Ein Kommentar von Daniel Krenzer
Die schwarz-rote Bundesregierung hat sich beim Koalitionsausschuss am Donnerstag nicht nur mit dem Thema Rente beschäftigt, auch das Streitthema um die Zukunft des Verbrenners kam Medienberichten zufolge auf den Tisch. Die Koalition will sich in der EU für Lockerungen von den Regeln für neuzugelassene Pkw ab 2035 einsetzen, berichtet unter anderem Spiegel online und stellt dazu trocken fest: „Für das Klima bedeutet das nichts Gutes.“
Demnach strebt die Regierung um Bundeskanzler Friedrich Merz an, dass auch „hocheffiziente Verbrenner“ nach 2035 noch weiter zugelassen werden dürfen. Was die Koalition damit genau meint, verrät sie dabei jedoch nicht. Vermutlich bezieht sich die Bezeichnung auf die Nutzung alternativer klimafreundlicher Kraftstoffe wie E-Fuels und HVO oder auch die Verbrennung von Wasserstoff. Oder es geht um Plug-in-Hybride, deren Klimabilanz man bereits heute dank entsprechender Testverfahren im großem Stil schönrechnet. Oder die Regierung meint im schlimmsten Falle, dass man den Verbrenner ja noch weiterentwickeln könnte, damit er deutlich weniger Benzin oder Diesel verbraucht – doch eher baut Deutschland wohl die erste Mars-Station selbst. Denn selbst ein läppischer Toyota Aygo als Kleinstwagen mit Hybridantrieb braucht fast vier Liter Benzin auf 100 Kilometer.
Brief an von der Leyen
Denn ein Verbrennungsmotor ist im Vergleich zu einem Elektroantrieb zweifel- und gnadenlos ineffizient, und an diesem physikalischen Umstand werden die Entwickler auch in den kommenden zehn Jahren nichts Bahnbrechendes mehr ändern können. Da bewahrheitet sich in der Zwischenzeit eher die biblische Schöpfungslehre. Doch Merz schreibt nun erstmal einen technologieoffenen und physikalische Begebenheiten verkennenden Brief an EU-Kommissionspräsidentin und Parteikollegin Ursula von der Leyen, vermutlich noch bevor diese am 10. Dezember die Ergebnisse der Überprüfung der bestehenden Regelungen bekanntgeben will.
Das in diesem Zusammenhang populistisch oft zitierte „Verbrenner-Verbot“ gibt es indes gar nicht. Zum einen dürfen gebrauchte Verbrenner Stand heute unbefristet weitergefahren werden, zum anderen sinkt lediglich der CO2-Grenzwert für die Herstellerflotten auf 0 Gramm CO2. Doch schon heute können Hersteller die aktuell geltenden Grenzwerte überschreiten und sich mit Strafzahlungen freikaufen. Bislang gibt es keinen Hinweis darauf, dass dies nicht auch nach 2035 weiterhin gelten dürfte.
In zehn Jahren sind E-Autos sowieso die Norm
Wie auch immer fällt diese Diskussion komplett aus der Zeit. Schon heute sind Elektroautos für viele die wirtschaftlichere Lösung, und moderner und smarter und zudem vor Ort emissionsfrei sind sie sowieso. Auch wenn für viele E-Auto heute vielleicht noch zu teuer sind – auch weil der Gebrauchtwagenmarkt erst noch weiter anwachsen muss: In zehn Jahren wird die Situation eine ganz andere sein. Wer da noch einen neuen Verbrenner möchte, der ist entweder sehr wohlhabend und gewissenlos oder hat womöglich einen Abgas-Fetisch.
Doch diese Weitsicht fehlt der Politik, deshalb trifft sie solche Entscheidungen. An der Dominanz der Elektromobilität in einer überschaubaren Anzahl an Jahren ändert dieses politische Rumgeeiere aber gar nichts. Es hilft nur der konservativen Wählerklientel, sich ein wenig länger an die neue Realität gewöhnen zu dürfen.
Der Automobilindustrie hilft ein Verschieben der neuen EU-Regularien indes gar nichts, im Gegenteil. Hersteller, die sich davon einlullen lassen, dürften in wenigen Jahren vor dem Aus stehen. Dass manche Hersteller wie BMW sich nicht gegen einen zweigleisigen Kurs wehren, hat ganz andere banale Gründe: Es ist für sie wirtschaftlich reizvoll, in dieser Übergangsphase denjenigen Kunden, die es nicht besser wissen, weiter für gutes Geld und reizvolle Margen ein altes, technisch ausgelutschte und zu Ende entwickeltes Produkt unterzujubeln. Viel in die Entwicklung von Verbrennungsmotoren werden absehbar wohl auch sie nicht mehr stecken.
Quelle: Spiegel.de – Schwarz-Rot will längere Frist für Verbrenner-Aus







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