Jaguar Land Rover (JLR) steht vor einer entscheidenden Phase. Das Unternehmen, das von allen britischen Autoherstellern den größten Absatz in den USA hat, ist besonders anfällig für die von Präsident Donald Trump eingeführten Importzölle. Sobald die Marke die Schwelle von 100.000 exportierten britischen Autos pro Jahr in die USA überschreitet, steigen die Abgaben deutlich. JLR hält sich bedeckt, wie sich diese Vorgaben konkret auf Preise, Modellmix und Marktstrategie auswirken werden.
Ein Produktionsverlagerung nach Nordamerika erscheint angesichts der hohen Investitionskosten und des überschaubaren Volumens unwahrscheinlich. Eine Option könnte die Auftragsfertigung sein – etwa mit Magna International, das bereits den vollelektrischen Jaguar I-Pace in Graz gebaut hat. Offizielle Aussagen zu künftigen Projekten oder einer möglichen Kooperation gibt es derzeit nicht. Beobachter gehen davon aus, dass manche Modellpflegen und Facelifts verschoben oder gestrichen werden könnten, während fortgeschrittene Neuentwicklungen wie geplant starten.
Ab 2026 stehen bei JLR mehrere E-Auto-Premieren an. Dazu zählen die elektrischen Varianten des Range Rover, Range Rover Sport und Range Rover Velar. Der Defender, seit 2020 optisch weitgehend unverändert, erhält im Modelljahr 2026 nur dezente Anpassungen wie neue Leuchten, ein größeres Display und zusätzliche Farben. Die erste größere Überarbeitung ist für 2028 vorgesehen.
2027 soll der Defender Sport erscheinen – ein kleiner, geländetauglicher Offroader im Format des Jeep Wrangler. Er könnte als reines Elektroauto oder als Plug-in-Hybrid angeboten werden. Britische Medien berichten, dass er auf der modularen EMA-Plattform basieren wird, die beide Antriebsarten unterstützt.
Schritt für Schritt soll gesamtes Portfolio elektrifiziert werden
Auch der Discovery steht vor einer grundlegenden Neuausrichtung. Künftig soll er als familientaugliches Modell zwischen Defender und Range Rover Velar positioniert werden, mit moderaterer Ausstattung und angepasstem Preisniveau. Der aktuelle Discovery verkauft sich schwach und belastet die Bilanz. Die Neuauflage könnte ab Ende 2026 als Plug-in starten, später auch als vollelektrische Version auf EMA-Basis. Das Aus für den Discovery Sport im Jahr 2026 gilt als wahrscheinlich – seine Rolle würde der Defender Sport übernehmen.
Der elektrische Range Rover soll 2026 auf den Markt kommen, trotz erschwerter Bedingungen durch Zölle und fehlende Förderungen. Die weltweite Warteliste liegt bei über 65.000 Bestellungen. Auf der MLA-Plattform aufgebaut, bietet er ein 800-Volt-System für schnelles Laden, rund 480 Kilometer Reichweite und Allradantrieb mit zwei Motoren, die zusammen knapp 405 kW (550 PS) leisten. Der Einstiegspreis dürfte bei etwa 140.000 Euro liegen, Sonderausstattungen können den Preis auf über 300.000 Euro treiben.
Ebenfalls 2026 wird der elektrische Range Rover Sport erwartet, der mit sportlichen E-SUVs von Porsche, Lotus und Lucid konkurrieren soll. Erste Berichte sprechen von bis zu 460 kW (626 PS) und einer Beschleunigung auf 100 km/h in unter vier Sekunden. Der Range Rover Evoque, bislang Einstiegsmodell der Baureihe, soll 2026 durch eine neue Generation ersetzt werden – ebenfalls mit Plug-in- und Batterieversionen auf EMA-Basis. Technische Details sind noch nicht bekannt.
Der neue Velar, geplant für die zweite Hälfte 2026, orientiert sich optisch stärker an klassischen Kombis, ohne die Offroad-Fähigkeiten zu verlieren. Er wird ebenfalls auf der EMA-Plattform basieren und mit 800-Volt-Technik ausgestattet sein. Eine Plug-in-Version könnte 2028 folgen.
Parallel treibt JLR den Umbau seiner Werke für die E-Mobilität voran. In Wolverhampton entstehen Fertigungslinien für Elektromotoren und Batterien der nächsten Generation. Im Werk Halewood wurden bereits über 200 Vorserienmodelle eines neuen elektrischen Range-Rover-SUVs auf EMA-Basis produziert. Prototypen des Range Rover Electric wurden inzwischen auch von der Fachpresse gefahren – mit positivem Echo.
Quelle: Automotive News – 3 Range Rover EVs to debut in 2026 / JLR – Pressemitteilung vom 08. August 2025