Peugeot zeigt mit dem Polygon Concept ein Konzeptfahrzeug, das weit mehr sein soll als eine Designstudie. Der französische Hersteller nutzt das kompakte, unter vier Meter lange Fahrzeug als Versuchsfeld für Technologien, die ab 2027 in Serienmodellen zum Einsatz kommen sollen. Im Mittelpunkt steht dabei eine Innovation, die das Autofahren grundlegend verändern könnte: das Peugeot Hypersquare – ein eckiges Lenkrad, das mit elektronischer Steer-by-Wire-Technologie arbeitet, wie sie etwa Tesla im Cybertruck und Nio im ET9 bereits im Einsatz hat.
Seit mehr als einem Jahrhundert ist das runde Lenkrad eine Konstante im Automobilbau. Nun bricht auch Peugeot mit dieser Tradition und präsentiert mit dem Hypersquare eine neue Form der Lenkung. Dabei geht es nicht nur um ein anderes Design, sondern um einen grundlegend neuen ergonomischen Ansatz für das Peugeot i-Cockpit.
Das Besondere: Das Lenk-„Rad“ ist mit der aus der Luft- und Raumfahrt bewährten Steer-by-Wire-Technologie gekoppelt. Es gibt keine mechanische Verbindung mehr zwischen Lenkung und Rädern – die Steuerung erfolgt rein elektronisch. Was in Flugzeugen längst bewährt ist, soll erstmals ab 2027 in einem Serienfahrzeug von Peugeot verfügbar sein.
Ein Vorteil dieser Technologie ist, dass das System das Lenkverhältnis automatisch an die Geschwindigkeit anpasst. Bei niedrigen Geschwindigkeiten – etwa beim Einparken oder Wenden – ermöglicht Steer-by-Wire schnelle und einfache Manöver, ohne dass die Hände mehrfach umgreifen müssen. Eine maximale Drehung von 170 Grad in jede Richtung reicht aus, insgesamt also knapp eine volle Drehung. Zum Vergleich: Bei einem herkömmlichen Lenkrad sind drei volle Drehungen nötig.
Bei höheren Geschwindigkeiten wiederum genügen minimale Bewegungen des Hypersquare, um die Fahrtrichtung präzise anzupassen. Die Kombination soll für hohe Reaktionsschnelligkeit und Präzision im schnellen Tempo, mehr Komfort bei Fahrmanövern und ein neues Gefühl von Agilität sorgen. Ein weiterer Vorteil: Die Steer-by-Wire-Technologie filtert unerwünschte Vibrationen heraus und liefert gleichzeitig wichtige Rückmeldungen von der Straße, damit Fahrbahnbedingungen präzise wahrgenommen werden können.
Windschutzscheibe wird zum Display
Das neue i-Cockpit des Polygon Concept setzt auf radikale Vereinfachung, wie es schon einige andere Autohersteller vorgemacht haben, Peugeot treibt das Konzept aber auf die Spitze: Es gibt gar keine Anzeigen mehr auf dem Armaturenbrett – alle Informationen werden über ein Micro-LED-Panel hinter dem Hypersquare auf die Windschutzscheibe projiziert. Mit 24 Zentimeter Breite und 74 Zentimeter Höhe entspricht die Anzeigefläche einem 31-Zoll-Bildschirm.

Die wichtigsten Bedienelemente sind über vier runde Pods an jeder Ecke des Hypersquare mit den Fingerspitzen erreichbar, sodass die Hände am Lenkrad bleiben können. Diese neuartige Display-Technologie verbindet im Stand sogar Innenraum und Außenbereich des Fahrzeugs – denn die Micro-LEDs sind von außen sichtbar und können auch Animationen anzeigen. Während der Fahrt passen verschiedene Modi die visuelle Umgebung individuell an und sorgen für ein immersives Erlebnis.
Micro-LEDs prägen das neue Design
Micro-LEDs bestimmen auch die Frontpartie des Konzeptfahrzeugs. Das ikonische Drei-Krallen-Lichtdesign der Franzosen wurde in einem horizontalen Layout neu interpretiert. Die aus einer Vielzahl von Micro-LED-Bildschirmen bestehenden Lichter beleben bei stehendem Fahrzeug Front und Heck mit verschiedenen Grafik- und Farbkonfigurationen. Die Synchronisation zwischen Front und Heck soll eine harmonische Umgebung mit beispielloser Helligkeit schaffen.

Praktisch für Elektroauto-Fahrer: An der C-Säule befindet sich neben dem aufklappbaren Ladeanschluss ein spezieller Micro-LED-Bildschirm, über den der Ladezustand überprüft werden kann, ohne einsteigen zu müssen.
Mehr Platz im Innenraum dank neuer Architektur
Die neue Cockpit-Architektur schafft deutlich mehr Platz im Innenraum. Das neugestaltete Armaturenbrett soll den Insassen vorne außergewöhnliche Geräumigkeit bieten. Dank individuell anpassbarer Halterungen für Mobiltelefone, Kopfhörer, Rucksäcke oder sogar Skateboards kann jeder Passagier seine Lieblingsgegenstände entsprechend seinem Lebensstil transportieren.
Das Raumgefühl wird durch überdurchschnittlich viel an Helligkeit verstärkt: Eine vergrößerte transparente Fläche soll möglichst viel Tageslicht hereinlassen – ähnlich wie ein Glasdach. Möglich wird dies durch eine nach vorne und unten verschobene Windschutzscheibe und das Entfernen der B-Säule.
Nachhaltigkeit durch Recycling und 3D-Druck
Peugeot setzt beim Polygon Concept konsequent auf Nachhaltigkeit. Der für die Innenlackierung verwendete Lack enthält recycelte Bestandteile aus Altreifen. Der gesamte Innenraum ist mit geschmiedetem Textil bezogen, das aus recycelten Sitzen aus zerlegten Peugeot-Fahrzeugen hergestellt wird.
Die Sitze bestehen aus einer Schale aus recyceltem Kunststoff (R-PET), die im großformatigen 3D-Druckverfahren hergestellt wird – eine Premiere in der Automobilindustrie. Statt Dutzender Komponenten kommen nur drei Hauptteile zum Einsatz: Schale, Struktur und ein einteiliger Schaumstoff mit getönter Schutzschicht.

Auch die Radkappen werden aus recyceltem Kunststoff als ein einziges Teil im 3D-Druckverfahren hergestellt. Zwei XXL-Flügeltüren statt vier herkömmlicher Türen verbessern die Zugänglichkeit und vereinfachen die Konstruktion.
Intelligente Reifen von Goodyear
Reifen-Partner Goodyear hat eine innovative Lasertechnologie entwickelt, die farbige Gravuren auf den Reifenseitenwänden ermöglicht – ein einzigartiger Styling-Effekt mit verschiedenen Farben für unterschiedliche Konfigurationen.
Die Reifen sind zudem mit der intelligenten Technologie SightLine ausgestattet. Sie liefert in Echtzeit Informationen über Reifen und Straße auf dem Display des i-Cockpit, was Sicherheit, Leistung und Konnektivität erhöhen soll. Das System ermöglicht es dem Polygon Concept, beim Wechsel zwischen Konfigurationen die montierten Reifen nahtlos zu erkennen.
Ein Fahrzeug, unendliche Möglichkeiten
Das Polygon Concept will das Thema Individualisierung auf ein neues Niveau haben. Viele Elemente – innen wie außen – sind anpassbar und können in wenigen Minuten ausgetauscht werden. Selbst das Hypersquare-Lenkrad lässt sich mit verschiedenen Farben und Materialien personalisieren.

Peugeot präsentiert drei Beispielkonfigurationen: Urban (schlank und urban), Player (sportlich und dynamisch) und Explorer (robust mit erhöhter Bodenfreiheit). Diese wurden kürzlich in Polygon City vorgestellt, einer eigenen Insel im Fortnite-Universum – ein ungewöhnlicher, aber zeitgemäßer Weg, um jüngere Zielgruppen zu erreichen.
Ein mutiger Blick in die Zukunft?
Mit dem Polygon Concept zeigt Peugeot, wohin die Reise gehen könnte. Das Hypersquare und die Steer-by-Wire-Technologie sollen keine Zukunftsmusik sein, sondern ab 2027 in Serienfahrzeugen kommen, wie der Hersteller verspricht. Die Vorteile – besonders beim Rangieren – klingen jedenfalls vielversprechend.
Kombiniert mit dem nachhaltigen Ansatz und den Individualisierungsmöglichkeiten ist das Polygon Concept ein durchaus überzeugendes Gesamtpaket, das zeigt: Die französische Marke scheint die Themen Elektromobilität und Innovation ernst zu nehmen. Die Frage ist aber, wie viele der Innovationen dann auch wirklich in Serie gehen. In etwa zwei Jahren wissen wir mehr.
Quelle: Peugeot – Pressemitteilung vom 12.11.2025







Kommentare (Wird geladen...)