US-Post testet Rechtslenker-E-Transporter von Canoo

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Canoo

Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 3 min

Es läuft langsam für Canoo und sein rein elektrisches Multitalent LDV: Die US-Post United States Postal Service (USPS) hat sechs spezielle Zustellfahrzeuge bei dem Start-up bestellt. Ihre Besonderheit ist, dass es sich um Rechtslenker handelt, damit die Postboten vom Seitenfenster aus Sendungen in Briefkästen stecken können, ohne das Fahrzeug verlassen zu müssen. Noch im Frühjahr sollen die sechs Spezialversionen des LDV 190 in Dienst gestellt werden, so Canoo in einer aktuellen Mitteilung.

Die Anschaffung der sechs E-Transporter ist Teil einer 40 Milliarden Dollar (fast 37 Milliarden Euro) schweren Investitionsoffensive des USPS, um seine Fahrzeugflotte zu elektrifizieren. Nach und nach sollen bis 2028 mehr als 66.000 E-Fahrzeuge eingeflottet werden. Aktuell hat USPS insgesamt gut 235.000 Fahrzeuge in Betrieb. Außerdem sollen zeitnah an Hunderten Standorten in den ganzen USA Ladestationen aufgebaut werden, wie USPS vor wenigen Wochen auf einer Veranstaltung mitteilte.

Bei diesem Event zeigte USPS mehrere batteriebetriebene und in den USA hergestellte Lieferfahrzeuge, so zum Beispiel eine Post-Version des Ford E-Transit, von dem USPS bereits 9250 bestellt haben soll. Perspektivisch prüft die US-Post weiterhin die Machbarkeit einer 100-prozentigen Elektrifizierung ihrer gesamten Lieferfahrzeugflotte.

Tony Aquila, Executive Chairman und CEO von Canoo, betont die Flexibilität der Canoo-Plattform, um auch Sonderwünsche wie einen Rechtslenker erfüllen zu können: „Die Mehrzweckplattform mit Steer-by-Wire-Technologie ermöglicht ein leicht konfigurierbares Rechtsantriebssystem, ohne die gewünschten Fahreigenschaften zu beeinträchtigen“, sagte er über den Elektrotransporter für die US-Post.

Während Canoo mit der US-Post eher kleckert, klotzt das Start-up an anderer Stelle: Erst kurz zuvor hatte Canoo berichtet, dass die ersten von 9300 bestellten Fahrzeugen an den Flottendienstleister Kingbee ausgeliefert wurden. Dabei besteht die Option, dass Kingbee seine Bestellung auf 18.600 Einheiten verdoppelt. Ob auch USPS die Anschaffung weiterer Rechtslenker bei Canoo plant, ist bislang nicht bekannt. Gegenüber dem US-Portal Motor1 sagte ein USPS-Sprecher, dass dies durchaus denkbar sei, sollten sich die E-Transporter im Alltag bewähren. Und angesichts der Flottengröße besteht großer Bedarf an Fahrzeugen bei der US-Post.

Die LDV 190 haben einen 79 kWh fassenden Akku für eine Reichweite von knapp 320 Kilometer verbaut – mehr als genug für die vergleichsweise kurzen Strecken im Postdienst. Die Fahrer:innen indes können sich auf eine große Portion Fahrspaß einstellen: Mit 150 kW (204 PS) flitzt es sich dann doch recht flott von Stopp zu Stopp.

„Wir haben fast drei Jahre gearbeitet, um an diesen Punkt zu kommen“

Zuletzt freute sich Canoo-Chef Aquila, dass sich die langjährige Arbeit nun langsam auszahlt: „Wir befinden uns jetzt in unserer Phase der Produktion und Umsatzgenerierung. Wir haben fast drei Jahre gearbeitet, um an diesen Punkt zu kommen“, sagte bei der Präsentation der letzten Quartalszahlen vor gut zwei Monaten. Noch vor gut anderthalb Jahren stand Canoo am Rand der Insolvenz. Das Blatt schein sich nun gewendet zu haben.

Erst 2023 hatte Canoo mit der Fertigung seiner Elektrotransporter begonnen, die ersten Modelle wurden im vergangenen November ausgeliefert. Canoo arbeite sich nun auf sein Ziel zu, eine jährliche Kapazität von 20.000 produzierten Fahrzeugen zu erreichen. Neben Elektrotransportern können auf der Plattform des Unternehmens auch andere Fahrzeuge aufgebaut werden, etwa Minivans mit bis zu sieben Sitzen oder Pick-ups.

Quelle: Canoo – Pressemitteilungen vom 24.01.2024 und 17.01.2024

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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