Nicht ohne Grund hat das BMUB durch Bundesumweltministerin Barbara Hendricks die Förderung von über 1.100 zusätzlichen emissionsfreien Elektro-Lieferfahrzeugen bei der Deutschen Post im vergangenen Jahr angekündigt. Bestimmt waren diese für Städte mit besonders hoher Luftbelastung, dort sollen die Elektro-Lieferfahrzeuge zur Brief- und Paketzustellung zum Einsatz kommen. Denn durch die Zustellung von Paketen, Werkzeug, Baumaterialien, usw… durch Fahrzeuge mit E-Antrieb können Diskussionen um Einfahrverbote elegant umgangen werden.
Gerade Streetscooter ist hier ein erwähnenswertes Beispiel, auch wenn diese derzeit durch ihre Cadmium-belasteten Ladegeräte im Gespräch sind. Dennoch überzeugt der elektrifizierte Liefertransporter vor allem durch seinen emissionsarmen Antrieb, welcher von Bosch zur Verfügung gestellt wird. Bosch geht nun einen Schritt weiter und bringt einen elektrischen Antrieb für die breite Masse der Lieferfahrzeuge auf den Markt. Man verspricht sich davon die E-Mobilität noch mehr in den Alltag zu bringen.
Die Idee dahinter lautet ungefähr wie folgt:
„Güter werden von Verteilzentren innerhalb der Städte mit E-Transportern ausgeliefert. Gerade im Stop-and-Go-Verkehr sind die Stromer besonders effizient. Ein Grund dafür: Das ständige Bremsen lässt sich zur Energierückgewinnung nutzen – und verlängert damit die Reichweite. Die Lieferstrecken von meist weniger als 80 Kilometern am Tag lassen sich ohne Probleme mit einer Batterieladung erreichen. Über Nacht steht die Flotte im Depot und kann wieder geladen werden. Von möglichen Einfahrverboten in Innenstädte wären die Elektroflotten nicht betroffen, denn ihr Antrieb verursacht keine lokalen Emissionen.“
Für mich ein überzeugendes Musterbeispiel, wie E-Mobilität im Alltag gelebt werden kann. Nicht nur ich, sondern auch 61 Prozent der Deutschen ist die Auslieferung durch E-Fahrzeuge wichtig. Mittlerweile ist dies ein wichtiges Kriterium bei der Wahl des Onlinehändlers (Quelle: PwC). Neben der emissionsfreien Anlieferung spricht aber vor allem die geringere Lärmbelästigung für Fahrzeuge mit alternativem Antrieb. Die geringe Lärmbelästigung durch Elektrofahrzeuge würde auch die Akzeptanz von Lieferungen zu späterer Stunde erhöhen. Das könnte den Verkehr zu Stoßzeiten entlasten und Lieferzeiten flexibler machen.
Um dies auch in der Praxis zu ermöglichen, bringt das Unternehmen den elektrischen eCityTruck-Antrieb in zwei Varianten auf den Markt: einmal mit und einmal ohne Getriebe. Bosch möchte hiermit eine schnell integrierbare Lösung schaffen, die zu den unterschiedlichen Anforderungen der Automobilhersteller passt. Die Antriebslösungen lassen sich für leichte Nutzfahrzeuge zwischen zwei und 7,5 Tonnen skalieren und decken somit einen großen Teil des Nutzfahrzeugmarktes ab.
Hiermit erschließt sich die Robert Bosch GmbH ein interessantes Marktsegment, denn Kleintransporter sind weit verbreitet. Rund drei Viertel aller in Deutschland zugelassenen Nutzfahrzeuge gehören bereits dieser Fahrzeugklasse an – Tendenz weiter steigend (Quelle: Shell).
„Der elektrische Bosch-Antrieb für Nutzfahrzeuge hat das Potenzial, den Lieferverkehr in Städten aufzurollen. Wir machen den E-Transporter fit für den Massenmarkt.“ – Dr. Markus Heyn, Mitglied der Geschäftsführung der Robert Bosch GmbH
Bosch hat mit dem neuen eCityTruck-Antriebskonzept aus mehreren Teilen wie Elektromotor und Leistungselektronik eins gemacht. Hierdurch spart man nicht nur Bauteile ein, sondern macht den Antrieb auch deutlich effizienter und günstiger. Durch die leicht integrierbaren Lösungen können zeitaufwändige Neuentwicklungen beim Kunden entfallen. Zudem spielt der Antrieb nicht nur alteingesessenen Automobilhersteller in die Karten. Auch Start-Ups, usw… können den Antrieb in die eigenen Fahrzeuge integrieren.
Mit der eAchse für Pkw bietet Bosch bereits eine All-in-one-Lösung, mit der sich die Entwicklungszeiten bei Fahrzeugen deutlich verkürzen lassen. Durch die Erweiterung des Produktportfolios auf leichte Nutzfahrzeuge geht Bosch nun einen weiteren konsequenten Schritt, um Fahrzeughersteller bei ihrer Elektrifizierungsstrategie zu unterstützen.
Ein Verweis auf unseren Beitrag aus dem Mai 2018 passt hier ganz gut. Zu diesem Zeitpunkt, im Gespräch mit dem Handelsblatt (Paywall) hat sich Bosch-Vorstand Christoph Kübel über die Bedeutung der Elektromobilität und Zukunftstrends wie automatisiertes und vernetztes Fahren ausgelassen. Dabei gibt Kübel zu verstehen, dass man Mobilität bei Bosch ganzheitlich sehe.
Nutzfahrzeuge unter Strom zu setzen, geht bei Bosch über den Kleintransporter hinaus. Mit dem US-Start-up Nikola Motor Company entwickelt das Unternehmen einen Antrieb, der in Sachen elektrische Reichweite neue Maßstäbe setzt.
Für Bosch sind die Antriebstechnologien für den Lieferverkehr ein weiterer Baustein, um in dem ab 2020 entstehenden Massenmarkt für Elektromobilität weltweiter Marktführer zu werden und um die Vision eines emissionsfreien, unfallfreien und stressfreien Verkehrs zu verwirklichen.
Update – 29.08.2018:
Ende August setzt Bosch noch eine Schippe darauf und setzt Lkw-Sattelanhänger unter Strom und macht dadurch Elektromobilität auch für heutige Sattelzüge möglich. Die Premiere des Systems wird auf der IAA in Hannover gefeiert.
Quelle: Bosch – Pressemitteilung vom 16.08.2018