Die BMW Group geht mit hohen Zielen für Wachstum und Profitabilität in das Jahr 2021 und bringt in den kommenden Monaten die ersten Vorreiter einer weitreichenden Technologie-Offensive auf die Straße. Gleichzeitig hat das Unternehmen die Weichen für eine umfassende Neuausrichtung gestellt: Ab Mitte des Jahrzehnts soll eine neue Generation von Modellen die Premium-Mobilität technologisch auf ein neues Niveau heben.
„Die BMW Group hat 2021 viel vor: Wir sind mit hoher Dynamik in das neue Jahr gestartet und wollen schnellstmöglich wieder an das Vorkrisenniveau anknüpfen – und darüber hinausgehen“, sagte der Vorsitzende des Vorstands der BMW AG, Oliver Zipse, anlässlich der BMW Group Jahreskonferenz. Für die kommenden Jahre habe der Hersteller „einen klaren Fahrplan, um die Transformation unserer Branche zu einem echten Wettbewerbsvorteil für BMW zu machen: kompromisslos elektrisch, digital, zirkulär.“
Nach einem anspruchsvollen Jahr mit einem erfolgreichen Endspurt will die BMW Group ihren ambitionierten Erholungskurs 2021 fortsetzen. Dabei strebt das Unternehmen unter anderem einen deutlichen Anstieg beim Konzernergebnis vor Steuern an. Im Segment Automobile wird bei den Auslieferungen ein solides Wachstum erwartet. Die EBIT Marge im Segment soll für das Gesamtjahr 2021 auf einen Wert im Korridor zwischen 6 und 8 Prozent steigen.
„2021 steht für uns im Zeichen des Wachstums. Gleichzeitig sind wir darauf vorbereitet, flexibel zu reagieren“, sagte Nicolas Peter, Mitglied des Vorstands der BMW AG, Finanzen. „Wir denken und handeln stets langfristig und schaffen heute mit den richtigen Entscheidungen die Voraussetzungen, um unsere ambitionierten strategischen Ziele für 2025, 2030 und darüber hinaus zu erreichen.“
Elektrisch, digital, zirkulär – klarer Fahrplan für Transformation
Die Transformation hin zur vollelektrischen und vernetzten Mobilität soll für die BMW Group in drei Phasen verlaufen: In der ersten Phase hat das Unternehmen mit dem Project i als Pionier der E-Mobilität die Technologie erschlossen und anschließend die Elektrifizierung in die Serie gebracht, etwa in Form des BMW i3, der seit 2013 auf der Straße ist. Speziell in Form von Plug-in-Hybriden wurde diese Technologie über das gesamte Produktportfolio ausgebreitet. Neben dem elektrischen Antrieb sind auch die steigende Bedeutung der Software und die digitale Interaktion mit dem Fahrzeug entscheidende Faktoren der Transformation.
Die zweite Phase der Transformation startete mit dem gleichzeitigen Angebot von verbrennungsmotorischen bis hin zu vollelektrischen Antrieben in ein und demselben Modell. Basis dafür sind die intelligenten Fahrzeugarchitekturen und ein flexibles Produktionsnetz, die in ihrer einzigartigen Kombination eine maximale Abtauschflexibilität zwischen den einzelnen Antriebsformen gewährleisten sollen.
Bei der Digitalisierung führt die BMW Group 2021 mit dem BMW Operating System 8 das leistungsstärkste System zur Datenverarbeitung im Fahrzeug ein, das das Unternehmen je entwickelt hat. Mit diesem neuen Betriebssystem werde jeder BMW zum digitalen Kraftpaket mit der Fähigkeit zu over-the-air Upgrades in Höchstgeschwindigkeit.
Erstmals kommt das Operating System 8 dieses Jahr im vollelektrischen iX zum Einsatz und legt die Basis für die achte Generation BMW iDrive. Beide Technologien sollen anschließend in Serie ausgerollt werden. Auch die Zahl der Fahrzeuge, die mit Remote Software Upgrades aktualisiert werden können, soll rasant weiterwachsen: Bereits Ende 2021 will die BMW Group mit deutlich über zwei Millionen Einheiten die weltweit größte Flotte von Fahrzeugen auf der Straße haben, die over-the-air neue und erweiterte Funktionen aufgespielt bekommen können.
Mit dem BMW Operating System 8 soll es zukünftig auch möglich sein, noch mehr „Functions on Demand“ nachträglich zu buchen und over-the-air zu installieren als dies heute bereits der Fall ist – und das außerdem mit flexibleren Angeboten: Kunden sollen selbst entscheiden können, ob sie eine Funktion dauerhaft kaufen oder aber für drei Jahre, 12 Monate oder auch nur einen Monat buchen möchten.
Breite statt Nische: vollelektrische Fahrzeuge für rund 90 Prozent der heutigen Marktsegmente ab 2023
Mit dem Ansatz intelligenter Fahrzeugarchitekturen und eines hochflexiblen Produktionsnetzes will die BMW Group ab dem Jahr 2023 bereits rund ein Dutzend vollelektrische Modelle auf der Straße haben. Neben den bereits im Markt befindlichen i3, MINI SE und dem SUV iX3 kommen dieses Jahr mit dem iX und dem i4 zwei zentrale Innovationsträger auf die Straße – der i4 sogar drei Monate früher als ursprünglich geplant. „Der BMW iX und der BMW i4 geben 2021 den Startschuss für unsere Technologie-Offensive: An diesen beiden Fahrzeugen müssen sich E-Autos künftig messen lassen“, sagte Zipse betont selbstbewusst.
In den kommenden Jahren folgen vollelektrische Versionen der volumenstarken 5er Reihe und des X1. Hinzu kommen die 7er Reihe sowie der Nachfolger des MINI Countryman und weitere Modelle. So werde die BMW Group bereits 2023 in rund 90 Prozent ihrer heutigen Marktsegmente jeweils mindestens ein vollelektrisches Modell auf der Straße haben. „Wir gehen mit unserem vollelektrischen Angebot bewusst in die Breite und bleiben nicht in der Nische“, sagte Zipse.
Damit will das Unternehmen in der Lage sein, selbst dann eine optimale Balance von attraktivem Produktangebot und effizienter Werkeauslastung zu gewährleisten, wenn die Nachfrage in bestimmten Märkten sich in den kommenden Jahren vollständig hin zu vollelektrischen Fahrzeugen verlagern sollte. Diese Fähigkeit soll in den kommenden Jahren ein wesentlicher Wettbewerbsvorteil der BMW Group sein.
Bis zum Höhepunkt dieser zweiten Transformationsphase im Jahr 2025 will die BMW Group ihren Absatz vollelektrischer Modelle jährlich im Schnitt um deutlich mehr als 50 Prozent steigern und damit gegenüber dem Jahr 2020 mehr als verzehnfachen. Insgesamt will das Unternehmen bis Ende 2025 rund zwei Millionen vollelektrische Fahrzeuge an Kunden ausgeliefert haben.
Transformation als Chance – das Beispiel Stammwerk München
Wie der vorausschauende Umgang mit der Transformation die langfristige WettbewerbsÂfähigkeit stärken kann, zeige sich exemplarisch am Stammwerk München, wo 2021 die Produktion des vollelektrischen i4 starten soll. Von dort aus soll die heute bestehende Fertigung von Verbrennungsmotoren schrittweise an die Standorte Steyr (Österreich) und Hams Hall (UK) verlagert werden. Spätestens 2024 soll dieser Prozess abgeschlossen sein. Auf der Fläche des heutigen Motorenbaus entsteht bis 2026 stattdessen eine neue Fahrzeugmontage, die für die neue, auf elektrische Antriebe ausgerichtete Cluster-Architektur ausgelegt sein wird. Rund 400 Millionen Euro investiert das Unternehmen in diesen Umbau.
Die Mitarbeiter sollen künftig in anderen Planungs- und Fertigungsbereichen am Standort München oder an weiteren bayerischen Standorten tätig sein. Unter anderem baut das Unternehmen das Kompetenzzentrum E-Antriebsproduktion in Dingolfing von derzeit 1200 auf bis zu 2000 Mitarbeiter aus. Zudem bereitet die BMW Group ihre Mitarbeiter mit der größten Qualifizierungsoffensive der Unternehmensgeschichte auf die berufliche Weiterentwicklung vor mit 75.000 Teilnehmern 2021 allein in Deutschland, um sie auf künftige Anforderungen von E-Mobilität bis Data und Analytics vorzubereiten. So will die BMW Group sicherstellen, dass die Transformation ihrer Werke und Standorte und die Zukunftssicherung von Beschäftigung weiterhin Hand in Hand gehen.
Neue Klasse bei Digitalisierung, Elektrifizierung und Nachhaltigkeit
Nach 2025 soll dann die dritte Phase der Transformation stattfinden: Mit der Neuen Klasse will die BMW Group ihr seit Jahrzehnten erfolgreich gewachsenes Produktangebot neu ausrichten. Die Neue Klasse zeichne sich dabei durch drei zentrale Aspekte aus: eine vollständig neu definierte IT- und Software-Architektur, eine neu entwickelte und laut Hersteller hoch performante elektrische Antriebs- und Batteriegeneration und ein radikal neues Niveau von Nachhaltigkeit über den gesamten Lebenszyklus. Verbunden werden diese Stränge durch eine kompromisslos für elektrische Antriebe optimierte Gesamtfahrzeugarchitektur, die bezüglich Digitalisierung und Elektrifizierung Maßstäbe setzen und dabei die Charakteristik eines typischen BMW in die Zukunft übertragen wird.
So sollen die Modelle der Neuen Klasse ein völlig neuartiges User Experience Konzept ermöglichen, das es bislang in keinem Serienfahrzeug gibt. Regionalisierbare Technologie Stacks sollen das Betriebssystem der Fahrzeuge optimal auf die unterschiedlichen Gegebenheiten der großen Weltregionen und deren digitale Ökosysteme zuschneiden und durch kontinuierliche Upgrades „always fresh“ halten. Gleichzeitig schaffe die konsequente „Digital first“ Ausrichtung der Neuen Klasse die Grundlage, um künftig einen steigenden Teil des Umsatzes über den Lebenszyklus des Fahrzeugs hinweg durch individuell konfigurierbare und buchbare Features zu erzielen.
Die kompromisslos auf elektrische Fahrzeuge ausgelegte Aerodynamik mit neuen Proportionen und einem vergrößerten Innenraum werde verknüpft mit einer neuen Generation des elektrischen Antriebs mit einem völlig neu entwickelten hochintegrierten Hochvoltspeicher-Konzept und optimiertem Zelldesign. Diese Kombination soll in der Neuen Klasse signifikante Sprünge bezüglich eines niedrigen elektrischen Verbrauchs ermöglichen und ziele bei Reichweite und Herstellkosten auf das Niveau von Verbrennungsmotoren.
Die Grundlage für die neue Antriebsgeneration sollen hochskalierbare Baukästen sein, die von den volumenstarken Modellen bis hin zum exklusiven High Performance M Modell laut BMW alle Segmente und Varianten der Neuen Klasse abdecken können. Dabei sei auch ein elektrischer Antrieb auf Basis der Wasserstoff-Brennstoffzelle denkbar. Das BMW-typische Fahrerlebnis soll durch die Auslegung auf vollelektrische Fahrzeuge nochmals intensiviert und durch ein State-of-the-Art Angebot im Bereich Fahrerassistenzsysteme und hochautomatisiertes Fahren ergänzt werden.
Paradigmenwechsel: ‚Secondary First‘ und Circular Economy als Ziel künftiger Produktgenerationen
Bei den Modellen der Neuen Klasse plant die BMW Group, das Thema Nachhaltigkeit auf ein radikal neues Niveau zu heben. Neben dem Umstieg auf erneuerbare Energien in Produktion und Lieferkette will das Unternehmen auch seinen Ressourcenverbrauch deutlich reduzieren. Angesichts von Ressourcenknappheit und steigenden Rohstoffpreisen ist dieser Schritt ein klares Effizienzgebot – aber aus Sicht der BMW Group auch ein entscheidender Hebel für nachhaltiges Wirtschaften. „2017 hat die Menschheit zum ersten Mal mehr als 100 Milliarden Tonnen Rohstoffe binnen eines Jahres abgebaut – diesem Trend müssen wir auch in der Autoindustrie entgegenwirken“, sagte Zipse. „Wer die knappen Ressourcen unserer Erde für sein Geschäftsmodell nutzen will, braucht dafür in Zukunft gute Gründe.“
Entsprechend soll der Anteil von Sekundärmaterialien – also zum Beispiel recyceltem Stahl, Kunststoff oder Aluminium – deutlich steigen, um mit der Neuen Klasse den notwendigen Ressourcenabbau zu minimieren. Dazu prüft die BMW Group einen Paradigmenwechsel mit einem ‚Secondary First‘ Ansatz in der Entwicklung – also dem Einsatz von Sekundärmaterialien überall dort, wo die Qualität und die Verfügbarkeit der Materialien dies erlauben. „Unser klarer Anspruch ist: Das ‚grünste‘ Elektroauto kommt von BMW“, sagte Zipse.
Die BMW Group könne dabei auf mehr als zehn Jahre Erfahrung aus der Entwicklung des BMW i3 bauen, der als erstes Fahrzeug des Unternehmens ein ganzheitliches Verständnis von Nachhaltigkeit etabliert habe. Unter anderem werden beim BMW i3 rund 25 Prozent der für die thermoplastischen Außenteile verwendeten Materialien entweder recycelt oder aus erneuerbaren Ressourcen hergestellt. Auch im Innenraum kommt ein hoher Anteil an nachwachsenden Rohstoffen und Recycling-Materialien zum Einsatz.
Künftig werde das Recycling bereits beim Design der Fahrzeuge mitgedacht. Denn eine zentrale Herausforderung heutiger Recyclingprozesse sei es, Materialien in sehr reiner Form zu extrahieren. Dazu müsse beispielsweise das Bordnetz vor dem Recycling einfach auszubauen sein, um eine Vermischung des Stahls mit Kupfer aus dem Kabelbaum der Fahrzeuge zu vermeiden. Sonst erfülle der Sekundärstahl nicht mehr die hohen Sicherheitsanforderungen der Autoindustrie. Auch der Einsatz von Monomaterialien etwa in den Sitzen müsse deutlich erhöht werden, um eine größtmögliche Menge wieder in den Wertstoffkreislauf überführen zu können. Auf dem Weg zur IAA Mobility in diesem Jahr will die BMW Group Details zu diesem Ansatz der Kreislaufwirtschaft vertiefen. Außerdem prüfe das Unternehmen die Möglichkeit von branchenübergreifenden Kooperationen, um das Ziel der Circular Economy Realität werden zu lassen.
Ab 2030 mindestens 50 Prozent des weltweiten Absatzes vollelektrisch
Kennzeichnend für die dritte Phase soll ein schrittweiser Rückgang des Absatzes von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor sein. Dagegen dürfte der Absatz vollelektrischer Fahrzeuge der BMW Group auch zwischen 2025 und 2030 im Durchschnitt jährlich um mehr als 20 Prozent zulegen. Auf Basis seiner aktuellen Markterwartungen geht das Unternehmen entsprechend davon aus, dass im Jahr 2030 mindestens 50 Prozent seines weltweiten Absatzes aus vollelektrischen Fahrzeugen bestehen wird. Der tatsächliche Wert dürfte sich dabei von Markt zu Markt deutlich unterscheiden und nicht zuletzt maßgeblich vom Fortschritt beim regionalen Ausbau der Ladeinfrastruktur abhängig sein.
Zu diesem Zeitpunkt soll es im gesamten Produktportfolio der BMW Group keine Segmentposition mehr geben, auf der das Unternehmen nicht mindestens ein vollelektrisches Modell anbietet. Einzelne Segmente könnten dagegen ausschließlich mit vollelektrischen Modellen bedient werden. Dementsprechend will das Unternehmen in der Lage sein, auch einen deutlich höheren Anteil an vollelektrischen Fahrzeugen darzustellen, sofern sich die Nachfrage entsprechend entwickelt. Insgesamt will die BMW Group in den nächsten zehn Jahren etwa zehn Millionen vollelektrische Fahrzeuge auf die Straße bringen.
MINI wird zur vollelektrischen Marke
Eine Vorreiterrolle kommt MINI zu: Die urbane Marke sei wie geschaffen für die E-Mobilität und werde schon im Jahr 2025 zum letzten Mal ein neues Modell mit Verbrenner-Variante auf den Markt bringen – danach sollen nur noch vollelektrische Modelle folgen. 2027 soll der Anteil vollelektrischer Fahrzeuge am MINI Absatz bereits bei mindestens 50 Prozent liegen. Anfang der 2030er Jahre werde MINI dann über ein ausschließlich vollelektrisches Angebot verfügen. Dabei soll MINI auch vollelektrisch eine globale Marke mit einem Footprint in allen Weltregionen bleiben.
Derzeit wird bereits der vollelektrische MINI SE im Werk Oxford gefertigt. 2023 startet im Werk Leipzig der Nachfolger des MINI Countryman. Das neue Crossover-Modell von MINI wird dort sowohl mit Verbrennungsmotoren als auch mit reinem Elektroantrieb vom Band laufen. Auf der Basis einer neuen, von Beginn an für reine E-Mobilität entwickelten Fahrzeugarchitektur werden von 2023 an in China zudem in einer Kooperation mit dem lokalen Hersteller Great Wall Motor batterieelektrische MINI Fahrzeuge produziert.
Nachhaltigkeit in allen Ressorts verankert
Die BMW Group ist einer eigenen Aussage nach überzeugt, dass der Kampf gegen den Klimawandel und unser Umgang mit Ressourcen entscheiden über die Zukunft unserer Gesellschaft – und damit auch der BMW Group. Gerade als Premiumhersteller habe das Unternehmen deshalb den Anspruch, beim Thema Nachhaltigkeit voranzugehen. Diese Ausrichtung habe die BMW Group 2020 in allen Ressorts verankert – von Verwaltung und Einkauf über Entwicklung und Produktion bis hin zum Vertrieb.
Der Hersteller habe sich dabei klare Ziele zur CO2-Reduktion bis zum Jahr 2030 gesetzt – erstmals über den gesamten Lebenszyklus des Fahrzeugs von der Lieferkette über die Produktion bis zum Ende der Nutzungsphase. Über diese gesamte Bandbreite sollen die CO2-Emissionen je Fahrzeug deutlich um mindestens ein Drittel gegenüber 2019 gesenkt werden.
In ihren eigenen Werken und Standorten sieht sich die BMW Group bereits als Benchmark bei der Ressourceneffizienz und setze sich für 2030 hier branchenweit die höchsten Reduktionsziele – die sogar einem ambitionierteren Pfad folgen als dem 1,5 Grad Ziel. Bis 2030 sollen diese Emissionen der BMW Group um 80 Prozent reduziert werden. Für die Produktion des BMW iX in Dingolfing und des BMW i4 in München zum Beispiel stammt der Strom aus Wasserkraft direkt aus Bayern. Zusätzlich zu der deutlichen Reduzierung in der Substanz will die BMW Group ihre verbliebenen CO2-Emissionen (Scope 1 + 2) bereits von diesem Jahr an über die Nutzung entsprechender Zertifikate vollständig neutralisieren.
Die CO2-Emissionen der Fahrzeuge in der Nutzungsphase sollen bis 2030 um 40 Prozent je gefahrenem Kilometer reduziert werden. Zentraler Hebel dafür sei die weitreichende Produktstrategie mit einem massiven Ausbau der E-Mobilität. Gerade durch den steigenden Anteil der E-Mobilität müsse bei der CO2-Reduzierung künftig ein sehr viel größeres Augenmerk auf die vorgelagerte Wertschöpfung gelegt werden – etwa angesichts der energieintensiven Herstellung von Hochvoltspeichern. Ohne Gegenmaßnahmen würden die CO2-Emissionen je Fahrzeug in der Lieferkette der BMW Group durch den erhöhten Elektrifizierungsanteil bis 2030 um mehr als ein Drittel steigen.
Diesen Aufwuchs will das Unternehmen nicht nur vermeiden, sondern die CO2-Emission je Fahrzeug verglichen mit 2019 sogar um 20 Prozent senken. Dazu werde die BMW Group unter anderem den CO2-Footprint der Lieferkette als Vergabekriterium in ihren Entscheidungsprozessen etablieren. Damit will das Unternehmen eine Vorreiterrolle als einer der ersten Automobilhersteller mit konkreten CO2-Zielen für seine Lieferkette einnehmen.
Beim BMW iX zeigen die ersten Maßnahmen bereits Wirkung, teilen die Münchner mit: Durch den Einsatz von erneuerbarem Grünstrom bei der Herstellung der Batteriezellen in Kombination mit dem verstärkten Einsatz von Sekundärmaterial können die CO2-Emissionen in der Lieferkette des iX um 17 Prozent reduziert werden im Vergleich zum gleichen Fahrzeug, bei dem diese Maßnahmen nicht umgesetzt worden wären. Gleichzeitig reduziert die BMW Group den Einsatz von kritischen Rohstoffen und hat für die aktuelle, fünfte Generation von Batteriezellen den Anteil von Kobalt im Kathodenmaterial auf unter zehn Prozent reduziert und den Anteil von Sekundär-Nickel auf bis zu 50 Prozent angehoben. Der E-Antrieb kommt vollständig ohne seltene Erden aus.
Starkes zweites Halbjahr 2020 sorgt für Rückenwind
Ein ertragsstarkes zweites Halbjahr 2020 gibt der BMW Group dabei Rückenwind für 2021. Der Hersteller habe im Zeitraum Juli bis Dezember trotz der weltweiten Pandemie ein überzeugendes Vorsteuerergebnis erzielt: Es betrug mehr als 4,7 Milliarden Euro und lag mit +9,8 Prozent klar über dem starken Vorjahreswert (2019: 4,3 Milliarden Euro). Nach dem pandemiebedingten Rückgang im zweiten Quartal sei die BMW Group damit dynamisch in die Erfolgsspur zurückgekehrt. Das Unternehmen lieferte in der zweiten Jahreshälfte mit mehr als 1,36 Millionen Einheiten deutlich mehr Fahrzeuge als im Vorjahreszeitraum aus.
Der Geschäftsverlauf im gesamten Jahr 2020 hingegen war stark von den Auswirkungen der Corona-Pandemie beeinflusst. Bedingt durch weltweite, wochenlange Lockdowns gingen die Auslieferungen moderat um -8,4 Prozent auf 2,36 Millionen Fahrzeuge zurück. Der Konzernumsatz im Geschäftsjahr 2020 sank moderat auf gut 99 Milliarden Euro (Vorjahr: 104 Milliarden Euro). Das Ergebnis vor Finanzergebnis verringerte sich deutlich auf 4,8 Milliarden Euro (Vorjahr: 7,4 Milliarden Euro / -34,8 Prozent). Die Marge des Vorsteuerergebnisses im Konzern betrug 5,3 Prozent (Vj: 6,8 Prozent).
Im Segment Automobile lag die EBIT – Marge im Gesamtjahr bei 2,7 Prozent (Vj: 4,9 Prozent). Damit hat das Unternehmen seine Prognose, eine EBIT-Marge im oberen Drittel des Zielkorridors von 0 bis 3 Prozent zu erreichen, erreicht. Im vierten Quartal stieg die EBIT-Marge des Segments sogar auf 7,7 Prozent und lag damit über derjenigen im vierten Quartal 2019 (Vj: 6,8 Prozent).
Die fortlaufende Transformation des Unternehmens sorgte im Berichtszeitraum für hohe Aufwendungen in Forschung und Entwicklung, die insbesondere den Zukunftsfeldern der Mobilität zugute kamen: Die Schwerpunkte lagen auf den Forschungsbereichen Fahrzeugvernetzung und hochautomatisiertes Fahren sowie auf E-Mobilität und neuen Fahrzeugprojekten. Insgesamt konnte die BMW Group ihre Aufwendungen für Forschung und Entwicklung nach IFRS leicht auf 5,7 Milliarden Euro (Vj: 5,9 Milliarden Euro / -4,4 Prozent) reduzieren. Auf Basis des Jahresabschlusses schlagen Vorstand und Aufsichtsrat der Hauptversammlung am 12. Mai eine Dividende von 1,90 Euro je Stammaktie und 1,92 Euro je Vorzugsaktie vor.
Kein Premium ohne Nachhaltigkeit: CO2-Ziele 2020 übererfüllt
Schon 2020 ist die E-Mobilität ein signifikanter Wachstumstreiber für das Unternehmen gewesen: Es hat weltweit insgesamt 192.662 elektrifizierte BMW und MINI Fahrzeuge abgesetzt und damit ein Drittel mehr als im Vorjahr (+31,8 Prozent). Der Absatz vollelektrischer Fahrzeuge konnte dabei um 13 Prozent gesteigert werden. In Europa betrug der Anteil der elektrifizierten Fahrzeuge am Gesamtabsatz bereits 15 Prozent. Dank des gestiegenen Absatzes an elektrifizierten BMW und MINI Modellen konnte die BMW Group im Jahr 2020 mit 99 g/km ihr europäisches CO2-Flottenziel von 104 g/km nach vorläufigen Berechnungen übererfüllen.
Für das Geschäftsjahr 2021 wird trotz eines volatilen und durch die weltweite Ausbreitung des Coronavirus belasteten Umfelds von einem Aufwärtstrend bei der Geschäftsentwicklung und einer stabilen Risikosituation ausgegangen. Im Segment Automobile dürfte der weltweite Absatz im Jahr 2021 solide über dem Vorjahreswert liegen. Die EBIT-Marge im Segment erwartet das Unternehmen im Korridor zwischen 6 und 8 Prozent.
Unter Berücksichtigung der oben beschriebenen Effekte geht die BMW Group davon aus, das Konzernergebnis vor Steuern gegenüber 2020 deutlich zu steigern. Das Unternehmen wird die bereits kommunizierten Personalmaßnahmen weiterhin nutzen, um den Personalumbau voranzutreiben. Die Mitarbeiterzahl soll insgesamt leicht unter dem Niveau des Vorjahres liegen.
Die anhaltende Unsicherheit insbesondere aus der weiteren Entwicklung in der Corona-Pandemie, den (wirtschafts-)politischen Rahmenbedingungen sowie der internationalen Handels- und Zollpolitik könnten dazu führen, dass in vielen Regionen das konjunkturelle Umfeld von den erwarteten Trends und Entwicklungen deutlich abweicht. Dies hätte auch signifikante Auswirkungen auf den Geschäftsverlauf der BMW Group.
Quelle: BMW – Pressemitteilung vom 17.03.2021