Für Opel ging es in Deutschland und in Europa im ersten Halbjahr bergab. Gegenüber dem Vorjahr schrumpfte der europaweite Marktanteil um 12,2 Prozent auf 3 Prozent, während die Marke in Deutschland per Ende August sogar 14,5 Prozent einbüßte und nur noch 4,6 Prozent am Pkw-Geschäft hält. Vorstandschef Florian Huettl hat mit der Automobilwoche über vergangene Fehler gesprochen, aber auch darüber, wie Opel wieder wachsen will.
„Wir haben in diesem Jahr drei Modelle erneuert und dabei lief nicht alles rund bei der Einführung der Nachfolger. Beim Übergang vom Crossland zum neuen Frontera haben wir fast ein Jahr lang kein Angebot machen können – das macht sich natürlich in so einem wichtigen Segment bemerkbar“, erklärt der Opel-Chef. Die Stellantis-Marke habe dadurch etwa 6000 Autos pro Monat eingebüßt. Die Einführungen des Grandland und des neuen Mokka hätten ebenfalls gut drei Monate gedauert.
Huettl gesteht auch ein, dass Opel gewisse Märkte vernachlässigt habe, darunter etwa die öffentlichen Märkte, die in Deutschland groß sind. Inzwischen mache man in diesem Bereich Fortschritte, auch weil Huettl den Teams mehr Spielraum gebe, mit den Kunden individuelle Lösungen auszuhandeln. „Die letzten drei Monate in Deutschland waren schon viel besser, unser Marktanteil steigt wieder. Und die Auftragseingänge stimmen uns optimistisch, sie liegen deutlich über dem Vorjahr“, erklärt der Markenchef.
Dem derzeit viel diskutierten Aus vom Verbrenner-Aus erteilt Huettl eine klare Absage. „Der Trend zum E-Auto geht weiter, wenn auch etwas langsamer als gedacht. Und wir sehen, dass die Kunden dauerhaft beim Elektroauto bleiben, wenn sie einmal umgestiegen sind“, erklärt er. Opel sei zudem unter den europäischen Autobauern in den vergangenen Jahren „stets der ambitionierteste in punkto Elektrifizierung“ gewesen.
Flexibilität durch „Multi-Energy-Strategie“
Von dem ursprünglichen Ziel, ab 2028 nur noch elektrische Modelle anzubieten, ist die Marke dennoch abgewichen, weil die Elektromobilität in Europa in den vergangenen zwei Jahren langsamer als erwartet gewachsen sei. „Und an diesem Punkt bewährt sich nun unsere Multi-Energy-Strategie. Das bedeutet, dass eine Fahrzeugplattform verschiedene Antriebstechnologien aufnehmen kann, eben auch Hybride“, sagt Huettl. Dadurch könne die Marke auch nach 2028 Hybridmotoren anbieten, insofern die Nachfrage bestehen sollte.
Der Opel-Chef ist zuversichtlich, dass die Marke mittelfristig ihren Marktanteil in Europa wieder ausbauen kann. Dazu soll auch der neue Opel Corsa beitragen, mit dessen Entwicklung das Unternehmen kurz vor der Sommerpause gestartet hat und denn Huettl als „Gamechanger“ bezeichnet. „Er wird das erste Modell auf der neuen Stellantis-Plattform STLA Small sein und er wird eine neue Außendesignsprache bei Opel einläuten, die wirklich ‚next level‘ ist“, sagt Huettl.
Modernisierung in den Autohäusern
Den Partnern habe Opel in den letzten Jahren viel abverlangt und auch viel Unsicherheit zugemutet, erklärt Huettl, der neben seiner Rolle als CEO von Opel auch Leiter aller Stellantis-Marken in Deutschland ist. In einer Versammlung mit Partnern aller Stellantis-Marken in Rüsselsheim habe man vor Kurzem mehr Klarheit geschaffen. Zudem soll nun die bereits 2024 vorgestellte Corporate Identity umgesetzt werden, was für einige Opel-Händler Nachholbedarf und zusätzliche Investitionen bedeutet.
Der Wettbewerb in Deutschland und Europa sei deutlich schärfer geworden, nicht zuletzt durch neue Mitbewerber. Darauf müsse man reagieren und die Marke auch in der Wahrnehmung modernisieren. „Dabei nehmen wir auf die individuelle Situation eines jeden Partners Rücksicht. Wir wollen jeden Händler mitnehmen im Rahmen dessen, was er tragen kann“, erklärt der Markenchef.
Opel als treibende Kraft von Stellantis in Deutschland
Opel ist laut Huettl die treibende Kraft für alle Stellantis-Marken in Deutschland. Man nutze jetzt das gesamte „Ökosystem“ von Opel für die anderen Marken, darunter zum Beispiel die starke Gebrauchtwagen-Organisation. „Opel wird zur führenden Marke der Gruppe nicht nur in Deutschland, sondern auch in Nordeuropa und Osteuropa. Das sind Gebiete, die sich traditionell eher nach Deutschland orientieren als nach Ländern in West- und Südeuropa“, äußert Huettl.
Quelle: Automobilwoche – Opel-Chef Huettl: „Konkret haben wir da rund 6000 Autos pro Monat eingebüßt„