Volkswagen setzt in China auf Lokalisierung und Technik

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Laura Horst
Laura Horst
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Seit 2022 ist Ralf Brandstätter CEO von Volkswagen China und hat das Unternehmen seitdem grundlegend neu aufgestellt. Auf der IAA hat er mit der Automobilwoche darüber gesprochen, mit welcher Strategie er den größten und dynamischsten Automarkt der Welt erobern will. „Wir haben gesehen, wie sicher der Markt rasant Richtung Elektromobilität und digitale Technologien entwickelt. Damit sind auch viele neue Wettbewerber entstanden, die neue Produkte und Technologien zu einem sehr niedrigen Preisniveau anbieten – darauf haben wir uns schnell eingestellt“, sagte Brandstätter.

Selbst die chinesische Regierung hatte nicht damit gerechnet, dass der Markt sich so schnell verändert, und prognostizierte im Jahr 2020, dass New-Energy-Vehicles (NEVs) bis 2025 etwa 25 Prozent der Neuzulassungen ausmachen würden. Tatsächlich liegt ihr Anteil heute schon bei rund 50 Prozent.

„2030 erwarten wir einen NEV-Anteil am Gesamtmarkt von ungefähr 80 Prozent“, äußerte Brandstätter. Volkswagen will bis 2027 gleich 30 NEV-Modelle auf den chinesischen Markt einführen. Zugleich betont der China-Chef, dass Verbrenner weiterhin eine wichtige Rolle für das Geschäft spielen werden. Er geht davon aus, dass im Jahr 2030 von schätzungsweise 28 Millionen Autos immer noch 20 Prozent mit reinem Verbrennungsmotor ausgestattet sind, während Plug-in-Hybride und E-Autos mit Range-Extender einen Anteil von 35 Prozent ausmachen sollen.

Teil der Volkswagen-Strategie in China ist die Lokalisierung, die über eine Produktion vor Ort hinausreicht. „Wir sind nicht mehr 9000 Kilometer entfernt, sondern direkt da, wo Innovationen entstehen“, sagte Brandstätter. Volkswagen habe dazu Partnerschaften aufgebaut und arbeite schon in der Konzeptphase eng mit Zulieferern zusammen. Das Entwicklungszentrum in Hefei mit 3000 Experten ermögliche zudem die Entwicklung neuer Fahrzeuge innerhalb von 24 bis 36 Monaten. Dieses Tempo sei vor zweieinhalb Jahren undenkbar gewesen.

Mit Joint Ventures wie Carizon, das aus der Partnerschaft mit Horizon Robotics hervorgegangen ist, hat sich Volkswagen auch technologisch neu aufgestellt. Mit etwa 500 Software-Ingenieuren entwickelt das Joint Venture einen eigenen ADAS-Slack. „Ende des Jahres bringen wir Level 2+, 2026 folgt Level 2++, mit klarer Roadmap zu Level 3. Das ist unsere eigene Entwicklung – wir sind damit nicht länger von Blackbox-Systemen der Zulieferer abhängig“, erklärte Brandstätter.

Die Entwicklung und Produktion vor Ort in China bringen zum einen den Vorteil, dass gesetzliche Vorgaben und Regularien besser berücksichtigt werden können. Zum anderen sieht der China-Chef sie als Maßnahme, um eine Resilienz gegenüber geopolitischen Risiken zu schaffen. Volkswagen wolle daher einen überwiegenden Teil seiner Produkte und Technologien für den chinesischen Markt lokal produzieren.

Der Manager betonte die großen Unterschiede zwischen dem chinesischen und dem europäischen Markt: „Der durchschnittliche Neuwagenkunde in China ist im Schnitt 20 Jahre jünger als in Europa, Erstkäufer und hat eine geringe Markenloyalität. Außerdem ist er sehr technikaffin, verdient gut und wünscht sich ein cooles Auto“.

Wie in der westlichen Welt legten aber auch die chinesischen Kunden großen Wert auf Qualität und Sicherheit. Daher werde und wolle Volkswagen nie so schnell sein wie ein chinesisches Start-up, erklärte Brandstätter. „In China erobert heute der Schnelle den Markt und morgen der mit dem besten Gesamtpaket aus Tech, Verlässlichkeit und Sicherheit“, ergänzte der Volkswagen-Chef für China.

Quelle: Automobilwoche – VW-China-Chef: „Werden nie so schnell sein wie ein Start-up“

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