Wie BYD mit Forschung und Entwicklung einen Unterschied machen will

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Elektroauto-News.net

Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 3 min  —  0 Kommentare

Im Frankfurter Raum hatte ich die Gelegenheit, den neuen BYD Atto 2 zu fahren – ein kompakter Elektro-SUV, der Mitte des Monats offiziell in den Verkauf startet. Doch nicht nur das Elektroauto selbst stand im Fokus. Auch die Unternehmensstrategie von BYD in Europa und Deutschland wurde während der Präsentation diskutiert. Maria Grazia Davino, SVP Regional Managing Director bei BYD, machte deutlich, dass sich das Unternehmen nicht nur als Automobilhersteller, sondern als Technologieunternehmen versteht.

„Technologische Innovationen sind das Fundament der Firma“, betonte sie und verwies auf die kontinuierlichen Investitionen in Forschung und Entwicklung. Allein im dritten Quartal 2024 seien über 4,4 Milliarden Euro in diesen Bereich geflossen – mehr als im gesamten Jahr 2023. Ein weiteres Zeichen für BYDs Innovationsdrang: Das Unternehmen meldet inzwischen rund 45 neue Patente pro Tag an, ein deutlicher Anstieg gegenüber den 32 Patenten täglich, die es noch vor wenigen Monaten waren. Zum Vergleich, auch wenn entsprechende Unterschiede hinsichtlich der Größe der Belegschaft gezogen werden müssen: laut dem Deutschen Patent- und Markenamt meldete BMW 2297 Patente 2024 oder ca. 6 pro Tag an. Mercedes-Benz, direkt dahinter im Ranking, 2138 Patente oder ebenfalls ca. 6 pro Tag. Klar ist dies kein alleiniger Garant für mehr Fortschritt, zeigt aber auf, dass BYD mit deutlich anderem Tempo unterwegs ist.

Dieses Entwicklungstempo hat BYD zu einem der weltweit führenden Hersteller elektrifizierter Fahrzeuge gemacht. „2024 erreichte unser Weltmarktanteil bei elektrifizierten Fahrzeugen 24 Prozent“, so Davino weiter. „Damit sind wir der weltweit führende Hersteller von Elektrofahrzeugen.“ In absoluten Zahlen bedeutet das 4,2 Millionen verkaufte Autos im vergangenen Jahr – eine Steigerung von 41 Prozent im Vergleich zu 2023. Reine Elektroautos machten im vergangenen Jahr 41,5 Prozent des Gesamtabsatzes aus. Mit mehr als 1.754.00 Einheiten stieg der Absatz bei den E-Autos um 12 Prozent verglichen mit 1,6 Millionen Einheiten in 2023.

BYD in Deutschland: Noch am Anfang

Trotz des globalen Erfolgs steht BYD in Deutschland noch am Anfang. „Wir erweitern nicht nur unser Modellportfolio, sondern wir müssen auch unser Vertriebs- und Servicenetz in Deutschland ausbauen, erklärte Davino. Derzeit gibt es sechs Vertriebspartner mit insgesamt 27 Standorten. Bis Ende des Jahres soll dieses Netzwerk auf 120 Standorte anwachsen, das Servicenetz soll dabei sogar proportional größer werden.

Die Strategie ist klar: BYD will sich in Europa fest etablieren. In weniger als drei Jahren hat das Unternehmen bereits sieben vollelektrische Modelle auf den Markt gebracht, ein Plug-in-Hybrid ergänzt das Portfolio. Das Tempo bleibt hoch – in jedem Quartal 2024 sollen ein bis zwei neue Modelle für den europäischen Markt folgen. An einer europäischen Fertigung arbeitet BYD ebenfalls.

Ferner betritt BYD mit dem Atto 2 ein für das Unternehmen neues Segment – die Klasse der Kompakt-SUVs. Das Modell nutzt die gesamte Bandbreite an BYD-Technologien, darunter die bewährte Blade Battery. Bei der kurzen Testfahrt fiel vor allem das gut abgestimmte Fahrwerk auf, das sowohl Komfort als auch eine angenehme Fahrdynamik bietet. Der Atto 2 ist damit nicht nur ein weiteres Modell in BYDs wachsendem Portfolio, sondern auch ein Baustein in der ehrgeizigen Expansion des Unternehmens in Europa.

Mit einer aggressiven Wachstumsstrategie und einem klaren Fokus auf Technologie und Nachhaltigkeit will sich BYD auch in Deutschland einen festen Platz im Markt sichern. Ob das gelingt, hängt nicht nur von den Autos selbst ab, sondern auch davon, wie schnell das Vertriebs- und Servicenetz mitwächst. Und ob der Markt bereit ist die aufgerufenen Preise zu zahlen, für eine doch eher nicht so bekannte Marke.

Quelle: BYD Presseevent am 11.03.2025 / DPMA – Aktuelle Statistik Patente 2024

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

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S

Spiritogre

13.3.2025

PR Gebrabbel. Und über die Hälfte ihrer elektrifizierten Fahrzeuge sind Verbrenner mit Akku. Außerdem, alle großen Hersteller patentieren stänsig irgendwelchen „Blödsinn“. Von 2000 Patenten ist dann vielleicht mal eines dabei, was effektiv was taugt.

BYD muss im Preis gewaltig runter, wenn sie in Europa Fuss fassen wollen. Solange helfen auch die blumigsten Werbeaussagen nicht.

R

René H.

13.3.2025

Hätte mir nach der Überschrift schon ein paar Details zur Forschung und Entwicklung bei BYD gewünscht. Z.B. Mitarbeiterzahlen in F&E, Entwicklungsprozess und -dauern, Ausmaß der vertikalen Integration (was kommt von extern?) usw.

D

DarkestMage

13.3.2025

Angemeldete Patente sind bestenfalls ein Indikator.

Die reale Performance der produzierten EVs in den Bereichen Ladegeschwindigkeit, Software und Effizienz ist entscheidend.

Und genau da ist BYD aktuell bestenfalls Mittelmaß.

Der Atto 3 lädt bspw. mit maximal 88 kW, das ist in 2025 einfach nicht mehr ausreichend.

Der Tang hat ein absolut miserables Thermalmanagement was zu ständigem Rapidgate führt.

Und Tang als auch Sealion gönnen sich beide deutlich mehr kWh/100km als vergleichbare Fahrzeuge und die Software ist auch eher mau, wie bspw. Das ACC.

Schön zu sehen bei den beiden 1000km Challenges auf YouTube die Teslabjörn vor zwei Wochen mit den beiden gemacht hat.

J

Johannes

13.3.2025

Habe ich auch gesehen und war ziemlich enttäuscht. Da haben die MEB Fords eine sehr viel bessere Figur abgegeben

D

DarkestMage

13.3.2025

Lustig, genau das ging mir auch durch den Kopf nach dem ich die Videos gesehen hatte.

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