Die USA und die Europäische Union haben ihre im Sommer angekündigte Zollvereinbarung konkretisiert. Für die Autoindustrie bleibt jedoch vorerst alles beim Alten. Auf importierte Autos und Teile aus Europa erheben die USA weiterhin 27,5 Prozent Abgaben. Erst wenn die EU eigene Handelshemmnisse für US-Waren abbaut, soll der Satz auf 15 Prozent sinken. Diese Anpassung gilt ab dem Monat, in dem die europäischen Maßnahmen in Kraft treten. Rückwirkende Senkungen sind möglich, wenn die Umsetzung zeitnah erfolgt.
Bereits Ende Juli hatten sich EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und US-Präsident Donald Trump auf ein Abkommen im Handelsstreit verständigt. Trump hatte kurz zuvor mit einem Zollsatz von 30 Prozent gedroht. Das jetzige Ergebnis ist aus Sicht vieler Beobachter eine Entlastung, auch wenn der geplante Satz von 15 Prozent noch immer deutlich über den früheren 2,5 Prozent liegt.
Hildegard Müller, Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie, begrüßte die Verständigung, forderte aber schnelles Handeln in Brüssel. Sie verwies darauf, dass ein Zoll von 15 Prozent die Hersteller und Zulieferer weiterhin stark belaste. Ziel müsse es bleiben, mittelfristig zu niedrigeren Sätzen zurückzukehren. Für die Industrie sei entscheidend, dass Klarheit und Planungssicherheit geschaffen werden.
Das gemeinsame Dokument enthält auch Vereinbarungen zur regulatorischen Zusammenarbeit. Bestehende Standards sollen gegenseitig anerkannt und neue künftig gemeinsam erarbeitet werden. Für die Autoindustrie auf beiden Seiten des Atlantiks könnte dies Prozesse vereinfachen und Kosten senken.
Deutsche Automobilindustrie setzt auf US-Markt
Die deutsche Industrie ist eng mit dem US-Markt verflochten. Über 2000 Standorte von Herstellern und Zulieferern gibt es in den Vereinigten Staaten. Gleichzeitig wurden im vergangenen Jahr rund 450.000 Autos von Deutschland aus in die USA exportiert. Die Branche sieht daher die transatlantischen Beziehungen als zentrales Element ihrer internationalen Strategie.
Trotz der geplanten Senkung bleibt die Belastung spürbar. Unternehmen müssen mit deutlich höheren Kosten kalkulieren als noch vor April, als lediglich 2,5 Prozent anfielen. Hinzu kommt, dass der wirtschaftliche Druck in Europa ohnehin groß ist. Energiepreise, Investitionsunsicherheit und schwaches Wachstum erschweren die Lage zusätzlich.
Aus Sicht der Industrie zeigt der Konflikt, dass die EU ihre Wettbewerbsfähigkeit stärken muss. Dazu gehört es, den Standort attraktiver zu machen, verlässliche Rahmenbedingungen zu schaffen und internationale Abkommen entschlossen voranzutreiben. Freihandelsabkommen und Rohstoffpartnerschaften gelten als zentrale Bausteine. Nur so könne Europa wieder an wirtschaftlicher Stärke gewinnen.
Der Streit um Zölle hat deutlich gemacht, wie sehr politische Entscheidungen Märkte beeinflussen. Schon die Androhung höherer Abgaben durch die US-Regierung hatte die Branche verunsichert. Viele Firmen stellten Investitionen zurück, solange die Bedingungen unklar blieben. Mit der neuen Vereinbarung kehrt etwas mehr Berechenbarkeit zurück, auch wenn die Kostenlast bestehen bleibt. Die EU steht nun unter Druck, die eigenen Verpflichtungen umzusetzen. Je schneller Brüssel aktiv wird, desto früher können die Zölle tatsächlich gesenkt werden. Für Hersteller, Zulieferer und deren Beschäftigte wäre dies ein wichtiger Schritt, um den transatlantischen Handel wieder verlässlicher zu gestalten.
Quelle: Automobilwoche – Auto-Zölle: USA knüpfen 15-Prozent-Regel an Bedingungen / VDA – Pressemitteilung vom 21.08.2025