warnen, dass die gleichzeitige Leitung so vieler Projekte die Konzentration auf Teslas Kerngeschäft beeinträchtigen könnte. Denholm wies diese Sorge zurück und betonte, Musk habe trotz seiner vielfältigen Aufgaben stets „außergewöhnliche Energie und Fokus“ gezeigt.
Die bevorstehende Abstimmung gilt als Stimmungstest für das Vertrauen der Investoren in die künftige Ausrichtung des Unternehmens. Während die Tesla-Aktie zuletzt unter Druck stand, wächst die Bedeutung neuer Geschäftsbereiche wie autonomes Fahren, Robotik und Energiespeicher. Musk selbst hat wiederholt betont, dass er Tesla zu einem „führenden KI-Unternehmen“ machen wolle – eine Aussage, die den Rahmen seiner ursprünglichen Vision als reiner Autohersteller längst übersteigt.
Wie die Aktionäre entscheiden, könnte weitreichende Folgen haben. Eine Zustimmung würde Musk die Kontrolle über sein bisher größtes Anreizpaket sichern. Eine Ablehnung hingegen könnte die Führungsspitze des Unternehmens in Bewegung bringen und den Kurs von Tesla verändern.
Quelle: t3n – Tesla: Musk droht mit Rücktritt – wenn er den 1-Billion-Dollar-Bonus nicht bekommt / Reuters – Aufsichtsratschefin: Musk könnte bei Ablehnung des Gehaltspakets Tesla verlassen







