Update: Verkauf von Easee-Wallboxen bald auch bei uns verboten?

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Easee

Felix Katz
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Nach festgestellten Sicherheitsmängeln wurde ein Verkaufsverbot für die Easee-Wallboxen „Home“ und „Charge“ in Schweden verhängt. Nun hat die norwegische Regulierungsbehörde entschieden, dass sie im Fall Easee keine Einwände gegen die Schlussfolgerung der schwedischen Sicherheitsbehörde Elsäkerhetsverket erheben wird. Dies bedeutet, dass der Verkauf der beiden Ladestationen im gesamten europäischen Wirtschaftsraum (EWR) untersagt werden kann.

Die schwedische Behörde für elektrische Sicherheit (Elsäkerhetsverket) hatte im März dieses Jahres beschlossen, den Verkauf von Easee Home und Easee Charge zu verbieten. Die norwegische Regulierungsbehörde (Nkom) hat ihre eigenen Untersuchungen durchgeführt, nachdem sie von der schwedischen Entscheidung erfahren hatte. „Als Behörde hatten wir wirklich gehofft, dass wir in diesem Fall zu einem anderen Ergebnis kommen könnten. Leider hat Easee, obwohl ihr viel Zeit gegeben wurde, nicht ausreichend dokumentiert, dass Easee Home und Easee Charge die Anforderungen erfüllen. So hat Easee zum Beispiel nicht die Sicherheit des Produkts bei der Verwendung über einen längeren Zeitraum und unter verschiedenen klimatischen Bedingungen dokumentiert. Wir sind auch der Meinung, dass die Sicherheit der Lösung für die Zusammenschaltung der Relais nicht ausreichend dokumentiert ist“, sagt John-Eivind Velure, Abteilungsleiter bei Nkom.

Wenn keine anderen EWR-Länder bis Mitte Juni Einwände gegen die Schlussfolgerung der schwedischen Sicherheitsbehörde erheben und das Verwaltungsgericht in Schweden die Entscheidung bestätigt, sei Easee verpflichtet, die Entscheidung im gesamten EWR zu verfolgen. In der Praxis bedeutet dies ein Verkaufsverbot in allen EWR-Ländern, einschließlich Norwegen.

Da das Verfahren in Schweden noch nicht abgeschlossen ist, wird die Nkom Easee keine Aufträge erteilen, bis der Fall endgültig entschieden ist. „Wir von der Nkom sind für innovative und neue Lösungen auf dem Markt, aber dieser Fall ist ein klares Beispiel dafür, wie wichtig es für Hersteller, Importeure und Einzelhändler ist, sicherzustellen, dass die von ihnen verkauften Geräte den europäischen Vorschriften entsprechen und somit nachweislich sicher sind“, so Velure weiter.

Kein Verkaufsverbot in Norwegen bis zur endgültigen Klärung

Trotz der Aufmerksamkeit, die der Fall erregt hat, wurden keine Fehler gemeldet, die eine Gefahr für Leben und Gesundheit darstellen könnten. Laut Direktion für Katastrophenschutz und Notfallplanung (DSB) gebe es keine Hinweise darauf, dass die Ladegeräte im Gebrauch gefährlich seien. „Wenn Sie ein Easee-Ladegerät zu Hause haben, können Sie das Ladegerät wie gewohnt verwenden“, heißt es weiter.

Die Risikobewertung der Nkom zeigt auch, dass derzeit keine weiteren Maßnahmen erforderlich sind, die Situation aber genau beobachtet wird. Auf der Webseite von Easee heißt es, dass es „kein sofortiges Verkaufsverbot“ in Norwegen geben wird. „Wir haben uns für diesen Fall vorbereitet, respektieren die Entscheidung und werden den Dialog mit der Nkom fortsetzen sowie daraus lernen. Unser Dokumentationsprozess war nicht gründlich genug, und wir werden unsere Routinen mit Unterstützung externer Experten überprüfen, bevor wir neue Produkte auf den Markt bringen“, sagt Easee Geschäftsführer Jonas Helmikstøl.

Nkom wird den Ausgang des Gerichtsverfahrens in Schweden abwarten. Solche Verfahren können in der Regel mehrere Monate dauern. Solange diese Angelegenheit nicht geklärt ist, wird es kein Verkaufsverbot in Norwegen geben, und auch sonst sollen Easees Aktivitäten nicht beeinträchtigt sein. Die Produkte werden laut des Herstellers weiterhin aktualisiert – die App, die Cloud-Lösung und die Konnektivität werden genauso funktionieren wie bisher.

Zudem soll sogar ein neues Produkt in den Startlöchern stehen: „Wir arbeiten an der Erweiterung unseres Produktportfolios und werden sehr bald einen neuen Laderoboter auf den Markt bringen. Diese Schlussfolgerung, der weitere Dialog mit der Nkom und die Unterstützung durch externe Experten werden uns helfen, sicherzustellen, dass die Dokumentation einhundertprozentig sein wird. Wir haben als Unternehmen einige herausfordernde Monate hinter uns und wir haben viel gelernt“, sagt der Leiter der Easee-Produktabteilung Ola Njå Bertelsen.

Quellen: Norwegische Regulierungsbehörde – Schlussfolgerung der norwegischen Behörden im Fall Easee (norwegisch, übersetzt) / Easee – Kein Verkaufsverbot in Norwegen bis zur endgültigen Klärung des Verfahrens mit der ESV 

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Felix Katz

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Felix Katz liebt alles, was vier Räder und einen oder gleich mehrere Motoren hat. Nicht nur Verbrenner, sondern vor allem Elektroautos haben es ihm angetan. Als freiberuflicher Autojournalist stromert er nicht nur fast jeden Tag umher, sondern arbeitet seit über zehn Jahren für viele renommierte (Fach-)Medien und begleitet den Mobilitätswandel seit Tag eins mit.

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