Polestar: Trotz Marktdruck kein zurück zum Plug-in-Hybrid

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Polestar

Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 3 min

Polestar, ein Tochterunternehmen des chinesischen Herstellers Geely, hat sich als reine Elektroauto-Marke positioniert. Trotz des Starts im Jahr 2017 mit dem Polestar 1, einem Plug-in-Hybrid, bleibt das Unternehmen bei seiner mittlerweile eingeschlagenen reinen Elektroauto-Strategie. Das limitierte Modell Polestar 1 wurde von 2019 bis 2021 produziert und bleibt voraussichtlich der einzige Plug-in-Hybrid im Portfolio, so Automotive News Europe (ANE) in einem aktuellen Artikel.

Im Gegensatz zu Polestar erwägen andere Geely-Marken wie Smart und Zeekr, ihre Modellpalette in China um Plug-in-Hybride zu erweitern. Dieser Schritt zielt darauf ab, von der steigenden Nachfrage nach dieser Technologie auf dem weltweit größten Automarkt zu profitieren. Im ersten Halbjahr stieg der Absatz von Plug-in-Hybriden in China um 85 Prozent auf 1,92 Millionen Einheiten, was 39 Prozent der Verkäufe von NEVs ausmacht. NEVs umfassen in China neben reinen Elektroautos auch Plug-in-Hybride und E-Autos mit Range Extender.

Der Verkauf von reinen Elektroautos legte im selben Zeitraum um 12 Prozent auf 3,02 Millionen Einheiten zu und repräsentiert somit 61 Prozent der NEV-Verkäufe. Lutz Stiegler, CTO von Polestar, betonte gegenüber ANE, dass die Diskussion über Plug-in-Hybride hauptsächlich in China stattfindet. In anderen Märkten sieht er keinen vergleichbaren Druck, diese Technologie in die Modellpalette aufzunehmen.

In Europa, so Stiegler, stoßen Plug-in-Hybride auf Kritik, da viele als Dienstwagen genutzt und selten aufgeladen werden. Dies führt dazu, dass sie hauptsächlich mit Verbrennungsmotor fahren und nicht den erwarteten Beitrag zur Verringerung der Emissionen leisten. Daniel Kirchert, versierter Kenner der Automobilbranche mit umfassender Expertise gerade in China, gab gegenüber EAN zu verstehen, dass Plug-in-Hybride auch in China nicht dauerhaft eine Rolle spielen werden. Autos mit Reichweiten-Verlängerung (Range Extender) ebenso wenig. Denn Daniel ist überzeugt, dass reine E-Autos dank fortschreitender Batterietechnologien und sinkender Kosten die Zukunft dominieren werden.

Trotz negativer Berichte und Einordnungen von Plug-in-Hybriden konzentrieren sich einzelne Hersteller auf diese Technologie. In Europa stiegen die Verkaufszahlen von Plug-in-Hybriden im ersten Halbjahr um 2,1 Prozent auf 481.366 Einheiten. Marken wie Volkswagen, Skoda und Renault erweitern ihr Angebot in diesem Segment. Skoda brachte kürzlich den Superb iV PHEV auf den Markt, der eine rein elektrische Reichweite von 135 Kilometern bietet. Auch Renault setzt wieder auf Plug-in-Hybride mit dem neuen Rafale SUV, der eine elektrische Reichweite von etwa 100 Kilometern haben wird.

Marktanteil von Plug-in-Hybriden in Europa bleibt gering

Trotz des Wachstums bleibt der Marktanteil von Plug-in-Hybriden in Europa relativ gering im Vergleich zu reinen Elektroautos und Vollhybriden. Experten erwarten, dass dieser Anteil nicht über 10 Prozent steigen wird, da die Emissionsvorgaben immer strenger werden und weiterhin das Null-Emissions-Ziel für 2035 anvisiert wird. Im ersten Halbjahr 2024 erreichten reine Elektroautos in Europa einen Marktanteil von 13,8 Prozent.

Trotz aller Herausforderungen bleibt Polestar seiner Linie treu. Lutz Stiegler betont, dass die Kritik an Elektroautos oft unbegründet sei und von Personen komme, die noch nie ein Elektroauto gefahren haben. Er verweist darauf, dass bezahlbare Elektroautos möglich sind, aber Kompromisse in Kauf genommen werden müssen.

Polestars Schwesterfirma Volvo hat mit dem EX30, einem kleinen Elektro-SUV, großen Erfolg. Dieses Modell kostet in Deutschland ab 39.790 Euro und hat die Verkaufszahlen von Volvo erheblich gesteigert. Polestar hingegen plant kein vergleichbares Modell. Stiegler sieht hier keinen Sinn, da Polestar als progressive Performance-Marke positioniert sei und nicht auf Preiswettbewerb abziele.

Quelle: Automotive News Europe – Polestar reluctant to bring plug-in hybrids back into its lineup

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

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Hans:

Haha?

Harald:

sportliche Form vom Polestar1 als BEV, das wär’s
Klare Linie, trifft genau meine Vorstellung.
Warum der Polestar 1 limitiert wurde, entzieht sich meiner Vorstellungskraft. Und offen gesagt, 150.000€ sind schon sportlich. Als Sammlerfahrzeug in der klimatisierten Garage
? blöd nur, dass der Akku nicht tauglich für ein Sammlerfahrzeug ist.
Polestar1 ohne Verbrenner um die 50.000 und ich bin sofort dabei.

Detlev Hass:

Ja , ich fahre auch einen Polestar 2 und würde mich freuen wenn Endlich ein Cabrio mit 5 Sitzplätzen und eine Batterie mit 50 KW ,einer Reichweite von 500km gebaut wird und nicht größer wie zum Beispiel ein Golf 1

Wolfbrecht Gösebert:

„… ich selbst fahre aktuell einen Polestar 2[,] doch langfristig möchte ich etwas [K]leineres und muss mich daher anderweitig umschauen.“

Schon mal den kleinen „Verwandten“, den Volvo EX30 angeschaut/gefahren? Oder noch kleiner?

Yoyo:

Es ist sehr mutig und auch sehr vernünftig, ein kleineres Auto zu kaufen, wenn man den Platz nicht (mehr) braucht,
Miestens ist es heute leider so, dass die Autos immer größer gekauft werden.
Machste schon richtig.

R.D.:

Ich bedaure, dass Polestar kein E-Auto im Format eines ID.3/Golf auf den Markt bringen will, ich selbst fahre aktuell einen Polestar 2 doch langfristig möchte ich etwas kleineres und muss mich daher anderweitig umschauen. Schade.

Wolfbrecht Gösebert:

Wenn zum Titel „… Trotz Marktdruck kein [Z]urück zum Plug-in-Hybrid“ ein Daniel Kirchert zitiert wird, der »ein versierter Kenner der Automobilbranche mit umfassender Expertise gerade in China« sei, so sollte vielleicht noch hinzugefügt werden, dass er zeitweilig ein CEO der inzwischen Konkurs gegangenen Firma „Byton“ war, deren Aktivitäten AFAIS im Laufe von 2022 endeten …

Seine Auffassung, „dass Plug-in-Hybride auch in China nicht *dauerhaft* eine Rolle spielen werden“, teile ich allerdings :)

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