Ferrari wird elektrisch: Erst die Produktion, dann die Autos

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Ferrari

Patrick Solberg
Patrick Solberg
  —  Lesedauer 4 min

Auch Ferrari wird elektrisch. Im kommenden Jahr soll das erste Elektromodell der sportlichen Norditaliener präsentiert werden. Der Druck auf Ferrari ist dabei größer denn je, denn kaum ein anderer Autohersteller wird derart in Verbindung mit emotionalen Verbrennermotoren gebracht.

Ferrari – allein bei diesem Namen bekommen viele Autofans Gänsehaut und den nicht enden wollenden Drang, einmal einen Ferrari bewegen zu wollen. Doch egal ob Enzo, F40, 599 GTB oder ein 250 GTO – alle dieser Modelle haben sich zwar auch durch ein einzigartiges Design einen Namen gemacht, doch zumeist machten deren Aggregate den großen Unterschied zur Konkurrenz.

Der Sprung in die Elektromobilität ist daher schwer und für so manchen Kunden nachrangig, denn wohl kein Ferrari ist das einzige Fahrzeug im wohl betuchten Hausstand. Andere Modelle unterschiedlichster Hersteller bevölkern die eigene Garage, und da ist zumeist mittlerweile auch das ein oder andere Elektromodell dabei. Der Ferrari oder bestenfalls die Ferraris stehen dagegen für hochdrehende Acht- oder Zwölfzylinder – unter Umständen sogar mit einer Hybridisierung. Das beflügelt die Emotionen seit Jahrzehnten.

Ferrari

Doch auch Ferrari will elektrisch werden – Schritt für Schritt und eher im Kleinen als im ganz großen Stil. Eine deutlich zaghaftere Wandlung als Wettbewerber Porsche, der mit seinen viertürigen Modellen abseits der Sportwagen längst zu einer begehrten Volumenmarke geworden ist. Porsche wird nach dem Taycan sukzessive elektrisch und hat mit dem 911 T-Hybrid jüngst auch seine Ikone mit einem ersten zaghaften Stromstoß vorgestellt. Boxster und Cayman werden ebenso wie alle anderen zukünftigen Modelle komplett elektrisch.

Einen anderen Weg schlägt Ferrari am Stammsitz in Maranello ein – kann sich der Elektromobilität jedoch nicht komplett verschließen und will seine geänderte Strategie insbesondere mit einer neuen Produktion umsetzen. Möglich machen soll das eine Fertigung, deren Herz das jüngst eröffnete e-Building ist. So will der Sportwagenbauer seine Produktion insbesondere mit Blick auf die unterschiedlichen Antriebskonzepte flexibler gestalten.

Ferrari

Anders als andere Hersteller hat Ferrari dafür keine eigenständige Elektroproduktion aufgesetzt, sondern bündelt die unterschiedlichen Antriebsarten unter einem Dach – auch, um dadurch variabel auf entsprechende Nachfragen reagieren zu können. Im neuen e-Building werden dabei alle elektrischen Bauteile produziert, die bei Technologie und Leistung den Unterschied ausmachen: Hochvoltbatterien, elektrische Achsen und Elektromotoren.

Das Gebäude, gestaltet von Architekt Mario Cucinella Architects, entstand mit seiner Fläche von mehr als 42.000 Quadratmetern in den vergangenen zwei Jahren und bietet Platz für 300 Angestellte. Während im Untergeschoss insbesondere die Systemtechnik untergebracht ist, befinden sich im Erdgeschoss Fahrzeugmontage und Logistik. In der obersten Etage werden ebenfalls Fahrzeug montiert sowie an Motoren an speziellen Komponenten gearbeitet.

Ferrari

Nach Vorbild anderer Autofabriken, die in den vergangenen Jahren entstanden sind, wurde auch das neue Ferrari-Gebäude auf maximale Energieeffizienz und maximale Vernetzung ausgelegt. So erzeugen zum Beispiel über 3000 Solarpaneele auf dem Dach in Spitzenzeiten bis zu 1,3 Megawatt Energie. Daher kann der Autobauer sein bisher am Standort in Maranello betriebenes Blockheizkraftwerk zum Ende des Jahres abschalten, sodass die Energieversorgung komplett aus erneuerbaren Energien erfolgt.

Ganz neu sind diese Technologien nicht, denn bereits seit dem Jahre 2009 erzeugt Ferrari Strom sowie Warm- und Kaltwasser mit einer eigenen Kraft-Wärme-Kopplungsanlage, die vor zwei Jahren um eine Ein-Megawatt-Brennstoffzellenanlage zur Stromerzeugung ergänzt wurde. Im vergangenen Jahr produzierten diese beiden Anlagen immerhin zwei Drittel des Energiebedarfs im Werk Maranello, während erneuerbare Ressourcen die restlichen 33 Prozent deckten. Ferner gibt es eine Regenwassernutzung und 60 Prozent der Energie, die für Batterie- und Motorentests verbraucht wird, kann zurückgewonnen, gespeichert und nochmals genutzt werden. Der erste Schritt im Hinblick auf Elektromobilität ist getan – jetzt werden alle auf den ersten elektrische Ferrari-Sportwagen.

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