Volkswagen plant, den Agenturvertrieb seiner Elektroautos in Deutschland zu beenden. Achim Schaible, Leiter der Marke Volkswagen Pkw in Deutschland, informierte die Vertriebspartner darüber in einem Schreiben, das der Automobilwoche vorliegt. Er erklärte demnach, dass im deutschen Markt derzeit und absehbar keine wirtschaftlich sinnvolle Alternative zum Eigenhandel existierten. Diese Entscheidung wurde kurz nach der Ankündigung getroffen, das Vertriebssystem für alle Marken und Märkte zu überprüfen. Die tschechische Automarke Skoda, Teil des Volkswagen-Konzerns, hat ihre Pläne zur Einführung des Agenturmodells bereits im September aufgegeben.
In anderen Ländern wie Schweden und Irland will Volkswagen jedoch weiter an der Vollagentur arbeiten und entsprechende Tests durchführen. Diese Vorhaben hatte bei vielen Händlern Fragen ausgelöst, insbesondere, weil die Erfahrungen mit der unechten Agentur seit 2020 nicht überzeugend waren. Die Händler bemängelten unter anderem, dass versprochene Entlastungen ausgeblieben seien und die Umstellung zu geringeren Vergütungen führte.
Für das kommende Jahr sind in Deutschland keine Änderungen geplant. Volkswagen könnte aber Anfang 2026 auf ein selektives Vertriebssystem für Elektroautos umsteigen. Andere Marken des Konzerns, wie Skoda und Volkswagen Nutzfahrzeuge, haben die Umstellung bereits gestoppt. Audi, das in einigen europäischen Ländern den Agenturvertrieb eingeführt hat, sieht ebenfalls keinen Grund, dieses Modell auf Deutschland auszuweiten. Audi-Deutschlandchef Philipp Noack betonte, dass es kurzfristig keine Pläne gebe, hier auf die Vollagentur umzusteigen. Bei einer Versammlung des Volkswagen- und Audi-Partnerverbands (VAPV) versicherte er, dass Audi gemeinsam mit den Händlern an einer zukunftsfähigen Ausrichtung arbeiten werde.
VW-Vorstand Martin Sander unterstrich zudem, dass keine Pläne bestehen, das Direktgeschäft in Deutschland ohne Beteiligung der Händler auszuweiten. Dies gelte abseits der Regelungen, die in bestehenden Verträgen bereits vorgesehen sind. Gleichzeitig hob er hervor, dass das Agenturmodell im Flottengeschäft, besonders bei gewerblichen Kunden, seit zwei Jahrzehnten erfolgreich sei. Dieses Modell soll europaweit ausgebaut werden, da sowohl Händler als auch der Hersteller damit zufrieden seien.
Die Mitteilungen von Volkswagen fanden bei den Vertriebspartnern positive Resonanz. Der neue Präsident des VAPV, Alexander Sauer-Wagner, sah die Erklärungen als klare Absage an die Vollagentur und ein Bekenntnis zur bestehenden Organisation sowie zu den bisherigen Verträgen. Dies unterstreiche den Stellenwert des Handelsnetzes innerhalb des Konzerns.
Quelle: Automobilwoche – Agenturmodell: VW zieht Schlussstrich bei Elektroautos