Die größte Gewerkschaft Schwedens, Unionen, hat am Dienstag ihre Unterstützung für den bereits seit sechs Monaten andauernden Streik der Tesla-Mechaniker erklärt. Dieser Streik verschärft den Konflikt zwischen dem US-Autohersteller und den tarifgebundenen Arbeitnehmern in Schweden weiter, wie das Manager-Magazin berichtet.
Im Mittelpunkt des Streiks steht die Weigerung von Tesla-Chef Elon Musk, einen Tarifvertrag zu unterzeichnen. Ein solcher Vertrag würde der Gewerkschaft ermöglichen, für die gesamte Belegschaft zu verhandeln. Musk scheint das Thema jedoch als erledigt zu betrachten: Er erklärte letzten Monat, der Streik sei in Schweden beendet. Vertreter der Metallarbeitergewerkschaft IF Metall widersprachen dieser Aussage jedoch deutlich. Noch im November bezeichnete der CEO von Tesla die Situation auf der Social-Media-Plattform X als “verrückt”.
IF Metall bleibt standhaft
IF Metall bestätigte gegenüber Reuters, dass etwa 44 ihrer Mitglieder, was ungefähr einem Drittel der schwedischen Mechaniker bei Tesla entspricht, seit Beginn des Streiks ihre Arbeit niedergelegt haben. „Der Streik dauert an, und es gibt keine Anzeichen dafür, dass wir in naher Zukunft eine Einigung erzielen werden“, sagte Marie Nilsson, Leiterin von IF Metall. Sie fügte hinzu, dass Tesla wenig Bereitschaft gezeigt habe, über eine Beendigung des Konflikts zu diskutieren.
Mittlerweile unterstützen über ein Dutzend Gewerkschaften den Streik der IF Metall. Unionen, mit rund 700.000 Mitgliedern die größte Angestelltengewerkschaft des Landes, schloss sich nun an. „Es ist von grundlegender Bedeutung, unser Tarifvertragssystem zu schützen“, erklärte Martin Wastfeldt, Verhandlungsleiter bei Unionen. Unionen begann am Dienstag mit einer Blockade, die alle Arbeiten für Tesla bei Dekra Industrial betrifft. Dekra führt die gesetzlich vorgeschriebenen Anlagenprüfungen durch. Tesla stellt keine Autos in Schweden her, sondern wartet sie vor Ort. Das Model Y von Tesla ist das meistverkaufte Auto in dem Land.
Sollte Tesla versuchen, die Blockade durch andere Dienstleister zu umgehen, ist Unionen bereit, weitere Maßnahmen zu ergreifen. Diese könnten auch Unionen-Mitglieder betreffen, die Nummernschilder für Tesla in Schweden herstellen. Zusätzlich könnten Mitarbeiter in den Bereichen Verwaltung, Personalwesen und Finanzen bei Tesla selbst einbezogen werden. „Wir haben diese Maßnahmen in unserem Arsenal, um Konflikte auf dem Arbeitsmarkt zu lösen“, sagte Wastfeldt. Gerade die Nummernschilder-Thematik dürfte Musk aufstoßen, da Tesla deswegen bereits in jüngster Vergangenheit Klage gegen Schweden eingereicht hat.
Tesla schweigt zu den Vorwürfen
Tesla äußerte sich auf Anfrage von Reuters nicht zu den Vorwürfen. Das Unternehmen hatte jedoch bereits erklärt, dass seine schwedischen Mitarbeiter genauso gute oder sogar bessere Bedingungen haben sollen als die, die die Gewerkschaft fordert. Der Arbeitskampf ist von großer Bedeutung für Tesla. Eine Nachgiebigkeit in Schweden könnte die harte Haltung des Unternehmens gegenüber Gewerkschaften weltweit untergraben. Zudem könnte der Streik auf größere Tesla-Niederlassungen in anderen Ländern, wie etwa Deutschland, übergreifen, wo es bereits zu Protesten von Aktivisten in Grünheide gekommen ist.
Obwohl die Zahl der Streiks in Schweden gering ist, steht viel auf dem Spiel. Die Zulassung von Unternehmen ohne Tarifverträge könnte die schwedischen Gewerkschaften schwächen und das Modell des Landes bedrohen, was den Staat zu mehr Kontrolle zwingen könnte. „Für IF Metall ist es sehr wichtig, nicht zu verlieren. Das können sie einfach nicht tun“, sagte der Gewerkschaftsexperte Anders Kjellberg.
Der Konflikt zeigt keine Anzeichen einer baldigen Lösung. Seit Dezember blockieren nordische Hafenarbeiter die Autolieferungen von Tesla nach Schweden. Trotz der Störungen bleiben Teslas Verkäufe in Schweden aber stabil. Die Neuzulassungen halten mit dem Markt Schritt. Seit Februar hat Tesla rund 25 Zeitarbeiter aus anderen europäischen Ländern rekrutiert. Einige dieser Arbeiter kamen für kurze Einsätze. Ob dies im Kontext des Streikes steht, bleibt ungewiss. Tesla hat dazu keine Stellung bezogen.
Mögliche Lösungsansätze
Obwohl der Konflikt derzeit festgefahren scheint, wies Kjellberg auf mögliche Lösungen hin. So lässt Amazon seine schwedischen Lagerhäuser von einem Drittunternehmen verwalten, das Tarifverträge unterzeichnet hat. Damit umgeht der US-Mutterkonzern direkte Verpflichtungen. Eine solche Lösung wäre durchaus vorstellbar. Denn Tesla lehnt global Tarifverträge und Gewerkschaften ab und betreibt in Schweden keine Fabrik, aber mehrere Werkstätten. Der Amazon-Weg wäre eine Option, dass beide Seiten ihr Gesicht wahren. Es wird sich zeigen, ob Tesla eventuell doch noch nachgibt auf die Forderungen aus Schweden.
Quelle: Manager-Magazin – Tesla-Streik in Schweden spitzt sich zu