In der chinesischen Automobilindustrie zeichnet sich eine Wende ab. Einige Elektroautohersteller, die zuletzt finanzielle Schwierigkeiten hatten, erhalten dank der Unterstützung durch Technologiekonzerne und lokale Regierungen eine zweite Chance. Dieser Schritt steht im Einklang mit der Vision des chinesischen Präsidenten Xi Jinping, der die Entwicklung fortschrittlicher Technologien als „neue produktive Kraft“ propagiert.
Ein Konzept, das während des Nationalen Volkskongresses stark beworben wurde, betont die Bedeutung von Effizienz, Qualität und vor allem technologischer Innovation für die Produktion. Vor wenigen Tagen fand in China das EV100-Forum statt. Shan Zhongde, stellvertretender Minister für Industrie und Informationstechnologie, gab dort zu verstehen, dass Anstrengungen in China notwendig seien, um die Entwicklung von Chips, Software und Betriebssystemen zu verstärken sowie die Anpassungsfähigkeit, die Sicherheit und den Ladekomfort von Fahrzeugen mit alternativen Antrieben zu verbessern. Auch die Batterieentwicklung und das autonome Fahren wurden thematisiert.
Ein konkretes Beispiel für die verstärkte Fokussierung Chinas auf alternative Antriebe sieht man bei Aiways. Einem Unternehmen, das mit seinem Elektroauto U5 in Europa aufgrund schwacher Verkaufszahlen bisher nicht Fuß fassen konnte. Nachdem Mitte letzten Jahres die Produktion eingestellt und Gehälter nicht mehr ausgezahlt wurden, plant Aiways nun, mit einem verstärkten Fokus auf den Exportmarkt, die Produktion wieder aufzunehmen.
Dem für Übersee verantwortlichen Kommunikationsdirektor des Unternehmens Bernd Abel zufolge sei das unter anderem dem Preiskampf in China geschuldet, den man nicht gewinnen könne. Im Gegenteil: In China könne man nur Verluste machen, so Abel. Durch ein Überangebot von Elektroautos und Marken wurden die Gewinnspannen der Autohersteller stark gedrückt und schwächere Anbieter aus dem Markt gedrängt.
Zhidou Electric Vehicles, bekannt für seine Kleinst-Elektroautos, musste bereits 2019 Insolvenz anmelden. Doch mithilfe der Aima Technology Group und Geely hat das Unternehmen eine Umstrukturierung durchlaufen. Im April steht die Einführung eines neuen Modells, des Zhidou Rainbow, an, wie kürzlich auf dem offiziellen Wechat-Kanal des Unternehmens angekündigt wurde.
Ein weiteres Beispiel ist Haima Automobile, das ebenfalls aufgrund anhaltend schlechter Verkaufszahlen finanzielle Verluste verzeichnete. Im Januar erfolgte die Übergabe von Management und Vermögenswerten an eine von der Stadt Zhengzhou unterstützte Einheit. Zhengzhou, in Zentralchina gelegen, ist nun die Produktionsstätte des elektrischen Kleinbusses EX00 von Haima.
Diese Revitalisierungsbemühungen spiegeln sich in der Unterstützung durch lokale Regierungsvertreter wider. So äußerte sich der Gouverneur der Provinz Gansu, in der die Zhidou-Fabrik ansässig ist, positiv über die Wiederaufnahme der Produktion und die Aussichten auf schnelles Wachstum des Unternehmens. Auch Zhengzhou verfolgt ehrgeizige Ziele, indem die Stadt eine führende Rolle im Bereich der Elektroautoherstellung anstrebt, mit dem Ziel, eine jährliche Produktionskapazität von 1,4 Millionen Fahrzeugen zu erreichen.
Eine Wette auf die Zukunft
Die Wiederbelebung dieser strauchelnden Elektroautohersteller stellt jedoch eine Wette dar, die in Chinas umkämpftem Automobilmarkt Risiken birgt. Im vergangenen Jahr konnte nur ein Drittel der zwölf führenden Automobilhersteller ihre Verkaufsziele erreichen, was teilweise auf einen intensiven Preiskampf zurückzuführen ist, der die Gewinne schrumpfen lässt.
Ferner sorgen gemischte Signale der Regierung für Unsicherheit. Ein hoher Beamter kritisierte zu Jahresbeginn die lokalen Behörden für ihre übermäßigen Investitionen in die Elektroautoindustrie. Ein Risiko besteht darin, dass die neu belebten Elektroautohersteller langfristig erneut finanzielle Lasten für die kommunalen Haushalte darstellen könnten. Die Zeit wird zeigen, ob ein Comeback möglich ist.
Quelle: Automotive News Europe – Aiways, other struggling Chinese EV makers get a new lease of life