Das Fachmagazin Auto Motor und Sport (AMS) hat eine kühne These aufgestellt: Würden wir die tatsächlichen Kosten des CO₂‑Ausstoßes im Verkehr realistisch bepreisen, müsste der Liter Sprit eher bei rund vier Euro liegen als bei den aktuellen Preisen. In der Sache steckt eine radikale, aber durchaus notwendige Debatte – vor allem zu Zeiten, in denen die EU offenbar ihre eigenen Klimaziele für den Verkehr aufweichen und verbrennerfreundlicher gestalten will.
Der Kernpunkt des Artikels: CO₂‑Emissionen sind nicht wie klassische Schadstoffe, die man lokal begrenzen kann – sie sind ein globales Problem mit enormen ökologischen und ökonomischen Folgen. CO₂ bleibt über Jahrhunderte in der Atmosphäre und verursacht Klimaschäden, deren Kosten wir heute kaum überblicken können. Der in der AMS verwendete Vergleich mit Atommüll ist provokant, aber treffend: Für den Umgang mit radioaktivem Abfall plant Deutschland Endlager‑Kosten in zweistelliger Milliardenhöhe – für CO₂, das ebenfalls langfristige Risiken birgt, gibt es keine Analogie im Markt.
Abscheiden von CO₂ extrem teuer
Technologien wie Direct Air Capture (DAC), also das gezielte Abscheiden von CO₂ aus der Atmosphäre, sind derzeit enorm teuer – heute liegen sie Schätzungen zufolge bei etwa 1000 Euro pro Tonne CO₂. Zwar könnten die Kosten im Laufe der Zeit durch Skaleneffekte sinken, aber selbst optimistische Schätzungen gehen von erreichbaren 250 bis 500 Euro pro Tonne aus. Zum Vergleich: Die aktuelle CO₂‑Steuer in Deutschland liegt im mittleren zweistelligen Bereich pro Tonne – also ein Bruchteil der realen Kosten. Diese Diskrepanz zeigt: Selbst ambitionierte CO₂‑Preise decken bei weitem nicht die tatsächlichen Klima‑Folgekosten.
Während viele Sektoren wie Strom‑ oder Industrieemissionen sinken, verharrt der Verkehr auf hohem Niveau – nicht zuletzt, weil die politischen Signale uneinheitlich sind. Erst zuletzt wurde bekannt, dass die EU ihre bisherigen Klimaziele im Verkehrssektor offenbar aufweichen will. In Deutschland steigen etwa die Benzin‑ und Dieselpreise durch Anpassungen im CO₂‑Preis, doch sind diese Effekte begrenzt und wirken langfristig zu schwach, um einen echten Strukturwandel zu erzwingen.
Wissenschaftliche Erkenntnisse deuten zudem darauf hin, dass Verzögerungen bei der Dekarbonisierung des Straßenverkehrs andere Sektoren stärker belasten und die Gesamtkosten des Klimaschutzes erhöhen können. Eine schnellere Elektrifizierung wäre demnach langfristig kosteneffizienter und würde die Abhängigkeit von teuren CO₂‑Entfernungstechnologien verringern.
Verbrenner für Volkswirtschaft katastrophal
Für Befürworter der Elektromobilität bestätigt diese Perspektive, dass der Umstieg auf Stromer mehr ist als nur ein Trend: Er ist eine ökonomische Notwendigkeit. Elektroautos verursachen pro gefahrenem Kilometer deutlich weniger CO₂ als Verbrenner – und dieser Vorteil vergrößert sich weiter, je sauberer der Strommix wird. Politisch bedeutet das: Stärkere CO₂‑Preise können den Umstieg auf E‑Autos beschleunigen, Subventionen und Anreize wie THG‑Quotenprämien oder steuerliche Vorteile machen E‑Mobilität marktwirtschaftlich attraktiver – und vor allem: Echte Kostenwahrheit durch eine Verlagerung der tatsächlich entstehenden Folgekosten beim fossilen Kraftstoff würde die finanziellen Vorteile von E‑Autos noch klarer herausstellen.
Die provokante Rechnung aus dem AMS‑Artikel – Spritpreise müssten bei vier Euro liegen, wenn wir CO₂ wirklich „entsorgen“ würden – zeigt vor allem eines: Unser aktuelles Preissystem verzerrt die Realität. Wer heute noch günstig mit Benzin fährt, erhöht faktisch die Kosten für Klima‑Schäden, die wir morgen zahlen müssen. Volkswirtschaftlich ist das Festhalten am Verbrenner folglich eine Katastrophe.
Und für Elektroautos heißt das: Sie sind nicht nur ein technischer Fortschritt, sondern eine Antwort auf ein fundamental falsches Preissignal im Verkehr. Je schneller diese Verzerrung korrigiert wird, desto klarer wird auch der wirtschaftliche Vorteil der Elektromobilität. Und dann braucht es keine lebenserhaltenden Maßnahmen für Verbrenner mehr, weil sie eh fast niemand mehr möchte.
Quelle: Auto Motor und Sport – Warum Sprit 4 Euro kosten müsste







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