Mercedes-Benz muss den Gürtel enger schnallen

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Mercedes-Benz

Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 4 min

Die Mercedes-Benz Group AG hat ihre Finanzergebnisse für 2024 veröffentlicht. Der Umsatz sank um 4,5 Prozent auf 145,6 Milliarden Euro, das Konzernergebnis ging um 28 Prozent auf 10,4 Milliarden Euro zurück. Für 2025 erwartet der Autohersteller Zahlen, die nochmals leicht unter diesem Niveau liegen sollen. Um gegenzusteuern, präsentierte Mercedes einen mehrjährigen Plan zur Steigerung der Produktsubstanz sowie der finanziellen Leistung, um die Widerstandsfähigkeit des Unternehmens zu stärken.

„Die Mercedes-Benz Group hat dank herausragender Produkte und strenger Kostendisziplin in einem sehr herausfordernden Umfeld solide Ergebnisse erzielt“, wird Ola Källenius, Vorstandsvorsitzender der Mercedes-Benz Group AG, trotz dieser schlechten Ergebnisse in der entsprechenden Pressemitteilung zitiert. Und weiter: „Um die künftige Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens in einer zunehmend unbeständigeren Welt sicherzustellen, ergreifen wir Maßnahmen, um das Unternehmen schlanker, schneller und stärker zu machen. Gleichzeitig bereiten wir eine umfassende Kampagne zur Einführung einer Vielzahl neuer Fahrzeuge vor, beginnend mit dem neuen CLA.“

Mercedes-Benz startet im Jahr 2025 eine umfassende Produktoffensive. Den Anfang macht der neue CLA, gefolgt von einer großen Aufwertung der S-Klasse im Jahr 2026, den vollelektrischen Modellen des GLC- und der C-Klasse sowie einer Reihe vollelektrischer und elektrifizierter Verbrenner des Sportwagenablegers Mercedes-AMG. Insgesamt werden nach der Markteinführung dutzender neuer bzw. aktualisierter Modelle bis zum Jahr 2027 positive Effekte für die Absatzentwicklung erwartet.

Zur Stärkung der Wettbewerbs- und Widerstandsfähigkeit hat Mercedes-Benz ein umfassendes Programm zur Leistungssteigerung (Next Level Performance) gestartet. Mit einer Reihe von Initiativen will die Mercedes-Benz Group das Wachstumspotenzial über ihr Direktvertriebsmodell weiter ausschöpfen, das Kundenservice-Erlebnis verbessern und die Erlösqualität steigern.

Darüber hinaus will das Unternehmen Maßnahmen ergreifen, um seine globale Produktionsstruktur effizienter und flexibler zu gestalten. Mercedes plant, die Produktionskosten bis 2027 um 10 Prozent zu senken. Die Materialkosten sollen in enger Zusammenarbeit mit den Lieferanten optimiert und die Senkung der Fixkosten bis 2027 fortgeführt werden.

Technologie und Design

Künftig soll über das gesamte Portfolio hinweg eine einheitliche Designsprache genutzt werden. Elektroautos und Verbrenner sollen ihre jeweiligen Stärken ausschöpfen, ohne Abstriche bei Geräumigkeit, Eleganz, Komfort oder Effizienz. Dank intelligenter Modularisierung will Mercedes-Benz einen einheitlichen sogenannten Tech-Stack für Infotainment und Fahrassistenzsysteme (ADAS: Advanced Driver Assistance Systems), „ein konsistentes Kundenerlebnis sowie ein herausragendes Platzangebot und perfekte Proportionen bieten“, wie es in der Mitteilung heißt. Gleichzeitig soll die Kostendisziplin erhalten bleiben. Diese Eigenschaften, sowie die hohe Fertigungsflexibilität werde es Mercedes-Benz ermöglichen, Produkte auf spezifische Märkte wie China zuzuschneiden.

Mercedes hat 2024 3 Prozent weniger Autos verkauft also noch im Jahr zuvor, der Absatz sank von 2,04 Millionen auf 1,98 Millionen. Besonders stark ließen Elektroautos nach, um 23 Prozent auf nur noch 185.000 Stück. Das bereinigte EBIT der Pkw-Sparte Mercedes-Benz Cars sank auf 8,7 Milliarden Euro (2023: 14,3 Milliarden Euro) infolge niedrigerer Stückzahlen insbesondere in China, negativer Preisdurchsetzung sowie einer unvorteilhaften Absatzstruktur. Die bereinigte Umsatzrendite lag für das Jahr 2024 bei 8,1 Prozent (2023: 12,6 Prozent).

Das bereinigte EBIT erreichte bei der Transporter-Sparte Mercedes-Benz Vans 2,8 Milliarden Euro (2023: 3,1 Milliarden Euro), die bereinigte Umsatzrendite lag mit 14,6 Prozent nahezu auf Vorjahresniveau (2023: 15,1 Prozent). Eine gesunde Absatzstruktur, unterstützt durch eine verbesserte Produktsubstanz, konnte die geringeren Gesamtverkäufe teilweise kompensieren. Darüber hinaus trug die umfassende Kosteninitiative in einem herausfordernden Umfeld zur Steigerung der Profitabilität bei. Die Forschungs- und Entwicklungskosten blieben auf einem hohen Niveau. Zurückzuführen ist dies auf Investitionen in die neue, nochmals flexiblere Transporterarchitektur mit zwei Varianten: Van Electric Architecture (VAN.EA) für batterieelektrische Transporter und Van Combustion Architecture (VAN.CA) für Transporter mit High-Tech Verbrennungsmotoren.

Bei der jährlichen Hauptversammlung am 7. Mai werden Vorstand und Aufsichtsrat eine Dividende von 4,30 Euro je Aktie vorschlagen (2023: 5,30 Euro). Mercedes-Benz hat zudem den Rückkauf eigener Aktien im Wert von bis zu maximal 5 Milliarden Euro (ohne Nebenkosten) an der Börse über einen Zeitraum von bis zu 24 Monaten beschlossen, vorbehaltlich der erneuten Ermächtigung der Hauptversammlung im Mai 2025, eigene Aktien in einem Umfang von bis zu 10 Prozent des Grundkapitals zurückzuerwerben.

Analysten hatten nach dem schwachen vergangenen Jahr schon einen Rückgang der operativen Marge im wichtigen Pkw-Geschäft befürchtet. Die Erwartungen an das operative Ergebnis dürften nun weiter nach unten revidiert werden, kommentierte George Galliers von der US-Investmentbank Goldman Sachs. Mercedes-Finanzchef Harald Wilhelm sagte zudem in einer Präsentation, dass mögliche neue US-Importzölle die Margen weiter schmälern könnten.

Quelle: Mercedes-Benz – Pressemitteilung vom 20.02.2025

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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E. Wolf:

Mercedes will Auto‘s für die oberen 10.000 bauen, dann sollen die die auch „retten“ !!!

Die anderen 99,9% leiden heute schon und Abgasen, Dreck und CO2 Verschmutzung !

E. Wolf:

„Mercedes BEV sind … Weltspitze“: Dumm nur, das sie gaaanz viele in die Werkstatt rufen müssen – Brandgefahr !!

Läubli:

Genau, du stellst das korrekt dar, auch ist das EBIT (eine der wichtigsten Kennzahlen für die Beschaffenheit) viel wichtiger als die von Spiritogre genannten Gewinnzahlen, die sagen auf ein einzelnes oder zwei Jahre bezogen nicht sehr viel über den Stand einer Firma aus, gerade für eine so etablierte Firma wie Mercedes Benz.

Läubli:

Hier erfährst Du, welche Modelle beim Stromverbrauch Maßstäbe in ihren Klassen setzen.

Segment Modell WLTP-Verbrauch Paxis-Verbrauch Leistung Preis

Kleinwagen Fiat 500e (23,8 kWh) 13,0 kWh 15,9 kWh 70 kW 29.490 Euro
Kompaktwagen Opel Astra Electric GS 14,8 kWh 16,5 kWh 115 kW 45.060 Euro
Mittelklasse Tesla Model 3 13,2 kWh 17,2 kWh 208 kW 42.490 Euro
Mittelklasse-SUV Toyota bZ4X 14,4 kWh 17,0 kWh 150 kW 42.900 Euro
Obere Mittelklasse VW ID.7 Pro 14,0 kWh 18,1 kWh 210 kW 53.995 Euro
SUV obere Mittelklasse Škoda Enyaq Coupé 85 13,5 kWh 18,5 kWh 210 kW 48.900 Euro
Luxusklasse Lucid Air Pure RWD 13,0 kWh 16,5 kWh 325 kW 85.000 Euro
Quelle: mobile.de

Irgendwie tauchen da keine Merdedes auf… aber Tesla und Lucid mit mindestens ebenbürtiger Leistung schon, hmmm.

Läubli:

Also, ich stimme sehr oft deinem Inhalt zu… aber hier merkt man zu stark deine pessimistische Denkweise – das finde ich persönlich nicht gut. Auch hast du anscheinend sehr viel überflüssige Zeit, solch gestalterisch perfekte, optisch schöne Kommentare zu hinterlassen. Solltest du in Deutschland leben, würde ich dir spätestens jetzt empfehlen, sofort auszuziehen und in ein wirtschaftlich stärkeres Land, wie zum Beispiel die Schweiz ziehen und das Positive in dir sprudeln lassen – dann haben wir alle auch Freude an deinen dann viel optimistischeren Inhalten. Du darfst gerne weiterhin die Wahrheit kommentieren, einfach bitte nicht immer gleich den Weltuntergang predigen – das mag ich nicht, sorry.

Im ersten und zweiten Weltkrieg hatten viele Menschen trotz allem sehr viel Spass und Lebensmut… so geht es auch in düsteren Zeiten jedem Mitmenschen besser, wenn man eine optimistische Einstellung mitbringt.

Ich danke dir für dein Verständnis und sehe auch ein, dass Deutschland die genannten Probleme sicher hat… aber von einem Weltkrieg oder Weltuntergang sind wir glücklicherweise noch sehr weit entfernt! Ich darf das als Schweizer so sehen, wir waren auch im 2. Weltkrieg auf alles vorbereitet, aber der Respekt in der Welt durften wir schon dazumal geniessen. Von unserer positiven Energie und dem Zusammenhalt als Eidgenossen hatte sogar Hitler Respekt.
Ich entschuldige mich bei dir, weil meine Optik des Kommentares weit hässlicher und niemals so perfekt dargestellt ist wie deine.
PS: ich habe deine Kommentare abonniert und lese sie gerne… aber manchmal sterbe ich fast an deinem Pessimismus.

Spiritogre:

Nö, wenn ich den Aussagen und Kommentaren auf dieser Seite Glauben schenken soll, dann geht es ausschließlich um Nummern. Wie viele Autos hat ein Hersteller verkauft, wie viel Gewinn macht er.
Verlust machen kann jeder Mal für ein, zwei Jahre oder sogar länger. Wenn er dann immer noch merklich größer ist als die in Artikel und Kommentaren hochgelobte Konkurrenz, dann ist das eine Dissonanz mit der Realität.

Christian:

Wachstum, Wachstum…..

Jürgen Schmidt:

Danke für diesen hervorragenden Kommentar!

Jeff:

Spannend, wie manche hier allen ernstes Äpfel (den Luxuskarossenbauer, Absatz 2 Mio.) mit Birnen (dem Massenmarkthersteller mitsamst Billigmarke Dacia, Absatz, 2,2 Mio.) vergleichen wollen und dabei ihre Unkenntnis einfachster betriebswirtschaftlicher Zusammenhänge offenkundig zur Schau tragen. Vielleicht liegt es daran, dass der eine mit 27 Prozent im Minus ist und der andere inmitten einer Branche, die nur noch von Krise spricht, mit einem Plus von 7 Prozent das beste Jahr seiner Historie hinter sich hat? Schon peinlich für einen, der hier immer den Oberschlauen spielt…

Spiritogre:

Spannend, wie unterschiedlich die Wahrnehmung ist. Mercedes Benz hat einen Gewinn von über 10 Milliarden Euro und es wird so getan als müssten sie nächste Woche dicht machen und im Artikel darüber hat der Renault Konzern 4,3 Milliarden Gewinn und alle brechen in Jubel aus.

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