Rivian plant die Entlassung von mehr als 600 Mitarbeitenden, was knapp 4,5 Prozent der gesamten Belegschaft entspricht. Ende 2024 hatte Rivian noch knapp 15.000 Mitarbeitende. Berichten zufolge wurde eine Mitteilung öffentlich, die vergangene Woche intern bei Rivian verschickt wurde. Darin erklärte der Gründer und CEO der Elektroauto-Marke, RJ Scaringe, dass die Entlassungen vor allem Umstrukturierungen in den Bereichen Kundenservice, Marketing, Vertrieb und Auslieferung betreffen. Dabei sollen konkret Bereiche integriert werden, um die Strukturen zu verschlanken.
Als Grund für die Entlassungen nannte Scaringe die bevorstehende Markteinführung des Elektro-SUV R2 und die damit einhergehende Notwendigkeit, das Geschäft profitabel zu skalieren. Rivian versucht also, noch vor dem kommenden Jahr Kosten zu senken. „Diese Veränderungen wurden nicht leichtfertig beschlossen. Angesichts der sich verändernden Rahmenbedingungen mussten wir überdenken, wie wir unsere Markteinführungsfunktionen skalieren“, so Scaringe in der Mitteilung. „Diese Nachricht ist schwer zu verkraften und wir schätzen die harte Arbeit und die Beiträge der Teammitglieder, die das Unternehmen verlassen, sehr.“
Korrigierte Prognosen und präventiver Stellenabbau
Die Entscheidung von Rivian dürfte nicht zuletzt auch daran liegen, dass Hersteller der Branche in den USA durch die Politik der aktuellen US-Regierung unter Donald Trump vor schwierigen Bedingungen stehen. So lief beispielsweise erst Ende September die staatliche Förderung für den Kauf eines Elektroautos aus, die eine Steuergutschrift in Höhe von umgerechnet fast 6500 Euro vorsah. Dies führte zwar zu einer temporär erhöhten Nachfrage in den USA nach Elektroautos, erschwert allerdings fortan den Markt. Einige Elektroauto-Hersteller haben in den USA daher bereits die Produktion von elektrischen Modellen heruntergefahren.
Obwohl die meisten R1-Modelle von Rivian für diese Vergünstigung ohnehin nicht in Frage kamen, stiegen die Verkaufszahlen des Herstellers im dritten Quartal gegenüber dem Vorjahreszeitraum um fast ein Drittel auf ungefähr 13.200 Fahrzeuge. Die Lieferprognose des Unternehmens insgesamt wurde für 2025 jedoch nach unten korrigiert. Statt 46.000 Auslieferungen werden die Zahlen nun auf zwischen 41.500 und 43.500 geschätzt.
Neben diesen Faktoren besteht bei Rivian zudem ein Liquiditätsbedarf und die Verluste sind groß. Im zweiten Quartal verlor das Unternehmen umgerechnet fast eine Milliarde Euro. Im August kündigte Rivian einen höheren bereinigten Verlust für dieses Jahr an, der umgerechnet ungefähr zwischen 1,7 und 1,9 Milliarden Euro liegen soll. Zuvor lag die Schätzung bei zwischen 1,5 und 1,6 Milliarden Euro. Aufgrund dieser nach unten korrigierten Erwartungen spekulieren einige Medien, dass es sich bei den Entlassungen um eine präventive Maßnahme handelt.
Mit den Entlassungen wolle Rivian, so Scaringe in der internen Mitteilung, effizient auf den Aufbau eines gesunden und profitablen Geschäfts hinarbeiten. Derzeit bereitet sich der Hersteller auf die Einführung der neuen R2-Modelle vor, deren Produktion voraussichtlich im nächsten Jahr beginnt. Nach dem Bekanntwerden der Entlassungen schlossen die Aktien von Rivian mit einem Anstieg von 1,3 Prozent. In diesem Jahr hat die Aktie weniger als 2 Prozent verloren.
Quellen: CNBC – Rivian laying off more than 600 workers / Electrek – Rivian to lay off about 4% of staff to possibly lean down ahead of 2026 R2 launch / The Wall Street Journal – Rivian Lays Off More Than 600 Workers Amid EV Pullback









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