Automobilhersteller haben auf dem US-Markt seit April, als die von Präsident Donald Trump verhängten Zölle in Kraft getreten sind, zusätzliche Kosten in Milliardenhöhe auf sich genommen. Während Analysten und Automanager einen rapiden Preisanstieg vorhergesagt hatten, hielten sich die Hersteller bisher zurück und gaben die Mehrkosten nur moderat an die Kunden weiter.
Im Zeitraum von Mitte März bis Mitte August ist der durchschnittliche vom Hersteller empfohlene Verkaufspreis für Neufahrzeuge in den USA um weniger als 1 Prozent gestiegen, wie der Autokauf-Webseite Edmunds zu entnehmen ist. Auch bei der Einführung der neuen Modellreihen für 2026 haben die Autobauer keine merklichen Preiserhöhungen vorgenommen. Laut Cox Automotive waren die Listenpreise im August 3,3 Prozent höher als im Vorjahr, was dem historischen Durchschnitt entspricht.
Händler und Analysten sagen, dass die Autobauer jedoch unter zunehmendem Druck stehen, die Preise anzuheben, da die Zölle offenbar fortbestehen werden. Statt die Mehrkosten direkt an die Kunden weiterzugeben, könnten die Hersteller einen Teil intern auffangen oder Zulieferer und Händler bitten, einen Teil zu übernehmen, wie Reuters schreibt.
Einige Autohersteller haben die Preise nur für bestimmte Modelle erhöht, was zum Beispiel die in Mexiko hergestellten Autos von Ford, einige Subaru-Modelle und Luxusmarken wie Aston Martin und Porsche betrifft. Zudem stiegen die Zielgebühren, bei denen es sich hauptsächlich um die Liefergebühren an den Händler handelt, für das Modelljahr 2025 um 8,5 Prozent, wie Händler und Analysten mitteilten. Das entspricht gegenüber dem Vorjahr dem stärksten Anstieg seit zehn Jahren.
Pandemie führte zu Preisanstieg von 30 Prozent
Führungskräfte in der Automobilbranche zeigten sich demnach zögerlich, die durch die Zölle verursachten Kosten direkt an die US-Kunden weiterzugeben, weil diese mit einem mehrjährigen Preisanstieg infolge der Pandemie konfrontiert waren. Laut Cox Automotive sind die durchschnittlichen Transaktionspreise auf dem Automarkt in den USA seit 2019 um etwa 30 Prozent auf 49.077 Dollar gestiegen.
Der Berater und ehemalige GM-Manager Warren Browne kommt in einer Analyse zu dem Schluss, dass die Autohersteller ab der zweiten Jahreshälfte ihre Preise anziehen werden, um ihre Gewinne zu sichern. Dafür würden sie eine geringere Nachfrage und sinkende Verkaufszahlen in Kauf nehmen. Aus seiner Analyse geht auch hervor, dass die zollbedingten Kosten pro Auto im Juni bei rund 2.300 Dollar lagen.
Experten rechnen mit langsamen Preiserhöhungen
Während General Motors für 2025 mit Brutto-Zollkosten in Höhe von bis zu 5 Milliarden Dollar rechnet, spricht Ford von etwa 3 Milliarden Dollar. Randy Parker, CEO von Hyundai North America, zufolge haben die Zollkosten das Unternehmensergebnis im zweiten Quartal um etwa 600 Millionen Dollar geschmälert. Dennoch erklärte Parker gegenüber Reuters: „Unsere Priorität bleibt es, durch erschwingliche Preise wettbewerbsfähig zu bleiben.“
Sowohl Händler als auch andere Branchenexperten gehen davon aus, dass die Hersteller die Preise behutsam anheben werden. „Es herrscht nach wie vor ein starker Wettbewerb, und der Marktanteil dieser Hersteller ist enorm“, sagte etwa Scott Kunes, CEO einer Händlergruppe im Mittleren Westen der USA, gegenüber Reuters.
Quelle: Reuters – Automakers have resisted raising car prices because of tariffs. That might not last