Daimler Truck startet weitere Testphase mit Wasserstoff-Lkw

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Daimler Truck

Michael Neißendorfer
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  —  Lesedauer 3 min

Daimler Truck startet nach Abschluss der ersten kundennahen Erprobungen seiner Mercedes-Benz GenH2 Trucks planmäßig die zweite Phase mit fünf weiteren Partnerunternehmen, um die Brennstoffzellen-Lkw auf Basis von realen Kundenanforderungen für den Serieneinsatz vorzubereiten. Die Unternehmen Hornbach, Reber Logistik, Teva Deutschland mit der Marke Ratiopharm, Rhenus und DHL Supply Chain werden nach und nach jeweils einen Mercedes-Benz GenH2 Truck auf ihren regulären Logistikrouten innerhalb Deutschlands in Betrieb nehmen, so der Hersteller in einer aktuellen Mitteilung.

Alle fünf Brennstoffzellen-Lkw werden bei den Partnern über ein Jahr hinweg auf unterschiedlichen Strecken unter realen Bedingungen in verschiedenen Logistikanwendungen eingesetzt – vom temperaturgeführten Pharmatransport bis hin zu Stückgutverkehren im internationalen Fernverkehr.

Ziel sei es, dabei nicht nur branchenübergreifende Einsatzzwecke zu testen und zusätzliche Betriebsszenarien abzubilden – vielmehr sollen sämtliche gewonnene Erkenntnisse direkt in die Weiterentwicklung des Fahrzeugs ein fließen sowie in Vorbereitungsmaßnahmen für Vertrieb und Serviceprozesse. „Die besten Fahrzeuge für unsere Kunden entwickeln wir gemeinsam mit unseren Partnern im kundennahen Einsatz: Deshalb testen jetzt die nächsten fünf Unternehmen unseren wasserstoffbetriebenen Mercedes-Benz GenH2 Truck im täglichen Betrieb“, so Michael Scheib, Leiter Gesamtfahrzeugentwicklung Mercedes-Benz Trucks. „Ein weiterer wichtiger Schritt auf dem Weg zur Serienproduktion – und zum CO2-neutralen Transport mit Batterie und Wasserstoff.“

Mercedes-Benz GenH2 Truck: Für den Fernverkehr mit Flüssigwasserstoff

Der Mercedes-Benz GenH2 Truck bietet als Brennstoffzellen-Lkw mit einem Gesamtgewicht von rund 40 Tonnen und einer Zuladung von etwa 25 Tonnen im schweren Gütertransport eine technische Ausstattung auf Höhe moderner Diesel-Fernverkehrsfahrzeuge. Das Brennstoffzellensystem liefert dauerhaft bis zu 300 kW Leistung, ergänzt durch eine kleine Zusatzbatterie zur Unterstützung bei Lastspitzen und Energierückgewinnung beim Bremsen.

Als Energiequelle kommt flüssiger Wasserstoff zum Einsatz, der einige Vorteile gegenüber gasförmigem Wasserstoff bietet: Eine höhere Energiedichte ermöglicht mehr Reichweite pro Tankfüllung sowie geringere Transportaufwände – beides könne Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit des Betriebs stärken, so Daimler Truck. Betankt werden die Fahrzeuge an dafür vorgesehenen Flüssigwasserstofftankstellen (sLH2) in Wörth am Rhein und im Raum Duisburg. Flüssigwasserstoff bringt allerdings auch einige Nachteile mit sich: Er muss aufwändig auf etwa -250°C gekühlt werden, verursacht höhere Kosten als gasförmiger Wasserstoff, birgt bei Unfällen gefährliche Sicherheitsrisiken und erfordert eine komplexe Tank-Infrastruktur.

Im Rahmen der ersten praxisnahen Erprobung haben die fünf Brennstoffzellen-Lkw bereits insgesamt über 225.000 Kilometer zurückgelegt. Der durchschnittliche Wasserstoffverbrauch lag je nach Einsatz zwischen 5,6 Kilogramm und 8 Kilogramm auf 100 Kilometern, bei einem durchschnittlichen Gesamtzuggewicht zwischen 16 Tonnen und 34 Tonnen.

Nächster Schritt Kleinserie

Daimler Truck hat bereits parallel die Entwicklungsphase für die nächste Generation seiner Brennstoffzellen-Lkw gestartet. Im Rahmen der Kleinserienproduktion sollen insgesamt 100 Sattelzugmaschinen im Mercedes-Benz Werk Wörth gebaut und ab Ende 2026 bei verschiedenen Kunden in den Praxisbetrieb gehen.

Bei der Dekarbonisierung des Transports setzt Daimler Truck auf eine Doppelstrategie mit batterie- und wasserstoffbetriebenen Fahrzeugen. Der Ausbau von Wasserstofftankstellen verläuft jedoch deutlich langsamer als erwartet. Infolgedessen werden Kunden in den nächsten Jahren nicht in der Lage sein, Wasserstoff-Lkw in größerer Anzahl einzusetzen. Daher ist die großflächige Industrialisierung von Brennstoffzellen und die geplante Serienproduktion wasserstoffbetriebener Lkw mit Fokus auf Europa für die frühen 2030er Jahre geplant.

Quelle: Daimler Truck – Pressemitteilung vom 13.11.2025

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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