Shell macht abermals einige Wasserstoff-Tankstellen dicht

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Daniel Krenzer
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  —  Lesedauer 2 min

Der Energiekonzern und Tankstellenbetreiber Shell rudert beim Wasserstoff abermals zurück. Nachdem kürzlich in Großbritannien alle betriebenen Wasserstoff-Tankstellen für Pkw stillgelegt worden waren, sollen nun auch alle sieben öffentlichen H2-Zapfpunkte in Kalifornien dauerhaft deaktiviert werden. Grund dafür seien „Verkomplizierungen in der Lieferkette und andere externe Marktfaktoren“, wie die Automobilwoche berichtet.

Potential sieht Shell in Sachen Wasserstoff demnach zwar für schwere Lkw, jedoch nicht für Pkw. Dies liegt dem Bericht zufolge zum einen am hohen Preis für Wasserstoff – in den USA war er zuletzt auf 30 US-Dollar pro Kilo gestiegen, womit 100 Kilometer mit einem BMW iX5 Hydrogen etwa 36 Euro kosten würden. Zum anderen zeigt der Testlauf in Kalifornien offenbar – es ist der einzige US-Staat, in dem aktuell ernsthaft an einem Wasserstoff-Netz gearbeitet wird –, dass die Versorgung mit H2 viele große Herausforderungen mit sich bringe. So klagten Fahrer von Brennstoffzellenfahrzeugen immer wieder „über lange Wartezeiten, unregelmäßige Öffnungszeiten und vielfach leergetankte Tankstellen“.

Aus 48 H2-Tankstellen werden 0

Eigentlich wollte Shell in Kalifornien 48 Wasserstoff-Tankstellen errichten, entschied sich aber im vergangenen Jahr dafür, es erst einmal bei der bestehenden Anzahl zu belassen. Doch nun müssen auch diese weichen, weil sie ganz offensichtlich immer mehr zum Verlustgeschäft werden. „Experten sehen in der Entscheidung zwar noch kein drohendes Aus für die gesamte Wasserstoff-Infrastruktur in den USA, allerdings ein bedenkliches Signal“, schreibt die Automobilwoche. Doch auch in den USA ist es bislang politisch gewollt, das Transportnetz für H2 kräftig auszubauen – allerdings perspektivisch wohl vorrangig für die Energieversorgung der Industrie.

Auch in Deutschland ist die Zahl von Wasserstofftankstellen zuletzt stagnierend, zwischendurch war sie sogar leicht rückläufig. Aktuell gibt es im gesamten Land 92 Tankstellen. Die Nachfrage ist laut H2.Live aber stetig angestiegen und bewegt sich aktuell bei etwa 50 Tonnen pro Monat. Serienmäßig zu kaufen gibt es in Deutschland derzeit jedoch nur den Toyota Mirai sowie den Hyundai Nexo als Brennstoffzellenfahrzeuge, beim BMW iX5 Hydrogen handelt es sich um eine Kleinserie, um damit Praxiserfahrungen zu sammeln.

Quelle: Automobilwoche – „Shell schließt weitere Wasserstoff-Tankstellen“

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Daniel Krenzer

Daniel Krenzer

Daniel Krenzer ist als studierter Verkehrsgeograf und gelernter Redakteur seit mehr als zehn Jahren auch als journalistischer Autotester mit Fokus auf alternative Antriebe aktiv und hat sich zudem 2022 zum IHK-zertifizierten Berater für E-Mobilität und alternative Antriebe ausbilden lassen.

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KaiGo:

Ich glaube man muss hier mal ganz stark zwischen Verkaufspreis und Produktionskosten unterscheiden. Eine Liter Benzin kostet in der Produktion auch nur 20-30ct. Eine kWh Strom kostet im Moment 5-9ct, je nach Tageszeit (Börsenpreis). Dann kommen Transportkosten bzw. Netzentgelte und Steuern usw dazu. Was verdienen wollen der Hersteller und der Verkäufer auch noch, seine Produktionsstätte und die Tankstelle (ca. 1Mio wenn ich mich recht erinnere) sind auch nicht für lau vom Himmel gefallen. Die Investitionen wollen sich rentieren und sollen ja Gewinn abwerfen. Nur so funktioniert Wirtschaft ;-).

1kg Wasserstoff hat zunächst ja mal ca. 33kWh Energie: 1kWh Wasserstoff = 6-18ct/kWh in der Produktion bei den von dir angenommen 2-6$/kg. Stimmt z.B. hiermit überein:
https://www.chemietechnik.de/energie-utilities/wasserstoff/was-kostet-wasserstoff-jetzt-und-in-zukunft-338.html

Nun ist die Frage, was die anderen Faktoren für Einflüsse (Transport usw). Keine Ahnung. Lokale Produktion sicher weniger, als importiert aus Übersee. In den EU wird übrigens 3€/kg in 2030 als realistisch angesehen.

Meine Ansicht ist: wir werden grünen Wasserstoff brauchen, aber nicht für PKWs.

Stefan:

Welche Politiker genau? Bitte nicht verallgemeinern. Es setzen ja in Deutschland noch viele Politiker, z. B. die meisten der AFD, viele der Union und einige der FDP auf den Verbrenner. Aber desshalb sind ja nicht alle Politiker dumm. Und H2 ist aus Effizienz und Kostengründen bei PKW von Start weg tot gewesen. Die Natrium Ionen Batterie wird H2 im Consumer Segment den Rest geben. Auch als Hausstromspeicher. H2 für die Industrie ist ein anderes Thema.

Daniel W.:

A) Noch eine Zahlensammlung.

—–
STROMGESTEHUNGSKOSTEN ERNEUERBARE ENERGIEN JUNI 2021
(Grafik – Balken nach Augenmaß abgelesen und gerundet auf ganze und halbe Zahlen)

Stromgestehungskosten bzw. Betriebskosten in €cent/kWh

PV Dach klein ———————> 6 – 11
PV Dach klein Batterie 1:1 —> 8,5 – 20

PV Dach groß ——————-> 5 – 10
PV Dach groß Batterie 1:1 —> 7 – 14,5

PV frei ——————-> 3 – 5,5
PV frei Batterie 2:3 —> 5 – 10

Wind Onshore —-> 4 – 8,5
Wind Offshore —> 7 – 12

Biogas ————> 8,5 – 17
Feste Biomasse —> 7 – 15

Braunkohle —> 10,5 – 15
Steinkohle ——-> 11 – 20

GuD —> 8 – 13
Gas —> 11,5 – 29

(Quelle: ise.fraunhofer.de – PDF)
—–

B) Vergleich von Wind- und PV-Strom

Windstrom an Land (Onshore) 3,7 bis 6,6 Cent pro kWh
Windstrom auf dem Meer (Offshore) 6,3 bis 10,2 Cent pro kWh
(Quelle: boeckler.de – 31.08.2023)

Wind Onshore (an Land) ———-> 4 – 8,5 Cent/kWh
Wind Offshore (auf dem Meer) —> 7 – 12 Cent/kWh

PV frei —> 3 – 5,5 Cent pro kWh

C) Fazit

Strom von großen PV-Freianlagen ist bei den Stromgestehungskosten deutlich günstiger als Strom von großen Windkraftanlagen.

Man müsste nicht unbedingt teure Windkraftanlagen auf dem Meer bauen, wenn es nur um günstige Ökostrompreise geht. Auf dem Meer aber weht der Wind beständiger als an Land, deshalb gehören auch große Windkraftanlagen auf dem Meer zur Energiewende.

Kliko:

Und die dummen Politiker in Deutschland und Österreich setzen noch immer auf Wasserstoff

Volker Krumm:

60 Cent pro kWh, wo wohnst Du?

Wolfbrecht Gösebert:

„Die Mineralöl-/Energie-Versorger wollen ggf. mit allem (zur Verfügung stehenden) Einfluß die Abhängigkeit (und damit natürlich ihren Profit) der Millionen von Verbrenner-Fahrzeugen an ihren Tankstellen erhalten …“

Belegzitat:
„Heute wurde Klaus Bonhoff, Leiter der Grundsatzabteilung, mit sofortiger Wirkung entlassen. Und Adam Mutwil, Leiter des Referats für Wasserstoff und Brennstoffzellen, wurde versetzt.
Hintergrund ist eine Vergabe von Fördermitteln in Höhe von rund 1,5 Mio. Euro für das Innovationscluster HyMobility …“
c&p–>
electrive.net/2024/02/15/bmdv-abteilungsleiter-klaus-bonhoff-nach-wasserstoff-affaere-entlassen/

Dodo:

Nun, das mit H2 Religion ist schon veraltet. Die meisten Petrolheads glauben ganz einfach dass sich die E-Mobilität nicht durchsetzen wird. Dazu hoffen sie natürlich dass eine bestimmte Partei mitregiert und schon sind sie langfristig gesehen am Ziel.

Philipp:

„Angegebene Preise im Netz für knapp die Hälfte beziehen sich auf Neukunden, nicht Bestandskunden, sind also temporäre Lockangebote.“

Und warum wechselst du dann nicht und bist „Neukunde“? Oder auch möglich: Anrufen und fragen, ob sie deinen Tarif anpassen, sonst wechselst du.

Wechseln sind ein paar Klicks und ein paar Texteingaben und selbst 12 Monate später kommt nicht plötzlich eine Verdoppelung der Kosten ins Haus geflattert – weil dann wechsel ich ja wieder. Aber wenn man NIE wechselt, dann wird man natürlich bestraft, selbst Schuld.

Über hohe Stromkosten zu jammern und dann nicht bereit zu sein, den kleinen aber notwendigen Schritt zu gehen und zu wechseln, finde ich nicht gerade sinnvoll.

Wir haben eine Marktwirtschaft, verlangt wird was der Kunde bereit ist zu zahlen. Wenn das dann 60c/kWh sind, dann jammer nicht.

Gregor:

Ähm ja, anders als PV Strom muss H2 sehr aufwendig transportiert werden. Und die H2 Tankstelle kostet auch mehr als eine Wallbox.
Das muss es einem doch Wert sein, wenn man unbedingt ineffizient H2 zum Fahren nutzen will. ;)

Gregor:

einer der Lobby Maulwürfe im Verkehrsministerium wurde rausgeschmissen. Man wollte mit Steuergeld die H2 Mobilität ins Rechte Licht rücken… ekelhaftes Pack.

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