Zwar hat die EU den Herstellern bei der Erfüllung der CO2-Flottengrenzwerte einen zeitlichen Aufschub gewährt. Doch viele Automobilhersteller sind aktuell noch weit von den eigentlichen Zielwerten entfernt und müssen daher deutlich stärker als bisher Elektroautos verkaufen, zeigt eine Analyse der Automobilwoche. Dabei gibt es aber große Unterschiede zwischen den einzelnen Marken.
Im Artikel werden dafür für ausgewählte Hersteller die Abweichung des CO2-Flottenwertes im vergangenen Jahr mit denen in den ersten Monaten dieses Jahres inklusive April verglichen. Dabei liegt beispielsweise Mercedes mit knapp 20 Gramm CO2 pro Kilometer Abweichung in diesem Jahr noch auf demselben Niveau wie im vergangenen Jahr, sodass viel Arbeit auf die Stuttgarter zukommen wird. Denn in drei Jahren muss durchschnittlich für die Jahre 2025 bis 2027 der errechnete Grenzwert eingehalten werden, ansonsten drohen teure Strafzahlungen. Mit dem CLA sowie der angekündigten neuen C-Klasse hat Mercedes jedoch einen vielversprechenden Weg eingeschlagen.
Das gilt auch für den großen Widersacher BMW, der mit der kommenden Neuen Klasse in Sachen Elektromobilität viel richtig machen dürfte. Allerdings ist der vermeintlich so technologieoffene Automobilhersteller aus München ohnehin schon deutlich näher dran an der Zielerfüllung. Lag die Abweichung im vergangenen Jahr noch etwa bei sieben Gramm, so fehlt in diesem Jahr nur noch etwa ein Gramm zur Vorgabe. Auch Kia und Toyota sind so nah dran, Renault erfüllt in diesem Jahr die Vorgaben sogar bislang leicht über.
Audi, Ford und Japaner unter Druck
Besonders sportlich dürfte es für Audi werden, die Zielvorgaben zu erreichen. Zwar ist im Vergleich zum Vorjahr eine Annäherung den den Zielwert zu beobachten, mit etwa 27 Gramm CO2 pro Kilometer und Fahrzeug ist der Weg aber noch ein weiter. Skoda und Dacia liegen noch 14 sowie 15 Gramm über dem Ziel, bei VW sind es zehn Gramm, bei Peugeot neun Gramm. Wie Audi sind zudem noch Ford, Nissan, Mazda und Subaru mehr als 20 Gramm vom Ziel entfernt. „Wenn sie das nicht innerhalb der Konzerne oder CO2-Pools ausgleichen, müssen sie bis Ende 2027 nicht nur auf 94, sondern auf 70 Gramm pro Kilometer runter“, stellt Dataforce-Analyst Benjamin Kibies im Gespräch mit der Automobilwoche fest.
Viele Hersteller hatten zum neuen Jahr die Preise für ihre Elektroautos gesenkt, was sich insgesamt in einem deutlich steigenden Absatz niederschlägt. Die Herausforderungen, die Ziele der EU zu erreichen, ist aber der Analyse zufolge für jeden Hersteller sehr individuell. Wer die Marke nicht aus eigener Kraft schafft, der kann sich Übererfüllungen von anderen Herstellern jedoch zunutze machen – allerdings werden diese ihren „Überschuss“ nicht kostenlos hergeben. So oder so sind also alle Hersteller gut beraten, trotz des zeitlichen Aufschubs in voller Konsequenz die Elektrifizierung ihrer Modellflotte voranzutreiben.
Quelle: Automobilwoche – Gestreckte EU-CO2-Vorgaben: Warum Hersteller trotzdem keine Zeit verlieren dürfen