Scholz fordert mehr EU-Unterstützung für Elektroautos

Scholz fordert mehr EU-Unterstützung für Elektroautos
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Ford | William Clay Ford Jr. (rechts), Aufsichtsratsvorsitzender Ford Motor Company, und Bundeskanzler Olaf Scholz (links) zur Eröffnung des Ford Cologne Electric Vehicle Center in Köln.

Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 3 min

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat während eines Besuchs im Ford-Werk in Köln die Bedeutung der Elektromobilität hervorgehoben. Er betonte, dass die EU-Länder gemeinsam daran arbeiten müssen, die Transformation in diesem Bereich zu fördern. Scholz schlug zwei Wege vor: eine europaweite Verkaufsförderung für Elektroautos oder gezielte Unterstützung der heimischen Produktion. Zusätzlich hob er hervor, dass der Ausbau der Ladeinfrastruktur unverzichtbar sei, um den Erfolg der Elektromobilität langfristig zu sichern.

Der Besuch des Kanzlers wurde als Zeichen der Solidarität mit Ford verstanden, einem Unternehmen, das spät, aber mit großen Investitionen in die Elektromobilität eingestiegen ist. Das Kölner Werk wurde für knapp zwei Milliarden Euro auf den Bau von Elektroautos umgerüstet. Seit Juni 2023 läuft dort die Serienproduktion von E-Autos. Doch das schlechte Timing der Markteinführung, aufgrund ihrer hohen Preise nicht wirklich konkurrenzfähige Modelle, gekoppelt mit einer allgemeinen Nachfrageflaute, erschweren den Absatz. Besonders der Explorer, ein kompakter Elektro-SUV, verkauft sich bisher schleppend.

Im Vorfeld des Besuchs hatte der Ford-Betriebsrat die Politik aufgefordert, die Kaufprämie für Elektroautos wieder einzuführen. Beispiele aus Frankreich zeigen, dass eine solche Förderung, angepasst an Einkommen oder als Pauschale, wirkungsvoll sein kann. In Deutschland wurde die Prämie Ende 2023 abgeschafft, was zu einem deutlichen Rückgang bei den Verkaufszahlen führte. Neben Kaufförderungen setzt der Betriebsrat auch auf den Ausbau der Ladeinfrastruktur und günstigen Ladestrom, um Elektroautos für Verbraucher attraktiver zu machen.

Ford: Herausforderungen durch Stellenabbau

Ford steht zudem vor internen Herausforderungen. Bis 2027 sollen rund ein Viertel der derzeit 12.000 Arbeitsplätze gestrichen werden, davon 2900 allein in Deutschland. Bereits in den vergangenen Jahren hat der Standort Köln einen erheblichen Personalabbau erlebt. Gegen die kürzlich verkündeten Stellenkürzungen formiert sich Widerstand von Betriebsrat und IG Metall. Sie fordern eine langfristige Perspektive für die Beschäftigten und rufen die Politik auf, die Rahmenbedingungen für eine nachhaltige Automobilindustrie zu schaffen.

Diese Entwicklungen verdeutlichen, wie kompliziert die Lage für Hersteller und Politik ist. Unternehmen reagieren auf unsichere Marktbedingungen, während die Elektromobilität weiterhin als zentrales Zukunftsthema gilt. Scholz betonte, dass Deutschland seine Rolle als Industriestandort behaupten werde. Er forderte eine klare europäische Strategie, um die Herausforderungen der Elektromobilität zu bewältigen. Besonders der Ausbau der Ladeinfrastruktur müsse vorangetrieben werden.

Die Diskussion zeigt auch, wie wichtig stabile Rahmenbedingungen für die Industrie sind. Hersteller wie Ford setzen auf Elektroautos, brauchen jedoch politische Sicherheit, um langfristig planen zu können. Der Betriebsrat machte deutlich, dass Unsicherheiten in der Politik direkte Auswirkungen auf das Kaufverhalten haben. Verkaufsförderungen könnten helfen, das Vertrauen der Verbraucher zu stärken und die Nachfrage zu stabilisieren.

Scholz’ Besuch in Köln diente nicht nur der Betonung der Elektromobilität, sondern auch der Unterstützung gemeinsamer europäischer Maßnahmen. Eine enge Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedsstaaten bleibt entscheidend, um die Elektromobilität nachhaltig voranzubringen. Der Betriebsratschef von Ford Deutschland, Benjamin Gruschka, fasste es zusammen: Es gehe um Arbeitsplätze entlang der gesamten Wertschöpfungskette und um die Weiterentwicklung der Automobilindustrie als Teil der Energiewende.

Quelle: Rheinische Post – Ford-Betriebsrat fordert starkes Signal für Elektromobilität / Süddeutsche Zeitung – Scholz fordert europaweite Förderung von E-Autos

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

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