Wie Ferrari nachhaltiger werden will

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Ferrari

Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 3 min

Spätestens seit dem EU-Beschluss, ab 2035 keine neuen Verbrenner mehr zuzulassen, wissen alle Hersteller, dass sie auf Elektroautos setzen müssen, wollen sie nach diesem Zeitpunkt weiterhin Autos verkaufen. Für manche bedeutet dies einen radikaleren Umbau als für andere. Vor allem Sportwagenhersteller, die neben hohen Geschwindigkeiten mit großen, lauten und durstigen Motoren um die exklusive Kundschaft buhlen, müssen sich künftig mit anderen Merkmalen als dem röhrendem Auspuff von ihren Konkurrenten abheben.

So auch die italienische Edelschmiede Ferrari, die vor wenigen Tagen ihren Fahrplan für die kommenden Jahre vorgestellt hat. „Die Grenzen auf seine eigene unverwechselbare Weise weiter als je zuvor zu verschieben“, ist laut einer aktuellen Mitteilung der Plan des Herstellers. Gleich 15 neue Modelle wollen die Italiener zwischen 2023 und 2026 vorstellen, quasi eine Rundumerneuerung der Fahrzeugpalette, die aktuell gut ein Dutzend Modelle umfasst. Und die künftig mehr und mehr elektrifiziert werden soll: Bis 2026 soll das Angebot zu nur mehr 40 Prozent aus reinen Verbrennern bestehen, die restlichen 60 Prozent der Modellpalette sollen Hybrid-, Plug-in-Hybrid- und reine Elektroautos ausmachen, so der Sportwagenhersteller auf seinem Capital Markets Day 2022. Der erste vollelektrische Ferrari soll wie bereits angekündigt im Jahr 2025 vorgestellt werden. Bis 2030 zielt Ferrari auf ein Angebot ab, das aus nur noch 20 Prozent Verbrennern und jeweils 40 Prozent Hybriden und reinen Elektroautos bestehen soll.

Die Hybridantriebe von Ferrari sollen weiterhin vom technologischen Transfer der Rennerfahrung der Motorsportabteilung Scuderia profitieren, etwa aus der Formel 1, in der die elektrische Komponente des Antriebs immer wichtiger wird. Seine Elektromotoren, ebenfalls aus Rennlösungen abgeleitet, will der Hersteller selbst in seinem Firmensitz in Maranello entwerfen, von Hand fertigen und montieren, zusammen mit anderen Kernkomponenten, die für die Differenzierung der Technologie und Leistung seiner Autos entscheidend sind.

Der erste vollelektrische Ferrari, geplant für 2025, soll den „Nervenkitzel“ der Fahrer:innen auf ein neues Level heben. Elektroautos sind ohnehin prädestiniert dafür, schließlich steht das volle Drehmoment aus dem Stand zur Verfügung. Auch mit dem für einen Ferrari neuen Antrieb soll sich der Elektro-Sportwagen in allen Dimensionen von seinen Konkurrenten abheben, was Leistung, Gewicht, Fahrgefühl und auch den Klang betrifft.

Ein weiteres wichtiges Unterscheidungsmerkmal für Ferrari-Elektroautos soll die Art und Weise sein, wie die von Zulieferern bezogenen Batteriezellen in Maranello montiert werden. Die handgefertigten Batteriemodule sollen auf eine Art und Weise in das Chassis integriert werden, die es ermöglicht, das Gewicht des Fahrzeugs zu reduzieren, die Leistung zu steigern und ein einzigartiges Fahrerlebnis zu schaffen.

Eine zusätzliche Entwicklung des Werks in Maranello soll die technische Kapazität und Fähigkeit dieses Vorhabens sicherstellen. Insbesondere soll es durch ein neues E-Gebäude ergänzt werden, in dem u.a. Elektromotoren, Wechselrichter und Batterien entworfen, handgefertigt und montiert werden.

CO2-neutral bis 2030

Ferrari setzt sich laut eigener Aussage auch dafür ein, bis 2030 die volle CO2-Neutralität zu erreichen und seinen Beitrag zu den 2015 im Pariser Abkommen festgelegten Zielen zu leisten, durch einen ganzheitlichen und wissenschaftlichen Ansatz. Schwerpunkte liegen auf dem Einsatz von Ökostrom, dem Einsatz von Recycling-Materialien und Optimierungen in der Lieferkette, etwa bei der Rohstoffbeschaffung und der Komponentenproduktion.

Fun Fact am Rande: Ein Recycling seiner Autos, bzw. ein Plan für das Ende der Lebensdauer eines Fahrzeugs wird von dem Hersteller nicht berücksichtigt – da ein Ferrari laut eigener Aussage „für die Ewigkeit“ gebaut wird.

Quelle: Ferrari – Pressemitteilung vom 16.06.2022

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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Rüdiger:

„Allerdings hat ein Porsche zumeist im Alltag eine Nutzen, . . .“

???

David:

Das wird noch richtig lustig werden! Anders als Bentley und Rolls Royce hat man keine Kunden, denen mehr das Gesamtkonzept wichtig ist. Man ist eher in einem Boot mit Firmen wie Lamborghini. Da wird der Entzug vom Verbrennungsmotor schwer. Andererseits hat Porsche gezeigt, dass es auch für einen Sportwagenhersteller überzeugend möglich ist. Allerdings hat ein Porsche zumeist im Alltag eine Nutzen, das ist ein Unterschied.

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