Stellantis hat Anfang der Woche die vorläufigen, ungeprüften Kennzahlen für das erste Halbjahr 2025 veröffentlicht. So betrug der Nettoumsatz in diesem Zeitraum schätzungsweise 74,3 Milliarden Euro, der Jahresfehlbetrag lag bei 2,3 Milliarden Euro und das bereinigte Betriebsergebnis bei einer halbe Milliarde Euro. Der Cashflow aus laufender Geschäftstätigkeit wurde auf 2,3 Milliarden Euro und der industrielle freie Cashflow auf 3 Milliarden Euro geschätzt. Die finalen Finanzergebnisse sollen am 29. Juli 2025 veröffentlicht werden.
Laut der Pressemitteilung von Stellantis gab es verschiedene Faktoren, die einen wesentlichen Einfluss auf die Ergebnisse des ersten Halbjahres hatten. Dazu gehören unter anderem erste Maßnahmen, die zur Verbesserung von Performance und Rentabilität eingeleitet wurden, sowie außergewöhnliche Kosten in Höhe von 3,3 Milliarden Euro, die u. a. für Bußgelder oder Programmstornierungen sowie Beeinträchtigung der Plattformen aufgewendet wurden. Diese Ausgaben wurden aus dem bereinigten Betriebsergebnis (AOI) ausgeschlossen.
Negativ auf das AOI haben sich, so die Pressemitteilung, höhere Industriekosten, geografische und andere Mischfaktoren sowie Wechselkursänderungen ausgewirkt. Außerdem haben die US-Zölle erste Veränderungen hervorgerufen. Stellantis musste so 0,3 Milliarden Euro an Nettozöllen aufwenden und geplante Produktion streichen.
Rückläufige Auslieferungen im zweiten Quartal
Im Rahmen dieser Veröffentlichung der vorläufigen Halbjahreszahlen 2025 hat Stellantis auch seine Quartalszahlen für das zweite Quartal des Jahres 2025 von April bis Juni bekannt gegeben. Hinsichtlich der Auslieferungen, also der Anzahl an Fahrzeugen, die an Händler, Distributoren oder Einzelhandels- bzw. Flottenkunden geliefert werden, gab es einen Rückgang. Mit knapp 1,4 Millionen Einheiten, die bis zum 30. Juni ausgeliefert wurden, lag der Rückgang im Vergleich zum Vorjahr bei 6 Prozent.
Diese Entwicklung führt Stellantis nicht nur auf die Produktionsunterbrechungen im Zusammenhang mit den nordamerikanischen Zöllen zu Beginn des Quartals zurück, sondern auch auf die Umstellung verschiedener Modellportfolios in Europa. Dort befinden sich mehrere wichtige Modelle aktuell entweder in der Hochlaufphase oder werden erst in der zweiten Hälfte des Jahres auf den Markt kommen. So befinden sich neue Fahrzeuge mit der Smart-Car-Plattform in der Hochlaufphase auf volles Produktionsniveau. Außerdem zeige sich im Vorjahresvergleich sich die Produktionspause des Fiat 500 mit Verbrennungsmotor bis zur Ankunft seines Mild-Hybrid-Nachfolgers. Dann allerdings, nach Hochlaufphasen und Markteinführungen, rechnet Stellantis mit einer positiven Entwicklung durch diese Modelle in der zweiten Jahreshälfte 2025.
Auch hinsichtlich der Elektrifizierung hat der neue Stellantis-CEO Antonio Filosa kürzlich eine neue Unternehmensstrategie bekannt gegeben, die die Entwicklung der Jahreszahlen bereits prägen könnte. Der vorherige CEO Carlos Tavares hatte zwar ambitionierte Pläne für den Wandel hin zur Elektromobilität, jedoch ist der Konzern zunehmend ins Straucheln geraten. In den USA sollten ursprünglich bis 2030 die Hälfte aller Autos und in Europa sogar alle Autos elektrisch sein. Chrysler und Alfa Romeo mussten ihre Pläne jedoch inzwischen verschieben und die Einführung des Ram 1500 als Elektroauto wurde von 2024 auf 2027 verschoben.
Auslieferungen nach Region
Rückgang in den USA und Europa
Insgesamt lassen sich die rückläufigen Auslieferungszahlen auf einzelne Märkte zurückführen. So zeigen die Zahlen, dass vor allem auf dem nordamerikanischen und dem europäischen Markt im Vergleich zum Vorjahresquartal weniger ausgeliefert wurde. In Nordamerika gingen die Auslieferungen im Vergleich zum zweiten Quartal 2024 um rund 109.000 Einheiten und in Europa um rund 50.000 Einheiten zurück, was einem Rückgang von 25 Prozent bzw. 6 Prozent im Jahresvergleich entspricht. Neben den Zöllen und Portfolioumstrukturierungen gibt Stellantis dafür auch geringere Flottenverkäufe in den USA als Grund an.
Stellantis, der als europäisch-US-amerikanischer Automobilkonzern insgesamt über ein Dutzend verschiedene Automarken, wie z. B. Fiat, Peugeot und Opel unter sich vereint, wird durch Zölle bei seinen Fahrzeugexporten stark eingeschränkt. Stellantis-Marken wie Jeep oder Ram sind vor allem für den US-amerikanischen Markt ausgelegt. Andere europäische Konzerne, wie beispielsweise Renault, haben durch den Fokus auf den europäischen Markt weniger starke Schwierigkeiten seit der Einführung der US-Zölle durch Trump.
Zuwachs im mittleren Osten, Afrika und Südamerika
In den anderen Verkaufsregion von Stellantis stiegen die Auslieferungen insgesamt um 71.000 Fahrzeuge. Dies entspricht einem Anstieg von 22 Prozent im Vorjahresvergleich, von dem ein Anstieg von 30 Prozent auf den Nahen Osten und Afrika sowie ein Anstieg von 20 Prozent auf Südamerika entfällt. Dies sei, so die Pressemitteilung von Stellantis, vor allem getrieben durch ein Wachstum in der Türkei sowie positive Entwicklungen in Ägypten, Algerien und Marokko. In Südamerika setze Stellantis nach eigenen Angaben seine Führungsposition mit einem Anstieg von 43.000 Einheiten fort und profitiert von höheren Branchenvolumen, insbesondere in Argentinien und Brasilien.
Quelle: Stellantis – Pressemitteilung vom 21. Juli 2025