Der chinesische Automobilhersteller Leapmotor verlagert einen Teil der Produktion nach Spanien und schärft damit die Europa-Strategie. Produktion vor Ort senkt Kosten, verkürzt Wege und umgeht Zölle von mehr als 20 Prozent auf aus China importierte Elektroautos. Das stärkt die Wettbewerbsfähigkeit in wichtigen Märkten und stabilisiert Lieferketten.
Antonio Filosa, Chef von Stellantis, benannte Spanien als künftiges Fertigungszentrum ab 2026, nachdem Anfang September erste Gerüchte im Raum standen. Stellantis stellt dafür Kapazitäten in einem seiner spanischen Werke bereit. Beide Seiten bündeln Wissen zu Lieferanten, Kostensteuerung, Preiswürdigkeit und Software. Nach Einschätzung des Managements läuft die Zusammenarbeit zügig an und schafft Tempo für den Produktionsstart.
Viele Beobachter:innen sahen die Fabrik in Zaragoza als naheliegenden Standort. Dort laufen bereits Peugeot 208 und Vauxhall Corsa vom Band. Der Standort verfügt über erfahrene Teams, etablierte Logistik und eingespielte Prozesse. Diese Basis erleichtert die Integration einer neuen Marke im bestehenden System.
Stellantis kündigte Ende 2024 Investitionen von ca. 4,1 Milliarden Euro in Zaragoza an. Gemeinsam mit CATL entsteht dort ein Batteriewerk im Joint Venture. Lokale Zellfertigung kann Materialströme stabilisieren, die Abhängigkeit von Importen verringern und die Wertschöpfung in Europa erhöhen. Für Leapmotor wächst damit das Ökosystem direkt am Produktionsort.
Als erstes Modell plant die Marke den Crossover B10. Kurz darauf folgt voraussichtlich der B05 als Schrägheck. Beide Baureihen bedienen volumenstarke Segmente und zielen auf unterschiedliche Bedürfnisse urbaner und interurbaner Mobilität. Kurze Anläufe und schnelle Umrüstungen sollen den Modellwechsel erleichtern.
Die Struktur hinter der Expansion steht bereits. Leapmotor International besteht als Gemeinschaftsunternehmen von Leapmotor und Stellantis im Verhältnis 51 zu 49. Diese Aufstellung verbindet Entwicklungs-Know-how aus China mit industrieller Präsenz in Europa. Gleichzeitig schafft sie Zugang zu Plattformen, Einkaufskraft und Vertriebsinfrastruktur des Konzerns.
Leapmotor profitiert vom Stellantis-Netzwerk
Der Vertrieb liegt ausschließlich bei Partnern aus dem Stellantis-Umfeld. Geeignete Händler von Peugeot, Citroën, DS, Fiat, Alfa Romeo, Vauxhall und Maserati kommen als Franchise-Punkte hinzu. So nutzt die Marke bestehende Showrooms, Werkstätten und regionale Bekanntheit. Der Einstieg fällt dadurch schneller und risikoärmer aus als beim Aufbau einer eigenen Kette.
Für Spanien entsteht eine Rolle über die Endmontage hinaus. Produktion, Batterieherstellung und Zuliefernetz nähern sich räumlich an. Das senkt Transportaufwand, stabilisiert Termine und unterstützt eine kalkulierbare Preisstruktur. Europa erhält im Gegenzug mehr industrielle Tiefe bei Elektroautos und stärkt die eigene Position im globalen Wettbewerb.
Mit dem Start ab 2026 verbindet Leapmotor klare operative Ziele. Kapazität aus einem bestehenden Werk, zügige Modellfolge und ein wachsendes Händlernetz bilden die zentralen Hebel. Die Kombination aus lokaler Fertigung und Konzernressourcen von Stellantis soll die Marke in kurzer Zeit in mehrere europäische Länder bringen und den Absatz schrittweise steigern.
Quelle: AM-Online.com – Leapmotor confirms plans to build EVs in Europe