USA: Teslas Absatz fällt im November auf Vierjahrestief

USA: Teslas Absatz fällt im November auf Vierjahrestief
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Tobias Stahl
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Trotz der Einführung neuer, günstigerer Basisvarianten seiner Fahrzeuge sind die US-Verkäufe von Tesla im November auf den niedrigsten Wert seit fast vier Jahren gefallen. Das geht aus aktuellen Schätzungen von Cox Automotive hervor, die Reuters exklusiv vorliegen.

Der Erfolg der günstigeren „Standard“-Varianten ist für Tesla von besonderer Bedeutung, da der Elektroautobauer sich in einem umfassenden Transformationsprozess befindet: Tesla-CEO Elon Mus will das Unternehmen auf den Bau von Robotaxis und humanoiden Robotern umstellen, muss dafür aber weiterhin Autos verkaufen und hinreichende Einnahmen erzielen.

Wegfall der US-Steuergutschrift für E-Autos hat die Kauflaune merklich getrübt

Die E-Auto-Verkaufszahlen in den USA sind merklich eingebrochen, seit die Regierung um US-Präsident Trump Ende September die Steuergutschrift in Höhe von 7500 US-Dollar abgeschafft hat. Um dem Nachfragerückgang entgegenzuwirken, brachte Tesla im Oktober abgespeckte Versionen seines Elektro-SUV Model Y und seines ersten Volumenmodells Model 3 auf den Markt – die Preise beider Modelle liegen nun rund 5000 US-Dollar unter denen der bisherigen Basismodelle.

Beobachter hatten erwartet, dass die frische Nachfrage nach den neuen Basisversionen Teslas Verkaufszahlen im November stützen würde, aber die Daten von Cox Automotive zeigen, dass der Gesamtabsatz des Unternehmens verglichen mit dem Vorjahresmonat um fast 23 Prozent auf 39.800 Fahrzeuge gefallen ist. Das ist der niedrigste Wert für Tesla seit Januar 2022.

„Der Rückgang zeigt eindeutig, dass die Nachfrage nach den Standard-Varianten, die nach dem Auslaufen der Steuergutschrift den Absatz ankurbeln sollten, nicht ausreicht“, so Stephanie Valdez Streaty, Leiterin für Brancheneinblicke bei Cox. „Außerdem kannibalisieren die Standard-Verkäufe die Verkäufe der Premium-Versionen, insbesondere des Model 3.“

Viele Wettbewerber wurden vom Wegfall der Steuergutschrift allerdings noch härter getroffen als Tesla: Insgesamt gingen die E-Auto-Verkäufe in den USA im November um mehr als 41 Prozent verglichen mit November 2024 zurück. Teslas Markanteil stieg in dem Zeitraum von 43,1 Prozent auf 56,7 Prozent.

„Die Antwort lautet also, dass Tesla ein völlig neues Fahrzeug in seinem Portfolio braucht. Punkt.“

Der ehemalige Branchenprimus durfte sich jahrelang über steigende Verkaufszahlen freuen – im vergangenen Jahr gingen die Auslieferungen dann erstmals zurück. Reuters zufolge sei das auf hohe Kreditzinsen, die die Verbraucherstimmung trübten, und auf den zunehmenden Wettbewerb insbesondere in Europa und China zurückzuführen.

Auch für das Gesamtjahr 2025 erwarten Analysten einen weiteren Rückgang der Auslieferungen für Tesla. Der Autohersteller hat seit dem Marktstart des Cybertrucks, der sich bislang nur schleppend verkauft, kein neues Modell mehr auf den Markt gebracht. Teslas Modellpalette gilt inzwischen als überaltert, wenngleich auch die älteren Modelle in unregelmäßigen Abständen Auffrischungen erhalten.

„Tesla steht im nächsten Jahr vor einer großen Herausforderung, da mehrere andere Autohersteller die Einführung günstigerer Fahrzeuge planen, die ebenfalls mit vielen attraktiven Funktionen ausgestattet sind“, erklärt Branchenexpertin Streaty. „Die Antwort lautet also, dass Tesla ein völlig neues Fahrzeug in seinem Portfolio braucht. Punkt.“

Auch Elon Musks Zusammenarbeit mit US-Präsident Donald Trump und die rechtspopulistische Rhetorik, mit der der Tesla-Chef immer wieder Schlagzeilen macht, haben dem Markenimage von Tesla empfindlich geschadet. Musks politische Ansichten hatten in den USA und anderen Ländern zu Protesten vor Tesla-Showrooms geführt.

Aktuell bietet Tesla in den USA Null-Prozent-Finanzierungen für die Basisvariante des Model Y an. Zwar seien solche oder ähnliche Angebote während der Weihnachtszeit üblich. Dass das Angebot jedoch für ein Modell gilt, dessen Auslieferung erst vor etwas mehr als einem Monat begonnen hat, sei ein Zeichen für eine schwache Nachfrage, argumentieren Analysten und Investoren. Sowohl das Standard Model Y als auch das Standard Model 3 waren in dieser Woche auf der US-amerikanischen Tesla-Website verfügbar und als preisreduziert gekennzeichnet.

„Ich denke, unterm Strich würde man keine 0-Prozent-Finanzierung anbieten, wenn die Nachfrage da wäre“, so Shawn Campbell, Berater bei Camelthorn Investments. „Die Lösung für das Nachfrageproblem muss letztendlich in neuen, frischen Modellen liegen.“

Quelle: Reuters – Exclusive: Tesla US sales drop to nearly 4-year low in November despite launch of cheaper versions

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Tobias Stahl

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Tobias Stahl kann sich für alle Formen der Fortbewegung begeistern, aber nachhaltige Mobilität begeistert ihn besonders. Da ist es kein Wunder, dass er schon seit 2019 über E-Autos, erneuerbare Energien und die Verkehrswende berichtet.

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