Die Moove hat sich für einen 1000 Kilometer langen Langstreckentest gleich sechs Elektroautos als Testwagen gesichert und sie in drei Zweierpaaren hinsichtlich realer Reichweite, maximaler Ladegeschwindigkeit, den Ladezeiten insgesamt unterwegs sowie der Qualität der Ladeplanung miteinander verglichen. Ins „Rennen“ geschickt wurden dabei mit dem MG4 Extended Range, dem Polestar 2 Dual Performance und dem Nio ET5 Touring drei chinesische Modelle, dem direkten Vergleich stellten sich dabei Tesla Model Y Performance, Hyundai Ioniq 6 4WD und Porsche Taycan 4 Cross Turismo.
MG gegen Tesla
Im ersten Duell treten MG4 und das mehr als doppelt so stark motorisierte Tesla Model Y gegeneinander an. Mit 75 und 77 kWh haben beide ähnlich große Akkus an Bord, beim Verbrauch benötigte der Tesla mit 22,6 kWh im Schnitt aber nur minimal mehr als der MG mit 22,4 kWh. Dank der höheren Ladeleistung musste das Model Y unterwegs mit 121 Minuten etwas weniger lang laden als der MG4 mit 148 Minuten, beide hatten damit im Ziel aber noch mehr als 120 Kilometer Restreichweite im Akku.
Für die Reichweite erhalten beide Fahrzeuge von der Redaktion vier von fünf Sternen. Bei der maximalen Ladegeschwindigkeit schneidet der Tesla mit drei Sternen etwas besser ab als der Chinese, der nur zwei Sterne erhält. Genauso sieht die Verteilung der Sterne bei den Ladezeiten aus. Den K.o.-Stoß erfährt der MG4 aber mit null Sternen für die nicht existente Ladeplanung, während der Tesla mit vier Sternen hier souverän punktet. Macht in der Endabrechnung 3,5 zu 2 Sterne zugunsten des Model Y.
Polestar gegen Hyundai
Im zweiten Duell muss sich der Polestar 2 mit dem Hyundai Ioniq 6 messen lassen. Mit knapp 80 kWh sind auch hier beide Akkus ähnlich groß, zudem schaffen beide Ladeleistungen von bis zu mehr als 200 kW. Beim Verbrauch schneidet der Hyundai mit 23,1 kWh etwas sparsamer ab als der Polestar mit 23,5 kWh. Unserer Erfahrung nach ist der Ioniq 6 ohne Allradantrieb deutlich sparsamer und selbst unter Mühen kaum oberhalb von 20 kWh zu fahren. Dank 800-Volt-Technik hat der Hyundai mit 74 Minuten unterwegs die kürzeste Ladezeit aller Teilnehmer, beim chinesischen Vergleichspartner sind es 129 Minuten.
Volle fünf Sterne erhält der Hyundai für diese tollen Ladegeschwindigkeiten und -zeiten, immerhin vier für Reichweite und Routenplaner. Macht in der Endabrechnung 4,5 Sterne, gegen die der Polestar nichts ausrichten kann. Zwar gibt es für die Reichweite noch vier Sterne, für Ladezeiten und Routenplanung gibt es aber nur drei Sterne. Und sogar nur zwei Sterne erhält der Polestar für die maximale Ladegeschwindigkeit, da er an der Ladesäule offensichtlich nicht das hielt, was er verspricht.
Nio gegen Porsche
Im dritten Duell geht der Nio ET 5 als Kombi ins Duell mit der langgezogenen Version des deutlich teureren Porsche Taycan. Letzterer hatte einen knapp 84 kWh großen Akku an Bord, der Nio den netto 90 kWh fassenden größeren Akku. Mit 25,5 kWh im Porsche und 25,8 kWh im Nio liegen beide Modelle in Sachen Verbrauch dicht beisammen, mit 75 Minuten Ladezeit (darunter ein Akku-Tausch) schneidet der Nio minimal besser ab als der Schnelllademeister Taycan mit 79 Minuten.
Für diese Ladezeit erhalten der Nio sowie der Porsche wie auch der Hyundai volle fünf Sterne. Der Taycan bekommt auch für die Routenplanung volle Punktzahl, während der Nio mit vier Sternen hier Abstriche machen muss. Bei der maximalen Ladegeschwindigkeit erhalten beide vier Sterne. Der Nio lädt zwar langsamer, mit der Option auf einen Akku-Wechsel mache er das aber wieder wett. Bei der Reichweite schlägt der Nio den Porsche jedoch recht deutlich mit vier zu zwei Sternen, letzterer ist offenbar einfach zu sportlich, um damit ressourcenschonend unterwegs zu sein.
Das führt am Ende zu einem knappen 4,5 zu 4 für den Nio, der den Porsche Taycan damit auf der Langstrecke schlägt. Es gibt jedoch ein großes Aber: Im Test wurde noch die alte Version des Taycans verwendet, inzwischen gibt es eine neue Version mit größerem Akku und noch höherer Ladeleistung. Das Duell „China gegen den Rest der Welt“ geht indes mit 2:1 an den Rest. Die Redaktion leitet daraus ab, dass sich rein über die Herkunft eines Autos nicht zwangsläufig etwas über dessen Langstreckentauglichkeit sagen lässt.
Quelle: Moove (3/2024, S. 60 bis 67) – „China gegen den Rest der Welt“