Renault nutzte die Fahrveranstaltung am gestrigen Freitag-Nachmittag in Köln und im Bergischen Land nicht nur, um die Neuauflagen von Renault 4 und Renault 5 im Detail vorzustellen, sondern auch, um die strategische Bedeutung dieser Modelle für die Marke zu verdeutlichen. Für den französischen Hersteller, der 2025 auf 125 Jahre Geschichte zurückblickt – davon 110 Jahre Präsenz auf dem deutschen Markt – stehen die beiden Kompaktmodelle im Zentrum einer breiten Elektro-Offensive. „Unsere DNA Renault gibt es seit 125 Jahren und davon 110 Jahre auf dem deutschen Markt. Wir feiern die Rückkehr der Ikone, Modelle mit dem R5, R4 und der Twingo steht auch schon in den Startlöchern“, erklärte Philipp Bühnemann, Leiter Produktkommunikation bei Renault.
Die Botschaft: Renault knüpft bewusst an seine erfolgreichsten Modelle an, um den Übergang in die Elektromobilität emotional aufzuladen. Schon der Zoe hatte 2013 als Pioniermodell Maßstäbe gesetzt und den Franzosen in Europa zu einer Vorreiterrolle verholfen. Nun sollen R5 und R4 die breite Masse erreichen – als identitätsstiftende Ikonen, die mit moderner Technik und europäischer Fertigung zugleich auch die Glaubwürdigkeit von Renaults Elektrokurs untermauern.

Auch Alexander Albrecht, Brand Manager Renault, betonte die Tragweite der beiden Modelle. Er beschrieb den Renault 5 als „Meilenstein“ für die Marke: „Rein inhaltlich gut sein reicht nicht mehr aus. Deshalb ist der R5 für uns tatsächlich ein Meilenstein. Wir merken, dass diese drei Geschichten extrem gut funktionieren.“ Mit „Geschichten“ meint Albrecht die Verbindung von Retro-Design, moderner Technik und einem klaren Bekenntnis zu Nachhaltigkeit und europäischer Fertigung, die man als Betrachter vor Ort auf der soeben präsentierten Power Point-Folie sehen kann.
Gleichzeitig verwies er auf den gesellschaftlichen Stellenwert solcher Autos: „Ikonisch funktioniert. Es gibt extrem viele Leute, die den Renault 4 kennen. Und selbst wenn sie ihn nicht kennen, erkennen sie die Werte, für die er steht. Diese Leichtigkeit, gesellschaftliche Probleme vielleicht mit einem Augenzwinkern zu sehen – das sind Werte, die man heute wirklich braucht.“

Damit sind R5 und R4 nicht nur Produkte für den Markt, sondern auch Träger einer Botschaft: Renault will mit ihnen die Brücke schlagen zwischen Tradition und Transformation. Bühnemann unterstrich dabei den europäischen Anspruch: Die Modelle entstehen im Produktionsverbund „ElectriCity“ im Norden Frankreichs. Alles, von der Montage bis zur Batteriefertigung, liegt im Radius von 300 Kilometern – kurze Wege, weniger Emissionen, Sicherung von Arbeitsplätzen.
Der dritte Baustein im Konzept ist bereits absehbar: der neue Renault Twingo. Die zum Jahresanfang in Brüssel gezeigte Studie hat laut Bühnemann „schon rund 90 Prozent Serienreife“. Albrecht konkretisierte: „Wir können uns wirklich auf ein Auto freuen, das sehr, sehr nah dran sein wird.“ Mit ihm soll die Erfolgsstory der Kultmodelle fortgeschrieben werden – diesmal im unteren Preissegment, um den Zugang zur Elektromobilität weiter zu verbreitern.
Renault R5: Neustart einer Legende
Der Renault 5 ist das Symbol für die Rückkehr einer Ikone. Mit der rein elektrischen Neuauflage knüpft Renault nicht nur an das Design des Originals aus den 1970er-Jahren an, sondern positioniert das Modell zugleich als Herzstück der neuen Elektro-Strategie. Schon die Zahlen zeigen, wie stark der Markt auf den R5 reagiert: Allein im ersten Halbjahr 2025 wurden in Deutschland über 4000 Einheiten zugelassen, im Juli war er das meistverkaufte Renault-Modell.

Das Erfolgsrezept liegt in einer Mischung aus Vertrautem und Neuem. Retro-Elemente wie die markante Front mit Lichtsignatur oder die kräftigen Kotflügel verknüpfen sich mit moderner Technologie, die Renault in diesem Segment bislang nicht angeboten hatte. So gehören ein bidirektionales 11-kW-Ladegerät, Plug & Charge, das vernetzte Multimediasystem OpenR link mit Google-Integration und der digitale Avatar „Reno“ zur Serienausstattung.
Beim Antrieb bietet Renault zwei Batteriegrößen: eine 40-kWh-Version mit bis zu 307 Kilometern Reichweite und eine 52-kWh-Variante, die bis zu 405 Kilometer nach WLTP ermöglicht. Die stärkere Konfiguration mit 110 kW Leistung beschleunigt in acht Sekunden auf Tempo 100 und setzt damit eigener Aussage nach Maßstäbe für ein Stadtauto.
Renault R5 findet seine Kundschaft – auch ohne versprochene 25.000 Euro-Variante
Besonders nachgefragt ist beim Renault 5 die große Batterie, kombiniert mit der Techno-Ausstattung – eine Konfiguration, die sowohl Reichweite als auch Komfort abdeckt. Albrecht bestätigte: „Wir sehen, der deutliche Schwerpunkt ist auf Techno. Der Schwerpunkt ist auf der großen Batterie.“ Anfang des Jahres habe man die Nachfrage nach dieser Variante sogar bewusst forciert, weil hier das größte Marktpotenzial gesehen wurde. Inzwischen pendelt sich der Mix, so Albrecht, „mehr so in Richtung 30-70 Verhältnis“ ein – 30 Prozent kleine Batterie, 70 Prozent große Batterie.

Auch die Preisgestaltung folgt einer klaren Strategie. In Deutschland liegt der R5 aktuell zwischen rund 28.000 und 36.000 Euro. Der durchschnittliche Kaufpreis beträgt nach Renault-Angaben 33.500 Euro – tendiert also zum oberen Ende der Spanne. Albrecht erklärte dazu: „Der durchschnittliche Kunde in Deutschland gibt etwa 33.500 Euro für seinen R5 aus. Wer das Auto braucht, möchte dann wirklich auch ein schönes, komplett ausgestattetes Auto haben.“
Eine Einstiegsvariante um 25.000 Euro, die ursprünglich einmal angekündigt war, wurde bewusst noch nicht eingeführt. „Wir hatten ein gewisses, neudeutsch, Ratingprogramm für dieses Auto mit 25.000 Euro“, so Albrecht. Kunden, die sich dafür registriert hatten, erhielten zwar ein individuelles Angebot, faktisch aber sieht Renault aktuell kein Marktpotenzial in diesem Preissegment: „Grundsätzlich sehen wir momentan erstmal kein Marktpotenzial. Wir verkaufen das Auto wirklich sehr gut und sehr dynamisch. Deshalb erstmal die Erweiterung, wo ganz deutlich Marktpotenzial an uns herangetragen wurde.“
Marktpotenzial im Flottenbereich erkannt und ergriffen
Dieses Marktpotenzial liegt vor allem im Flottenbereich. Dort werde häufig nach der großen Batterie gefragt, kombiniert mit einer soliden, aber nicht unbedingt maximal luxuriösen Ausstattung. „Das ist so ein Auto, das wir sehr, sehr oft für Flottennachfragen bekommen haben. Die haben gesagt: ja, ich möchte weit kommen, ich möchte flexibel sein, aber ich brauche nicht den nächsten Sprung zur Topausstattung.“ Mit der Techno-Variante und 52-kWh-Batterie hat Renault genau dieses Angebot geschaffen – und damit den Nerv der Kundschaft getroffen.

Damit zeigt sich: Der R5 ist nicht das versprochene Billigauto für die Masse, sondern ein bewusst positioniertes Modell, das Emotionen mit einem gut ausgestatteten Gesamtpaket verbindet. Renault setzt auf Kunden, die bereit sind, mehr auszugeben – dafür aber ein Auto bekommen, das Design, Alltagstauglichkeit und moderne Technik bündelt.
Renault R4: Vielseitiger Allrounder kehrt zurück
Der Renault 4 war jahrzehntelang das Sinnbild eines „voiture à vivre“ – ein Auto zum Leben. In seiner elektrischen Neuauflage will Renault genau dieses Erbe fortsetzen. Mit 4,14 Metern Länge, erhöhter Bodenfreiheit und einem großzügigen Kofferraum von 420 Litern positioniert sich der R4 klar oberhalb des R5. „Seit der Einführung des Renault 4 fehlte uns ein Kompaktwagen mit echtem Platzangebot. Jetzt haben wir ihn“, erklärte Bühnemann bei der Präsentation in Köln. Damit schließt Renault eine Lücke im Portfolio: ein vollelektrisches Modell für Familien, Alltag und längere Fahrten.

Technisch teilt der R4 die AmpR-Small-Plattform mit dem R5. Zwei Batteriegrößen stehen zur Wahl: 40 kWh für bis zu 308 Kilometer Reichweite und 52 kWh für maximal 409 Kilometer nach WLTP. Die stärkere Motorisierung mit 110 kW beschleunigt den R4 in 8,2 Sekunden auf 100 km/h, die Höchstgeschwindigkeit ist auf 150 km/h begrenzt. Serienmäßig an Bord sind moderne Lösungen wie das bidirektionale 11-kW-Ladegerät, Plug & Charge sowie das Multimediasystem OpenR link mit Google-Diensten.
Preisstrategie: Techno-Ausstattung im Fokus
In Deutschland startet der R4 bei 29.400 Euro und reicht bis 36.400 Euro. Albrecht betonte, dass Renault nicht mit der Einstiegsvariante rechnet: „Die Absatzmixe sind natürlich noch unsere Schätzungen, ehrlicherweise, so viele Autos haben wir noch nicht verkauft, aber wir gehen davon aus, dass der große Schwerpunkt auf dem Techno liegen wird.“ Genau diese Variante, kombiniert mit der großen Batterie, gilt als Kern des Absatzes. Die günstigere Evolution-Version wird ausschließlich mit der 40-kWh-Batterie angeboten und dürfte entsprechend weniger Gewicht im Mix haben.

Während der R5 vor allem emotional und urban auftritt, setzt der R4 stärker auf Pragmatismus. Mit niedriger Ladekante, flach umklappbarem Beifahrersitz und bis zu zwei Metern Ladelänge zeigt er seine Vielseitigkeit. „Wir haben bis zu zwei Meter Ladelänge. Der Beifahrersitz lässt sich flach umklappen, kann ich nachher gerne mal zeigen. Bei unserer Produktschulung hatten wir da ein Surfbrett drin“, schilderte Albrecht. Solche Details unterstreichen den Anspruch, Alltagstauglichkeit und Komfort mit einem eigenständigen Charakter zu verbinden.
Renault R4 mit eigenständigem Profil
Auch wenn der R4 auf derselben Plattform wie der R5 steht, ist er keine bloße größere Variante. Renault inszeniert ihn als eigenständiges Modell mit einer klaren Designsprache und praktischen Alleinstellungsmerkmalen. Retro-Anspielungen wie der markante Kühlergrill mit durchgehender Lichtlinie, die Kapselform der Rückleuchten oder das charakteristische Seitenfenster greifen die Historie auf, ohne nostalgisch zu wirken. Ergänzt wird dies durch moderne Elemente wie die erhöhte Bodenfreiheit und ein optionales Stoff-Faltdach „Plein Sud“, das dem Auto eine zusätzliche Lifestyle-Komponente verleiht.

Der R4 soll damit vor allem als vielseitiger Allrounder verstanden werden: mehr Raum als der R5, flexiblere Innenraumlösungen und ein eigenständiger Auftritt. Für Familien ist er durch das größere Platzangebot und die einfache Beladbarkeit attraktiv, für Kunden mit aktivem Lebensstil durch die modularen Transportmöglichkeiten. Renault positioniert ihn so gezielt zwischen klassischem Kompaktmodell und urbanem City-Stromer – als Auto, das bewusst andere Bedürfnisse abdeckt als der ikonisch aufgeladene R5.
Renault Twingo: Rückkehr eines Stadtklassikers
Neben R5 und R4 blickt Renault bereits auf den nächsten Schritt: den neuen Twingo. Das Modell, das Anfang der 1990er-Jahre zu einem Symbol für erschwingliche Mobilität wurde, soll ab 2026 in einer elektrischen Version zurückkehren. „Renault Twin wird auch mal ganz spannend, wenn der nächstes Jahr kommt“, so Albrecht. Er verwies darauf, dass der Twingo in seiner ersten Generation knapp über 30 Jahre alt sei und gerade in Ostdeutschland nach der Wende prägende Bedeutung gehabt habe. Händler hätten ihm gespiegelt, dass sie sich einen „sehr, sehr großen Wurf“ an Nachfrage von diesem Modell erhoffen.

Die Erwartungen sind entsprechend hoch. Renault sieht den Twingo als emotionalen Anknüpfungspunkt an eine ganze Generation von Kunden – vergleichbar mit der Rolle, die R4 und R5 heute erfüllen. Gleichzeitig bestätigte Bühnemann, dass die bereits gezeigte Studie „zu rund 90 Prozent serienreif“ sei. Albrecht präzisierte sogar, dass es am Ende eine Nähe von 95 Prozent geben werde: „Das, was die R5-Studie zum R5-Final war, wird die Twingo-Studie zum Twingo werden.“ Lediglich einzelne Details wie ein illuminiertes Logo der Studie, das aus Kostengründen nicht umgesetzt wird, fallen weg.
Wie beim R4 und R5 will Renault auch beim Twingo auf europäische Produktion und ein hohes Maß an Nachhaltigkeit setzen. Für Kunden werde die Herkunft zu einem wichtigen Faktor, so Albrecht: „Made in France oder Made in Europe, das ist inzwischen eine Geschichte. Wir wissen, alle in Europa produzieren ist mit objektiv höheren Kosten verbunden. Trotzdem merken wir, dass Kunden, wenn es um Herkunft, Nachhaltigkeit, Transportwege, aber auch Arbeitsplätze geht, genau diese Geschichte hören wollen.“
Damit zeichnet sich ab: Der Twingo wird nicht nur als preislich attraktives Einstiegsmodell ins Elektrozeitalter gedacht, sondern auch als emotionales Bindeglied zwischen Renaults Vergangenheit und Zukunft. Mit R5, R4 und Twingo bringt die Marke drei Modelle zurück, die für ganze Generationen prägend waren – und übersetzt sie ins Zeitalter der Elektromobilität.
Disclaimer: Renault hat zum Kennenlernen des Renault R4 und R5 nach Köln eingeladen. Dies hat jedoch keinen Einfluss auf unsere hier geschriebene ehrliche Meinung.