Volkswagen sieht sich mit erheblichen Herausforderungen konfrontiert, besonders im Bereich der Elektroautos. Martin Sander, seit Anfang des Monats neuer Vertriebschef bei VW, muss sich mit der Verschiebung des ID.Golf und anderen Modellen auseinandersetzen, wie das Manager Magazin berichtet. Der ID.Golf, ein neues Elektroauto des Konzerns, soll nun erst 2029 auf den Markt kommen.
Bereits am Tag nach seinem Amtsantritt wurde bekannt, dass die Einführung der neuen Fahrzeugarchitektur SSP erneut verschoben wird. Diese Architektur sollte ursprünglich ab 2025 als Grundlage für viele zukünftige Modelle dienen. Jedoch wird sie frühestens 2029 verfügbar sein. Diese Verzögerung betrifft vor allem Volkswagen und teilweise auch Audi.
Die Studie des VW ID. GTI ist ein scharfer Hingucker und einer der Stars auf der IAA 2023. Der bullige Elektrosportler hat an sich nur ein Problem – er dürfte kaum vor Ende 2026 auf den Markt kommen. So die Annahme im September ’23. Mittlerweile scheint klar zu sein, dass der Stromer jetzt 15 Monate später als geplant auf die Straße kommen wird.
Wie sollte es anders sein, spielt auch hier die Software oder besser gesagt entsprechende Probleme mit dieser eine entscheidende Rolle. Die neue Fahrzeugarchitektur SSP sollte mit der lang erwarteten Softwarearchitektur E3 2.0 betrieben werden. Diese ist jedoch so verspätet, dass die Modelle nicht in der geplanten Reihenfolge auf den Markt gebracht werden können. Dies führt zu erheblichen Verschiebungen bei vielen Modellen. Gepaart mit wirtschaftlichen Herausforderungen im VW Konzern, führe dies zu einer entsprechenden Verzögerung. Ab 2026 sollen neue ID.-Modelle auf der aktualisierten MEB-Plattform basieren. Damit sich diese Investition lohnt, muss sie länger genutzt werden als ursprünglich geplant. Deshalb kommen die SSP-Modelle später zum Einsatz.
VW: Nicht nur Verspätungen zu erwarten
Für Martin Sander ist dies ein herausfordernder Start. Er soll die Elektroautos von VW verkaufen, was angesichts der geringen Nachfrage eine enorme Herausforderung darstellt. Im ersten Halbjahr 2023 verkaufte VW 168.500 ID.-Modelle, nur zwei Prozent mehr als im Vorjahr. Die Werke in Zwickau und Emden sind unterausgelastet, und ab 2025 drohen Strafzahlungen der EU, wenn VW die erlaubten CO₂-Emissionen überschreitet.
VWs Markenchef Thomas Schäfer betonte die wichtige Rolle des Vertriebs für das Ergebnisverbesserungsprogramm, mit dem Schäfer bis 2026 mehr als 10 Milliarden Euro zusätzlichen Profit erzielen möchte. Davon soll der Vertrieb rund 4 Milliarden einspielen. Ex-Vertriebschefin Imelda Labbé hat intern laut Informationen des Manager Magazins in Vergangenheit bereits durchscheinen lassen, dass 2,7 Milliarden Euro durch eine „bessere Preispolitik“ – sprich: höhere Preise – und 1,3 Milliarden Euro aus einem „Resttopf“ kommen könnten, um VW für die Zukunft auf eine bessere Basis zu stellen. Hier wird sich zeigen, ob Sander einen ähnlichen Ansatz verfolgt.
Das Manager-Magazin schürt in seinem Artikel gar ein wenig Hoffnung darauf, dass einige VW Elektromodelle früher auf die Straße kommen könnten. Die Hoffnungen ruhen hier weniger auf interner Stärke, als auf den Partnerschaften mit XPeng und Rivian. Besonders der geplante ID.2, eine Art elektrischer Polo, könnte von diesen Partnerschaften profitieren. Hier wird sich zeigen müssen, wie schnell die neu geschlossenen Partnerschaften Früchte tragen.
Quelle: Manager-Magazin – VW verschiebt Start des ID.Golf auf 2029